Wie vertritt man als katholischer Theologe seine Positionen in einem staatlichen Gremium? Wie ist der Bundestagswahlkampf aus Sicht der katholischen Ethik zu beurteilen und war die Unions-Kritik der Kirchen nicht überzogen gegenüber der C-Partei? Ist der kirchliche Umgang mit der AfD angesichts ihres Wahlerfolges sogar kontraproduktiv gewesen?
Rund vierzig Minuten spricht der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Marc Frings, im gemeinsamen Podcast von ZdK und DOMRADIO.DE "Frings fragt" mit Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl am Tag nach der Bundestagswahl.
Lob-Hüdepohl ist Professor für Theologische Ethik an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB). Zudem ist er Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und war bis 2024 Mitglied des Deutschen Ethikrates. Dort führte er in den acht Jahren seiner Zugehörigkeit viele Debatten mit den säkularen Mitgliedern. Schließlich sei er als Wissenschaftler in das Gremium berufen worden, nicht als Legat der Katholischen Kirche. Auch bei kirchlichen Positionen zähle das Argument, man müsse die jeweilige Position der Kirchen in den gesellschaftlichen Debatten gut begründen, so Lob-Hüdepohl.
Richtiger Umgang mit der AfD?
Mit Blick auf den Wahlkampf zur Bundestagswahl kritisiert der Ethiker die Verkürzung vieler Themen, etwa bei der Migrationspolitik, bei der vor allem auf die ungesteuerte Migration geschaut worden sei.
Trotz des Engagements gegen die AfD auch des Zentralkomitees landete die bei über 20 Prozent. Dennoch hält Lob-Hüdepohl die klare Abgrenzung der Kirche und des ZdKs für richtig. Aber: "Ich glaube, wir müssen uns viel stärker als bisher nicht nur gegen etwas artikulieren, so wichtig eine klare Abgrenzung ist, vor allen Dingen müssen wir uns auch für etwas engagieren, also für die demokratische Lebensform."
Zum Ärger an der Kritik des ZdK an Friedrich Merz mit dem verbundenen Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer aus dem Katholiken-Gremium betont Lob-Hüdepohl die Unabhängigkeit des Zentralkomitees. Genauso wenig wie die Union der verlängerte Arm der Kirchen sei, sei das ZdK nicht die Fortsetzung der CDU/CSU: "Wir spielen unterschiedliche Rollen, und da kommt es eben gelegentlich zu Kontroversen. Und dass das jetzt auch in einem Rücktritt geendet hat, das fand ich bedauerlich."
In den beiden ersten Folgen von "Frings fragt" sprach Marc Frings mit der Psychologin Marina Weisband und dem Politik-Journalisten Albrecht von Lucke. In der dritten Folge war Soziolog:in Sabine Hark zu Gast, in der vierten Folge dann der Leiter des Bundesarchivs Prof. Dr. Michael Hollmann. Zuletzt sprach Marc Frings mit dem Literaturwissenschaftler Heinrich Detering und kurz vor der Bundestagswahl mit dem ZEIT-Journalisten Heinrich Wefing.