"Wir haben zurzeit noch keine gemeinsamen Einheitsvorstellungen, worauf die ökumenischen Bemühungen zulaufen sollten", so Feige.
"Das ist das Dilemma", ergänzte der Vorsitzende der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz an diesem Freitag in Wittenberg. In wesentlichen Grundlagen seien sich Katholiken und Protestanten aber einig. Es gehe seiner Ansicht nach nun um eine "sichtbare Einheit in versöhnter Verschiedenheit" und die Frage, was konkret dazugehöre.
Junkermann: Ökumene ein dynamischer Prozess
Die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann hob hervor, dass Ökumene ein dynamischer Prozess bleiben müsse. Sie bezeichnete die wechselseitige Verständigung und das gemeinsame "auf dem Weg sein" als unverzichtbar. Zugleich müsse der Blick auf den bestehenden theologischen Dissens gerichtet bleiben. "Es ist falsch zu sagen, das spiele keine Rolle mehr", so Junkermann.
"Das macht die Schätze der jeweiligen Konfessionen klein." Dem pflichtete Feige bei: "Wir sind ja vor 500 Jahren nicht wegen Banalitäten auseinandergegangen." Zugleich räumte der Magdeburger Bischof ein, dass die Ergebnisse des theologischen Ökumene-Diskurses in der Öffentlichkeit nur wenig rezipiert würden.
Eklat bei der Veranstaltung
Beide äußerten sich bei der noch bis Sonntag dauernden "Wittenberger Ökumenischen Versammlung" anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Internationen Ökumenischen Gemeinschaft (IEF).
Zu einem Eklat kam es dabei, als der Präsident der deutschen IEF-Region, Hans-Georg Link, Feige und Junkermann aufforderte, beim ökumenischen Spitzentreffen der Kirchen am 14. September in Trier "endlich konkretere Vereinbarungen" festzuschreiben, und erklärte: "Wir sind 30 Jahre lang mit Allgemeinplätzen abgespeist worden." Feige erklärte daraufhin, er finde es "unmöglich, hier so abgekanzelt zu werden, wenn man sich sein Leben lang für die Ökumene eingesetzt hat". Gemeinsam mit Junkermann verließ er vorzeitig die Veranstaltung.
Bislang keine konkreten Schritte der gegenseitigen Annäherung
Link äußerte sein Bedauern über Feiges Reaktion und beteuerte: "Ich habe ihn nicht persönlich angreifen wollen, sondern meine Kritik galt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz." Es sei wichtig, dass das Reformationsgedenkjahr "nicht ohne einen konkreten Schritt der gegenseitigen Annäherung" ende. Dabei stehe gar nicht einmal das gemeinsame Abendmahl im Vordergrund, betonte der evangelische Pfarrer.
Zur IEF gehören anglikanische, evangelische, katholische und orthodoxe Christen aus zehn europäischen Ländern. Bei der von Link angesprochenen Veranstaltung in Trier handelt es sich um den "Christusfest-Gottesdienst", zu dem die EKD ihre ökumenischen Partnerkirchen am Fest der Kreuzerhöhung eingeladen hat.