Frage der Frauenweihe hält die Weltsynode in Atem

"Das macht mich zunächst mal sprachlos"

Die letzte Woche der Weltsynode hat begonnen. Neben vielen Themen geht es auch um die Frage nach einer möglichen Weihe von Frauen. Synodenteilnehmer Thomas Schwartz berichtet, wie er die Debatte der vergangenen Tage darum erlebt hat.

Autor/in:
Carsten Döpp
Papst Franziskus nimmt an einer Sitzung der 16. Generalversammlung der Bischofssynode in der Halle Paul VI. im Vatikan teil. / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Papst Franziskus nimmt an einer Sitzung der 16. Generalversammlung der Bischofssynode in der Halle Paul VI. im Vatikan teil. / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie haben am Wochenende mit einem afrikanischen Synodenteilnehmer unter vier Augen über das Thema Frauenweihe gesprochen. Und da hat Ihnen Ihr Gesprächspartner Ihnen eine Frage gestellt. Die hat Sie überwältigt. Was? Was war das für eine Frage? 

Thomas Schwartz / © Dieter Mayr (KNA)
Thomas Schwartz / © Dieter Mayr ( KNA )

Thomas Schwartz (Hauptgeschäftsführer des katholischen Osteuropahilfswerks Renovabis): Die Frage war im Grunde, wie sich Frauen fühlen müssen, die sich in ihrem ganzen Wesen  zutiefst zu einem Dienstamt in der Kirche berufen fühlen und die von der Kirche, die Legitimität dieser Berufung abgesprochen bekommen. Das hat mich in dieser Drastizität überwältigt. Ich habe keine Antwort gefunden. Ich war geschockt. Geistlich. 

DOMRADIO.DE: Wie ist dieses Gespräch überhaupt zustande gekommen? 

Schwartz: Wir waren beide bei diesem Treffen der Arbeitsgruppe, bei dem es um die Rolle der Frau in der Kirche gehen sollte. Das war dann kein Gespräch, wie wir das erwartet hatten, sondern einfach nur das Notieren von Meinungen. Wir waren dementsprechend ziemlich angefasst und haben dementsprechend gesagt: 'Jetzt müssen wir was trinken gehen.' Das war in der Nähe des Vatikans. Und dann hat sich ein geistliches Gespräch darüber entspannt. 

DOMRADIO.DE: Wie gehen Sie nach diesem Gespräch mit der Thematik Frauenweihe und mit dem, was Sie bei der Synode erlebt haben um? 

Schwartz: Ich merke, dass es bei der Frage des Zugangs zu Weiheämtern für Frauen nicht nur um Fragen von Macht und Einfluss in der Kirche geht, sondern dass das für die Frauen eine ganz spirituelle, ihr ganzes Wesen betreffende Frage ist, auf die ich als Mann gar nicht so antworten kann. Weil ich bereit bin, zölibatär zu leben habe ich einen Zugang zu allen Möglichkeiten in der Kirche, den Frauen nicht haben. Das macht mich zunächst mal sprachlos.

DOMRADIO.DE: Gestern kam die Meldung, dass der Papst übermorgen seine vierte Enzyklika veröffentlichen wird. Das Thema ist das Herz Jesu. Nach Enzykliken über Umweltschutz oder gesellschaftlichen Zusammenhalt wirkt das noch ein bisschen vage. Was machen Sie aus dieser Meldung?

Pfarrer Thomas Schwartz

"Da erwarte ich auch drastische und deutliche Aussagen."

Schwartz: Wir haben das erst einmal zur Kenntnis genommen. Wir freuen uns immer, wenn der Heilige Vater eine Enzyklika bringt. Ich bin ziemlich neugierig, was da drinstehen wird. Ich glaube nicht, dass es nur um Frömmigkeitsfragen gehen wird. Das Herz Jesu ist ja nichts anderes als eine deutliche Aussage, dass es um die Liebe Gottes geht, die bis in diese Welt hinein greift. Da erwarte ich auch drastische und deutliche Aussagen, die uns alle in unserem eigenen Tun und Handeln hinterfragen werden. 

DOMRADIO.DE: Am Samstag soll die Versammlung in Rom, nach fast vier Wochen der Beratungen, über ein Abschlusspapier mit Vorschlägen abstimmen. Mit welchem Gefühl gehen Sie in die letzten Tage? 

Schwartz: Angespannt und trotzdem sehr, sehr aufmerksam. Wir haben ja jetzt auch die Entwürfe für das Abschlussdokument bekommen. Wir arbeiten daran und überlegen, was daran gut und was verbesserungswürdig ist. Ich bin mal gespannt, wie über die einzelnen Themen abgestimmt wird und wie sie behandelt werden.

Pfarrer Thomas Schwartz

"An die Presse sollen wir überhaupt nicht gehen."

DOMRADIO.DE: Sie berichten regelmäßig hier bei DOMRADIO.DE über den Verlauf der Synode. Sie schreiben außerdem einen Synoden-Blog für katholisch.de. Wie läuft das eigentlich generell mit der Kommunikation in Rom? Wer geht da wie an die Presse und sagt etwas? 

Schwartz: An die Presse sollen wir überhaupt nicht gehen. Es ist immer gefordert, eine gewisse Diskretion zu halten. Wir befinden uns ja in einem Spannungsfeld. Das kann man auch bei mir im Blog lesen. Ich versuche diese Spannung zwischen Information und Diskretion aufrechtzuerhalten und ein atmosphärisches Bild des großen Geschehens für die Kirche weiterzugeben, ohne inhaltlich oder personell etwas zu verraten, was sich nicht gehören würde. 

DOMRADIO.DE: Das ist nicht immer so einfach?

Schwartz: Nein, aber es geht. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Weltsynoden-Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum

Im Oktober findet im Vatikan das erste von zwei zentralen Treffen der Weltsynode statt. Zum ersten Mal dürfen auch Frauen mit abstimmen. Bei der Zusammenkunft geht es vor allem um neue Wege der Mitbestimmung in der Kirche. Zudem sind der Umgang der Kirche mit Frauen und sexuellen Minderheiten sowie die künftige Rolle der Bischöfe Themen. Bei der Synode debattieren auch stimmberechtigte Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit. Über die Beschlüsse der Synode entscheidet am Ende der Papst.

Mitglieder aus Deutschland:

Ein Kardinal sitzt alleine in der Synodenaula und liest bei der Kardinalsversammlung / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Ein Kardinal sitzt alleine in der Synodenaula und liest bei der Kardinalsversammlung / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR