Fronleichnam gehört zu den katholischen Feiertagen, deren Hintergrund immer weniger Menschen bekannt ist. Und dessen Name schon bei vielen für Stirnrunzeln sorgt. Die Katholische Nachrichten-Agentur beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Fest, das in diesem Jahr am 30. Mai gefeiert wird.
Was wird an Fronleichnam gefeiert?
An Fronleichnam demonstrieren Katholiken öffentlich ihren Glauben. Und sie zeigen, dass Gott in Brot und Wein mitten unter ihnen ist. Sichtbares Zeichen sind feierliche Prozessionen. Dabei wird eine reich verzierte Monstranz mit einer geweihten Hostie durch die Straßen getragen.
Fronleichnam heißt offiziell "Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi". Es steht inhaltlich in engem Zusammenhang zum letzten Abendmahl am Gründonnerstag.
Nach kirchlicher Lehre hat Jesus dabei das Sakrament der Eucharistie eingesetzt, als er den Jüngern Brot und Wein reichte und die Worte sprach "Das ist mein Leib" und "Das ist mein Blut".
Wann wird Fronleichnam gefeiert?
Immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Der Tag soll an den Gründonnerstag erinnern. An diesem Tag selbst zu feiern, würde nicht zum stillen Charakter der Karwoche passen.
In Städten und Ländern, in denen Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag ist, finden die Prozessionen oft am folgenden Wochenende statt. Auch Papst Franziskus feiert im Vatikan erst am Sonntag Fronleichnam.
Woher kommt der Begriff?
Fronleichnam hat weder mit "froh" noch mit Tod oder Leichnam zu tun. Das Wort stammt aus dem Althochdeutschen. Dort steht "vron" für "Herr" und "licham" für "Leib" - also: "Leib des Herrn".
Wo ist Fronleichnam gesetzlicher Feiertag?
In Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ist landesweit Feiertag. In Sachsen und Thüringen ist nur in einzelnen überwiegend katholischen Regionen arbeitsfrei.
Außerhalb Deutschlands ist Fronleichnam unter anderem in Österreich, Polen, Portugal, in einigen Kantonen der Schweiz und in Teilen Spaniens und Brasiliens ein gesetzlicher Feiertag.
Gibt es einen Ursprung des Festes in der Bibel?
Anders als bei Ostern, Weihnachten, Pfingsten und den meisten anderen Festen geht Fronleichnam nicht direkt auf die Bibel zurück. Eine enge Verbindung gibt es allerdings zum letzten Abendmahl, über das die Bibel berichtet.
Seit wann wird Fronleichnam gefeiert?
Papst Urban IV. führte das Fest 1264 offiziell für die ganze Kirche ein. Es geht zurück auf eine Vision der Augustinernonne Juliana von Lüttich im Jahr 1209. Etwa 1270 gab es erstmals eine Fronleichnamsprozession, und zwar durch die Straßen von Köln.
Mit welchem Brauchtum ist das Fest verbunden?
Am wichtigsten sind die oft prunkvollen Prozessionen, bei denen in der Regel auch die Kommunionkinder noch einmal in ihren festlichen Gewändern mitgehen.
In vielen Gemeinden werden die Prozessionswege besonders geschmückt mit Fahnen, kleinen Altären und Blumen. In einigen Regionen gibt es farbenprächtige Blumenteppiche, die zum Teil mehrere hundert Meter lang sind.
Welche besonderen Traditionen gibt es außerdem?
In Köln gehört die seit dem 14. Jahrhundert überlieferte "Mülheimer Gottestracht" auf dem Rhein mit mehr als 100 Booten und Schiffen zur Tradition. Vom oberbayerischen Seehausen aus startet die 1935 begründete Seeprozession auf dem Staffelsee.
In der seit 1390 stattfindenden Bamberger Prozession tragen 18 Männer das 15 Zentner schwere spätottonische Domkreuz. Diese und andere Traditionen können seit dem letzten Jahr wieder gepflegt werden. 2020 und 2021 mussten sie wegen Corona ganz ausfallen oder konnten allenfalls sehr eingeschränkt stattfinden.
Wie wichtig ist der öffentliche Charakter des Festes?
Lange Zeit waren viele Fronleichnamsprozession kämpferische Demonstrationen katholischer Frömmigkeit, berichtet Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti: "Die oberste Devise bei diesen frommen Demos war lange Zeit: den Protestanten zeigen, wie schön Katholischsein ist."
Martin Luther nannte Fronleichnam das "allerschädlichste Jahresfest". In der NS-Zeit, der großen Zeit der politischen Aufmärsche, war der Zug der Gläubigen durch die Stadt vielerorts ein Akt passiven politischen Widerstands.
Auch heute wollen viele in den besonderen Gottesdiensten deutlich machen, dass ihrer Meinung nach Glaube nicht ins stille Kämmerlein gehört, sondern in die Gesellschaft, auf Straßen und Plätze.