radio.de: Sie wollen im Jahr des Reformationsjubiläum ein Zeichen der Ökumene setzen: Wie sieht das aus?
Ralf Hirsch (Pfarrer der Katholischen Kirchengemeinde St. Stephanus): In diesem Jahr beginnen wir die Fronleichnamsprozession an der evangelischen Christuskirche. Das Grußwort wird der Kollege Detlef Prößdorf halten, ein Pfarrer an dieser Kirchengemeinde. Er wird die gottesdienstliche Andacht auch eröffnen. Von dort aus werden wir dann mit dem "lebendigen Leib des Herrn", wie es an Fronleichnam heißt, durch die Straßen ziehen.
domradio.de: Das heißt, an dieser Prozession dürfen auch die Protestanten teilnehmen?
Pfarrer Hirsch: Christen und Nicht-Christen - alle Menschen sind eingeladen teilzunehmen, die sich an dieser Stelle vom Herrn berühren lassen, der auf dem Weg ist. Es ist aber nicht so, dass die evangelischen Christen als Gemeinde ausdrücklich diesen Weg mitgehen müssen. Das wäre ein Schritt weiter, als die ausdrückliche formelle Verbundenheit. Wir versuchen uns gemeinsam davon berühren zu lassen, dass der Herr lebendig auf dem Weg ist. Wir finden vielleicht andere Zeichen, wir unterscheiden uns manchmal in der Gestaltung der Feste. Aber es gibt mehr Dinge, die uns verbinden, als die uns trennen. Und es ist schön, wenn das Presbyterium, der Pfarrer und die Gemeinde der evangelischen Christuskirche an dieser Stelle sagen: "Wenn Ihr heute Fronleichnam feiert, dann beginnen wir das gemeinsam mit Euch und spüren, dass das ein Ort des gemeinsamen Glaubens ist."
domradio.de: Handelt es sich denn dabei um eine ökumenische Fronleichnamsprozession?
Pfarrer Hirsch: Nein. Das wäre auch schwer möglich, weil die evangelischen Christen ein anderes Verständnis von der Gegenwart Christi in der eucharistischen Gestalt haben, als die katholischen. Es ist aber ein schönes Zeichen der Begegnung und des Aufeinanderzugehens, diesen Festtag als einen Festtag des Weges des Glaubens miteinander zu beginnen.
domradio.de: Wie geht es dann weiter: Wird es noch andere ökumenische Elemente geben?
Pfarrer Hirsch: Wir werden an verschiedenen Stellen stehen bleiben, so zum Beispiel von unserer Herz-Jesu-Kirche, aber eben auch vor dem Senioren-Wohnheim, dem Haus Rheinpark und vor dem St. Josef-Krankenhaus. Eine Prozession führt immer durch Straßen, in denen Menschen wohnen., die sich aus unterschiedlichen Lebensperspektiven plötzlich damit auseinandersetzen, was wir da tun und sich dem in unterschiedlicher Art und Weise verbunden fühlen - sei es auch nur, dass sie spüren, dass wir als Menschen Wege auf diesen Straßen gehen und versuchen, so miteinander umzugehen und mehr Hoffnung als Angst haben.
domradio.de: Wie sieht der Abschluss der Prozession aus?
Pfarrer Hirsch: Im Grunde steht die Eucharistiefeier am Anfang der Fronleichnamsprozession. Weil aber unsere Kirchengemeinde so ist, wie sie ist, also aus verschiedenen Kirchorten besteht, und weil wir in diesem Jahr sehr bewusst deutlich machen wollen, dass wir uns mit den evangelischen Christen verbunden fühlen an diesem Ort, beginnen wir mit der Andacht. Alles führt dann zu Eucharistiefeier hin. Die werden wir bei ganz schlechtem Wetter in der Antoniuskirche feiern und ansonsten auf der großen Wiese vor der Kirche. Die gehört zum Teil der Schützenbruderschaft, zum Teil der Stadt und zum Teil uns. Auch das verbindet sich ganz liebevoll. Wir können dann auf dieser großen Wiese einen Altar aufbauen und miteinander Eucharistie feiern. Und der Tisch des Herrn geht dann sozusagen nahtlos über in Tische noch anderer Erfrischungen. Es gibt in Anschluss daran noch einen Umtrunk, bei dem sich auch die Schützenbruderschaft und der Ortsausschuss des Pfarrgemeinderates engagieren. Ich glaube, da werden ganz viele Menschen zusammen kommen und erleben, das Fronleichnam tatsächlich ein Fest des Lebens ist.
Das Interview führte Milena Furman.