DOMRADIO.DE: Wo genau steht denn Ihre "Schwaadebank"?
Ute Trimpert (Gemeindereferentin im Sendungsraum Bornheim-Alfter): Unsere "Schwaadebank" steht einmal in Kardorf am Friedhof und einmal in Widdig am Rhein. Da haben wir einen "Schwaadejade", einen Garten mit drei "Schwaadebänken".
DOMRADIO.DE: Die "Schwaadebank" in Kardorf ist ganz liebevoll und kreativ gestaltet ...
Trimpert: Die Kardorfer "Schwaadebank" wurde von unserer Kinderkirche und dem Liturgiekreis gestaltet. Sie umwickelt ein sehr dicker roter Faden als Zeichen der Hoffnung und des Segens. Und neben der Bank steht ein großer Wegweiser mit der Aufschrift "Verweile ohne Eile" oder "Höre das Rauschen der Stille". Es ist ein Ort, um zur Ruhe zu kommen.
DOMRADIO.DE: Sitzen Sie denn immer selbst auf dieser Bank?
Trimpert: Ich sitze auch auf der Bank. Ich wohne am Friedhof, da ist die Idee auch entstanden. Und wann immer ich kann, sitze ich auf der Bank und komme mit den Menschen dort ins Gespräch.
DOMRADIO.DE: Wer setzt sich da zu Ihnen auf die Bank?
Trimpert: Das ist ganz unterschiedlich. Kardorf ist ein kleiner Ort, man kennt sich, auch hier im Vorgebirge. Manchmal sagt mir jemand, ich komme mal auf die "Schwaadebank" oder fragt, wann ich wieder da bin. Oder die Leute erfahren durch einen Aushang oder die Pfarrnachrichten, dass ich vor Ort bin. Und ich spreche die Leute auch an.
DOMRADIO.DE: Was für Gespräche entstehen da?
Trimpert: Gerade hier in Kardorf am Friedhof sind es auch Menschen, denen ich sonst im Alltag nicht so begegne. Hier ist um Allerheiligen herum auch diese Idee entstanden, weil ich gespürt habe, hier passiert ganz viel an Begegnung und an Gespräch. Ich komme mit Menschen in Kontakt, die gerade einen Trauerfall haben oder hatten, der schon lange zurückliegt und die Menschen verweilen am Grab. Und so kommt dann auch das eine oder andere sehr berührende Gespräch zustande.
DOMRADIO.DE: Passiert das dann auch auf Mundart? Denn es heißt ja "Schwaadebank".
Trimpert: Ich werde darauf angesprochen. Nun bin ich, wenn auch am Rhein geboren, keine Rheinländerin. Aber ich werde darauf angesprochen. Am Anfang war das noch eine Erzählbank, weil ich gerne mit Erzählen arbeite, auch in der Pastoral. Und dann haben mir meine Frauen – ich bin für die Frauenpastoral zuständig – gesagt: "Komm, lass uns das doch "schwaaden" nennen, das Wort gehört doch zu uns." Und so sind der "Schwaadejade" in Widdig und die "Schwaade-Bänke" entstanden.
DOMRADIO.DE: Der "Schwaadejade" (Garten) soll auch ein sogenannter Seelenort sein, genau wie die "Schwaadebänke". Was bedeutet das?
Trimpert: Wie in Kardorf ist auch in Widdig der "Schwaadejade" am Friedhof. Es ist ein kleiner Bereich, der noch ein bisschen abgetrennt ist. In vielen Stellen der Bibel zum Beispiel ereignet sich gerade im Garten Entscheidendes. Das ist etwas, was unseren Glauben so durch zieht – vom Paradiesgarten bis zum Ort des Verrats Jesu. Und im Garten begegnet Maria von Magdala dem Auferstandenen. Das ist ein Berührungspunkt, da geschieht Berührung. Und das ist ein Seelenort, um zur Ruhe zu kommen. Das ist der Hintergrund dieses Gedankens.
Die katholische Frauengemeinschaft in Widdig – in Kardorf war es die Kinderkirche – hat gesagt: Das wollen wir, wir brauchen einen "Schwaadejade". Ich glaube, das war der Anfang von etwas ganz Großem. Im "Schwaadejade" finden regelmäßig Veranstaltungen statt, zum Beispiel das Friedensgebet für die Ukraine. Oder auch eine sogenannte "Maiklaaf" mit Maibowle – "klaaf" ist ein schönes rheinisches Wort für erzählen. Begonnen haben wir im Oktober mit Zwiebelkuchen und Federweißer. Im Advent und Winter haben wir manchmal ein Feuer angemacht.
Es ist ein Ort geworden, wo Menschen verweilen. Da ich hier wohne, sehe ich, auch wenn ich nicht dort bin, dass immer wieder Menschen diese Bank aufsuchen. Was ich sehr berührend fand, war, dass mir eine Dame aus dem Ort sagte, sie habe sich mit einer anderen Dame getroffen, um auf der "Schwaadebank" die Maiandacht vorzubereiten oder den Seniorenkreis. Das ist einfach wunderschön, wenn Menschen sich treffen und miteinander ins Gespräch kommen.
Das Interview führte Martin Mölder.