DOMRADIO.DE: Die Ausschreibung für den "Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln in Deutschland" hat gerade begonnen. Lassen Sie uns zunächst den Begriff "missionarisch handeln" klären. Das klingt sehr gewichtig und etwas abstrakt. Was genau ist damit gemeint?

Msgr. Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerks): Zum einen ist missionarisches Handeln meine eigene innere Haltung. Jesus hat damals die Männer und Frauen damit beauftragt, in die Welt hinauszugehen und das Evangelium zu verkünden. Wir sagen im Bonifatiuswerk: "Zeig draußen, was du drinnen glaubst." Das ist Chance und Herausforderung zugleich – wie wir etwas von unserem eigenen Glauben weitergeben können. Es geht darum, im Glauben sprachfähig zu werden und zu zeigen, was die frohe Botschaft ist.
Es geht nicht darum, Menschen in eine Missionierung hineinzudrängen, sondern darum, aus innerer Überzeugung heraus anderen Menschen diesen Glauben vorzuschlagen und sie mit dem Glauben und dem Evangelium in Berührung zu bringen, damit auch sie einen inneren Zugang zur Botschaft des Glaubens und zur Kirche gewinnen.
DOMRADIO.DE: Der Bonifatiuspreis, den Ihr Werk seit acht Jahren verleiht, würdigt Projekte, die das Evangelium in die heutige Zeit übersetzen. Wie kann das gelingen?
Austen: Zum Beispiel gab es im Bistum Münster einen Pilgerweg für Kommunionkinder, auf dem sie mit anderen etwas vom Glauben erfahren konnten. Es gab ein Café unter einem Kirchturm, ein Begegnungscafé für Geflüchtete oder eine neue Poststelle in Kiel, in der Menschen über die Post ins Gespräch mit der Gemeinde kamen. Dazu kamen innovative Projekte wie eine Radiokirche für Kinder, in der biblische Geschichten in verständlicher Sprache nahegebracht werden.
Wir verleihen in diesem Jahr zum achten Mal den Bonifatiuspreis. Mit den eingereichten Projekten möchten wir das Engagement wertschätzen. Es gibt eben nicht nur Defizite in unserer Kirche – es passiert auch sehr viel Gutes, gerade durch ehrenamtlich und hauptberuflich Engagierte. Die Preisträger werden auch mit einem Preisgeld belohnt, damit sie in der Seelsorge etwas Gutes bewirken können.
DOMRADIO.DE: Wer kann alles mitmachen?
Austen: Kirchengemeinden, Schulen, Verbände, Institutionen, Orden und Gemeinschaften, ökumenische Initiativen oder auch Einzelpersonen. Man kann auch andere für den Preis vorschlagen. Die Projekte sollten aktuell laufen oder kürzlich abgeschlossen sein. Bewerbungsfrist ist der 15. August.
Jetzt ist die Zeit, darauf aufmerksam zu machen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage. Übrigens wurde der Bonifatiuspreis von dem verstorbenen Prälaten Erich Läufer aus Köln zusammen mit dem Bonifatiuswerk gestiftet.
DOMRADIO.DE: Was gibt es zu gewinnen?
Austen: Erstmal werden alle Bewerber in einer Broschüre vorgestellt. Es ist uns wichtig, die Arbeit bekannt zu machen. Dazu gibt es Preisgelder in Höhe von insgesamt 13.000 Euro. Der erste Platz erhält 6.000, der zweite 4.000 und der dritte 3.000 Euro. Diese Preisgelder sind für pastorale Projekte einzusetzen.
Aber ich glaube, dass nicht Geld das Wichtigste ist, sondern dass wir uns austauschen, vernetzen und voneinander hören, wie das Evangelium in die heutige Zeit übersetzt werden kann, wie vielleicht auch wertvolle Traditionen in neuer Sprache und mit neuen Bildern Zugänge zu Menschen ermöglichen und dadurch einen neuen Dialog eröffnen.
DOMRADIO.DE: Warum ist es heute so wichtig, diesen Glauben weiterzugeben, zu verkünden und den Glauben neu zu denken?
Austen: Den Glauben kann ich gar nicht weitergeben. Glaube ist immer eine eigene Entscheidung. Es geht vielmehr um die Inhalte unseres Glaubens, die viele oft gar nicht mehr kennen. Es geht um Glaubensbildung, um interessante Orte, die in der heutigen Zeit zu finden sind – mit Künstlern und anderen Personen, zu denen man hingehen und fragen kann: Was hat das mit dem Glauben zu tun?
Wie können wir vor allem mit den Menschen ins Gespräch über die frohe Botschaft kommen? Und wie können wir miteinander im Glauben auch ein Stück Beheimatung finden, in der wir selbstbewusst sagen können: "Das ist die Kraft unseres Glaubens, und da möchten wir auch in der heutigen Welt handeln und sichtbar werden."
DOMRADIO.DE: Sind Sie zuversichtlich, dass auch dieses Jahr wieder einiges eingereicht wird?
Austen: In den letzten Jahren war das immer so. Wir haben auch schon die ersten Anfragen, und ich freue mich sehr über die Bewerbungen. Wie gesagt, man kann auch andere vorschlagen, wenn man dort etwas Tolles erlebt hat. Das muss nichts Großes sein, das können auch kleine Dinge sein. Das Wichtige ist einfach, dass wir zeigen, dass unsere Kirche lebt.
Das Interview führte Oliver Kelch.