Davon berichtet der Journalist Giampaolo Mattei in der Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano", veröffentlicht auf dem Onlineportal "Vatican News" am vergangenen Sonntag.
Unter Pius X., der von 1903 bis 1914 Papst war, habe es bereits "Weltmeisterschaften" in der Leichtathletik gegeben, erklärt er. Auch römische Pfarreien hätten sonntägliche Wettkämpfe in Anwesenheit des damaligen Papstes organisiert.
Im "Cortile del Belvedere" geboren?
Doch neu sei, dass schon im September 1908 amputierte und gehörlose Athleten im Sprint antraten. "Es gab gehörlose Athleten und im Hochsprung 9 junge Blinde aus dem Istituto Sant'Alessio", verdeutlicht Mattei. Der damalige Gewinner wurde von einem Reporter des „L'Osservatore Romano“ interviewt.
An diesem Dienstag werden die Paralympics in Tokio eröffnet, doch vielleicht wurden sie "im Cortile del Belvedere geboren, der vor den Augen von Papst Pius X. und dem Kardinalstaatssekretär Merry del Val in eine Leichtathletikbahn verwandelt wurde", schreibt Giampaolo Mattei. Der Cortile del Belvedere – der vatikanische Hof – verbindet den Vatikanischen Palast mit der Villa Belvedere in Rom.
Nach dem Zweiten Weltkrieg 1948, während der Olympischen Spiele in London, gab es die ersten Wettkämpfe auch für Rollstuhlfahrer. Der Gedanke dahinter war Menschen mit Behinderung mit den Spielen der Nichtbehinderten zusammenzuführen. 1960 fanden dann offiziell die ersten "Weltspiele der Gelähmten" in Rom statt, wenige Wochen vor den Olympischen Sommerspielen.
Papst Franziskus: Para-Athleten lassen Geschichten lebendig werden
In einem Interview mit der italienischen Sportzeitung "La Gazzetta dello Sport" erklärte Papst Franziskus, er sei "erstaunt", dass die paralympischen Athleten "Geschichten haben, die Geschichten lebendig werden lassen, wenn alle denken, es gäbe keine Geschichten mehr zu erzählen". Auch heute könne das durch "Athletica Vaticana", der vatikanischen Sportmannschaft, wiederbelebt werden, meint Giampaolo Mattei.
Das vatikanische Sportteam besteht aus rund 60 Vatikanmitarbeitern und zwei muslimischen Migranten als Ehrenmitgliedern. "Sport, Kultur, Religion und Ethik gehören zusammen", sagte Kurienkardinal Gianfranco Ravasi zur Gründung des Vereins. Der Leiter des päpstlichen Kulturrates verurteilte Doping, Rassismus und einen "Verfall der Ethik" im Sport; dem wolle das Vatikan-Team etwas entgegensetzen.
"Ziel der paralympischen Bewegung ist es nicht nur, ein großartiges Ereignis zu feiern, sondern auch zu zeigen, was Sportlerinnen und Sportler - auch solche, deren Leben schwer beeinträchtigt ist - zu leisten vermögen", fasst Mattei zusammen. "Und wenn das schon für den Sport gilt, dann muss es erst recht für das Leben gelten."