Das Erzbistum Paderborn sieht sich bei der Konsolidierung seines Gebäudebestands auf einem guten Weg. Fast zwei Drittel aller Kirchengemeinden hätten sich für eine Beratung zur künftigen Nutzung ihrer Kirchen und Pfarrheime angemeldet, teilten Vertreter des Erzbistums am Donnerstag vor Journalisten in Paderborn mit. Laut Zielvorgabe soll in jedem der 87 pastoralen Räume die Bruttogrundfläche von Kirchen, Gemeindezentren und Pfarrhäusern um 20 bis 30 Prozent gesenkt werden, sagte der Leiter des Bereichs Pastorale Dienste, Thomas Klöter.
Angesichts sinkender Zahlen von Gläubigen, abnehmender Finanzen, aber auch veränderter Formen religiösen und gemeindlichen Lebens lasse sich der Immobilienbestand der 1980er Jahre nicht mehr halten, so Klöter. Die 600 Kirchengemeinden des Erzbistums können sich in ihren jeweiligen pastoralen Räumen beraten lassen, welche Immobilien behalten und saniert werden oder welche umgenutzt und aufgegeben werden.
Priorität nicht bei den Finanzen
Dafür hat das Erzbistum eigene Teams mit je vier Spezialisten aufgestellt. Diese vereinen bauliche, finanzielle sowie pastorale Expertise. Ein viertes Mitglied ist für die Koordination des Prozesses zuständig, so Diözesanbaumeisterin Carmen Matery-Meding. Anfangs habe man überlegt, wie in anderen Bistümern und Landeskirchen Vorgaben zentral von Paderborn aus zu machen, so Matery-Meding. Doch die Kompetenz für individuell passende Lösungen liege klar vor Ort; zudem seien die Kirchengemeinden Eigentümer der Immobilien.
Die Priorität liegt laut Matery-Medings nicht bei den Finanzen: "Der Kirchensteuerrat gibt nicht weniger Geld. Aber es soll das finanziert werden, was sinnvoll in die Zukunft geführt werden kann." Gemeinden, die keine Beratung und Konsolidierung durchführen wollen, bekämen die gleiche Summe wie bisher. Pro Quadratmeter sei das aber weniger. "Wer nicht abbaut, wird künftig allenfalls noch Reparaturen machen können, aber nicht mehr energetisch oder funktional investieren", mahnte Klöter.
Strategie zunächst bis 2029 geplant
Erstes Etappenziel der Beratungsprozesse ist eine Vereinbarung zwischen Bistumsverwaltung und Kirchenvorständen vor Ort, welche Gebäude behalten und welche aufgegeben werden. Als erster hat dies unlängst der Raum Wanne-Eickel gemacht. Dort werden vier Pfarrheime und vier Kirchen aufgegeben, von denen eine auch unter Denkmalschutz steht. Dies könne aber nur ein Entscheidungsaspekt unter vielen sein, so Matery-Meding.
Die vor knapp eineinhalb Jahren gestartete Immoblien-Strategie der Erzdiözese ist zunächst bis 2029 geplant. "Aber das wird eine jahrzehntelange Aufgabe bleiben", sagte Klöter. Wichtig sei dabei, klar und gründlich zu kommunizieren. Gerade weil vielen Menschen ihre Kirche oder ihr Pfarrheim sehr lieb seien, könne es schnell zu Enttäuschungen kommen.
Zugleich habe die bundesweite Studie zur Kirchenmitgliedschaft im vergangenen Jahr gezeigt, dass praktizierende Christen wie andere Menschen auch bereit seien, für gute Angebote weitere Wege in Kauf zu nehmen. Andererseits wollten sie vor Ort zumindest einen guten Kontakt zur Kirche haben. Dies miteinander auszutarieren, sei die Kunst bei der Gestaltung pastoraler Räume und ihrer Immobilienstrategie, sagte Klöter.