Das Kirchenlied "Abide With Me" (Bleib bei mir, Herr), ein Lieblingsstück von Staatsgründer Mahatma Gandhi, wird seit 1950 in der "Beating the Retreat" genannten Parade gespielt.
Streichung soll indische Kultur betonen
"Es gibt so viele indische Christen, die in der Armee dienen und die ihr Leben zum Schutz der Nation geopfert haben. Warum diese Diskriminierung auf Basis der Religion? Sind wir keine Inder?", sagte der Bürgerrechtler und Sprecher des United Christian Forum, A.C. Michael, dem asiatischen Pressedienst Ucanews (Montag). Der Sprecher der oppositionellen Kongress-Partei, Gourav Vallabh, nannte die Streichung das "Ergebnis eines ideologischen Kriegs" der Hindu-Nationalisten der Regierungspartei BJP.
Die Streichung von "Abide With Me" stand schon länger im Raum. Das Kirchenlied sei nun aus dem Repertoire zum Tag der Republik gestrichen worden, um zum 75. Tag der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien die indische Kultur zu betonen, so die Regierung.
Gewalt gegen Christen hat zugenommen
Zu Jahresbeginn hatten die Behörden alle Schulen des Landes angewiesen, zum Beginn der Unabhängigkeitsfeiern bis zum 7. Februar jeden Morgen vor der indischen Flagge die Yoga-Übung "Sonnengruß" zu praktizieren. "Andere Religionen anzuweisen, ein Ritual einer speziellen Religion zu praktizieren, ist in einem Land, das sich als säkular versteht, nicht hinnehmbar", zitiert Ucanews den Sekretär der Bischofskommission für Bildung und Kultur, Pater Maria Charles. Yoga ist eine aus dem Hinduismus stammende philosophische Lehre, die geistige und körperliche Übungen umfasst.
Im abgelaufenen Jahr haben Gewalt gegen und Diskriminierung von Christen zugenommen. Nach Angaben der Organisation United Christian Front gab es mit 486 Fällen einen Höchststand von Gewalt gegen Christen. Führer der Hindu-Nationalisten hatten im zweiten Halbjahr zu einer "Säuberung" Indiens von Christen und Muslimen aufgerufen. An Weihnachten wurden in 16 Städten Kirchen Ziel von Angriffen radikaler Hindus.