Jesuiten kritisieren Asylvorschlag von Behördenchef Sommer

"Höchst bedenkliches Amtsverständnis"

In die Debatte um die Äußerungen des Präsidenten des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge hat sich der Jesuitenflüchtlingsdienst eingeschaltet. Es sei doch fraglich, ob Hans-Eckhard Sommer in dieser Position noch tragbar sei.

Asylsuchender wartet in einem Hof / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

"Das Bundesinnenministerium sollte über eine neue Verwendung für den Präsidenten Hans-Eckhard Sommer nachdenken", erklärte der Leiter des Flüchtlingsdienstes, Stefan Keßler. 

"Bedenkliches Amtsverständnis"

Sommer betonte, dass er sich persönlich äußere und nicht als Behördenchef. Keßler erklärte, auch wenn Sommer den Vortrag lediglich als "Privatperson" gehalten habe, offenbarten seine Äußerungen doch ein höchst bedenkliches Amtsverständnis. Ausgerechnet der Präsident der Behörde, die über individuelle Asylanträge entscheide, spreche sich für die Abschaffung des individuellen Asylrechts aus. Keßler: "Das geht nicht." 

Stefan Keßler / © Christian Ender (JRS)

Das Asylrecht sei mit gutem Grund als Grundrecht der einzelnen Person in Völker-, Europa und deutschem Verfassungsrecht verankert. Es gehe um Menschen, nicht um bloße Massen. Es gehe um einzelne Schicksale, nicht um beliebige Kategorien.

Ähnlich hatte sich am Dienstag Pro Asyl geäußert: "Wenn ausgerechnet der Leiter einer der größten Asylbehörden der Welt das Asylrecht abschaffen will, sollte er seinen Hut nehmen", so die Hilfsorganisation. Auch der Grünen-Vorsitzende Felix Banaszak hatte für eine Ablösung des Bamf-Präsidenten plädiert.

Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst

Der weltweite Jesuiten-Flüchtlingsdienst wurde 1980 angesichts der Not vietnamesischer Bootsflüchtlinge als internationale Hilfsorganisation gegründet. Heute ist er mit etwa 1.200 Mitarbeitenden in mehr als 50 Ländern vertreten. Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst will Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten in der Öffentlichkeit eine Stimme geben und Stellung nehmen zu Entwicklungen im Ausländerrecht und in der Asylpolitik.

Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Aleppo, Syrien, 2018 / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Aleppo, Syrien, 2018 / © Jean-Matthieu Gautier ( (Link ist extern)KNA )