Kardinal Marx ruft zum Kirchenverbleib auf

"Brauchen auch die kritischen Geister"

Der Münchner Kardinal Marx hat an all jene appelliert, die derzeit darüber nachdenken, die Kirche zu verlassen, dies nicht voreilig zu tun. Die Kirche brauche auch die kritischen Geister, so der Erzbischof bei einem Gottesdienst.

Wartenummer für den Antrag auf Kirchenaustritt / © Oliver Berg (dpa)
Wartenummer für den Antrag auf Kirchenaustritt / © Oliver Berg ( dpa )

"Wir brauchen die Suchenden, die Fragenden, die Zweifelnden, die Verärgerten sowie die, die nachdenken und beten können - beides", sagte Marx am Mittwochabend im Münchner Liebfrauendom anlässlich des Festes Darstellung des Herrn, auch Mariä Lichtmess genannt.

Kardinal Reinhard Marx predigt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx predigt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Zugleich aber stelle sich für ihn die Frage, "wie soll man Bischof sein in dieser Zeit?", räumte der Kardinal ein. Seiner Ansicht nach kann es keine Lösung sein, vor den Herausforderungen zu fliehen. Stattdessen wolle er "ein synodaler Bischof sein", das heiße, "noch gemeinschaftlicher im Miteinander der Kirche" den bevorstehenden Weg gehen.

Erneut betonte Marx, wie wichtig die Aufklärung des geschehenen Missbrauchs in der Kirche sei. "Licht muss hinein in die Dunkelheit!" Obwohl dieser Prozess «auch schmerzhaft sein» könne, gelte es dankbar zu sein, "dass dieses Licht da ist und dass wir es befördern". Dabei wies der Kardinal auf die Notwendigkeit hin, dieses Licht hineinzutragen "in die Realitäten des Lebens und der Kirche" sowie dahin zu schauen, "wo Dunkelheit und Finsternis ist, und das auch zu benennen".

Deutlich gegen Missbrauch vorgehen

Diese Herausforderung wolle er auch persönlich annehmen, so Marx. Es gelte angesichts der Erkenntnis, dass "Menschen in der Gemeinschaft der Kirche Unheil erfahren, Angst, Unterdrückung, Ausbeutung, Gewalt, Missbrauch an Körper und Seele", deutlich dagegen anzugehen "auf allen Ebenen, nichts zu verschweigen".

Das Fest Darstellung des Herrn erinnert an die Darbringung Jesu im Tempel: Der jüdischen Tradition folgend, brachten Maria und Josef ihren erstgeborenen Sohn 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel, um ihn Gott zu weihen. Durch ein Geldopfer lösten sie ihn wieder aus. Der greise Simeon erkannte Jesus als Sohn Gottes und nannte ihn "Messias des Herrn" und "ein Licht, das die Heiden erleuchtet".

Zu diesem Anlass entstand im ersten Jahrtausend die Tradition einer Lichterprozession, vermutlich auch in Anlehnung an Prozessionen in vorchristlicher Zeit. Aus der Lichtsymbolik erwuchs der Brauch, an diesem Tag die für das kommende Jahr benötigten Kerzen zu weihen.

Traditionell dauerte die liturgische Weihnachtszeit bis Mariä Lichtmess, erst die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) schob ihr Ende auf das Fest Taufe des Herrn am Sonntag nach dem Dreikönigstag.

Mariä Lichtmess

Am Dienstag (2. Februar) feiert die katholische Kirche das Fest der "Darstellung des Herrn", im Volksmund auch Mariä Lichtmess genannt. Traditionell damit verbunden sind Kerzenweihen und Lichterprozessionen. 40 Tage nach Weihnachten endete damit bis zur Liturgiereform von 1970 offiziell die Weihnachtszeit. Viele Familien und Gemeinden halten allerdings am alten Brauch fest und bauen zum Beispiel erst dann ihre Krippe ab.

Kerzen an Mariä Lichtmess / © Harald Oppitz (KNA)
Kerzen an Mariä Lichtmess / © Harald Oppitz ( KNA )

 

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