Kardinal Steiner für Frauendiakonat und verheiratete Priester

Ist das Zölibat ein Problem?

Zurückhaltung ist nicht seins. Während Kirchenvertreter offiziell nur ungern zu kontroversen Themen Stellung nehmen, spricht Kardinal Steiner aus Brasilien offen - für ein Frauendiakonat und verheiratete Priester.

Debatte um Weihe von Frauen (shutterstock)

Viele unserer Frauen sind heute schon Diakonninnen - das sagt der brasilianische Kardinal Leonardo Steiner über sein Erzbistum im Amazonasgebiet. Zwar sei dies nicht offiziell, aber es gebe schlicht keine andere Bezeichnung für ihre Rolle, so der Erzbischof von Manaus am Dienstag im Vatikan. 

Bewundernswert und lobenswert findet der Erzbischof mit deutschen Wurzeln, was diese Frauen leisteten. Es seien viele, die Gemeinden anführten, das Wort Gottes verbreiteten, in der Seelsorge aktiv seien, die Kirche verträten. "Unsere Kirche wäre nicht das, was sie ist, ohne diese Frauen", so Steiner.

Amt mit historischen Wurzeln

Ein mögliches offizielles Weiheamt der Diakonin betreffend erklärte der Kardinal, dass es dieses schon einmal in der Kirche gegeben habe. "Warum sollte man das offizielle Frauendiakonat nicht wieder einrichten?" 

Davon könnte auch das bereits bestehende Amt des Ständigen Diakons für Männer profitieren. Die katholische Kirche müsse dieses Thema vertiefen und dabei die wichtige Rolle der Frau bedenken.

Kardinal Leonardo Ulrich Steiner, Bischof von Manaus / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Leonardo Ulrich Steiner, Bischof von Manaus / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Ähnlich offen zeigte sich Steiner in Bezug auf die Priesterweihe für verheiratete Männer unter bestimmte Umständen. Seiner Meinung nach würden verheiratete Priester in einigen Realitäten keine, in anderen jedoch große Schwierigkeiten darstellen. 

Zudem habe er den Eindruck, dass der Zölibat in einigen Kulturen ein großes Problem sei. Steiner betonte, dass der Papst zu diesen Themen noch nicht das letzte Wort gesprochen habe.

Äußerung am Rande der Weltsynode

Der 73-jährige Kardinal äußerte sich bei einem Pressebriefing am Rand der derzeit tagenden Weltsynode im Vatikan. Rund 350 Männer und Frauen beraten dabei über die Zukunft der Kirche und andere Formen der Teilhabe für alle Katholikinnen und Katholiken. 

Vor Beginn waren kirchliche Reizthemen wie die Rolle der Frau oder die Ehelosigkeit für Priester in externe Arbeitsgruppen ausgelagert worden. Anders als zunächst geplant soll auf Wunsch der Teilnehmer nun doch an diesem Freitag über diese Themen diskutiert werden.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA