Der rheinische Büttenredner Marc Metzger hat sich dafür ausgesprochen, einen kirchenkritischen Wagen im diesjährigen Kölner Rosenmontagszug zu ändern. Der Komiker, der als Clownsfigur "Dä Blötschkopp" im Karneval auftritt, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Dienstag: "Der Missbrauchswagen im Rosenmontagszug ist gerechtfertigt. Aber der Schriftzug mit Jesus ist falsch gewählt. Ich würde den Slogan ändern."
Für ihn persönlich sei die Aussage auf dem Persiflagewagen "Jesus liebt dich" unheimlich positiv besetzt, so der bekennende Katholik. Das in Verbindung mit Missbrauch zu bringen, finde er nicht gut. Wenn er sich etwas wünschen dürfte, dann wäre es eine Änderung des Schriftzuges. Aber auch hier gelte, was er sich für sein eigenes karnevalistisches Bühnenprogramm zum Maßstab genommen habe: "Wenn die Macher dahinterstehen können, dann sollen sie es machen."
Betroffene sehen fehlendes Feingefühl
Der Betroffenenbeirat im Erzbistum Köln schließt sich der Kritik an einem Persiflage-Wagen zum Thema Missbrauch im Kölner Rosenmontagszug an. "Dass das Thema auf diese Weise 'verarbeitet' wird, ist ein erneuter Missbrauch unserer Verletzungen", heißt es in einer Stellungnahme von Mittwoch, die der KNA vorliegt.
Es sei wichtig, über sexuellen Missbrauch öffentlich zu reden, jedoch geschehe dies selten mit Fingerspitzengefühl: "In unserer Not und unserer Verletzung werden wir immer wieder mit großer Unwissenheit, Falschdarstellung und Abwertung konfrontiert." Erschreckend sei zudem, dass sexueller Missbrauch immer an der katholischen Kirche festgemacht werde. "Familien sind große Tatorte, die deutlicher öffentlich benannt werden müssen. Dazu wird geschwiegen", so die Betroffenen weiter.
"Motiv legt Finger in die Wunde"
Der Kritik nicht anschließen will sich der Priester und Missbrauchsbetroffene Wolfgang Rothe. Er sagte der KNA: "Dass das Thema Missbrauch im Rosenmontagszug thematisiert wird, begrüße ich ausdrücklich." Rothe ist Mitglied im Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz.

Motiv und Schriftzug hält er für gelungen: "Das konkrete Motiv legt den Finger trefflich in die Wunde. Es macht deutlich, dass es im Vorfeld von sexuellem Missbrauch sehr oft zu spirituellem Missbrauch kommt." Unter dem Deckmantel von Glauben und Frömmigkeit würden Menschen eingeschüchtert und in Abhängigkeit gebracht, so Rothe weiter: "Das dadurch entstehende Vertrauen, das mit enormer Verletzlichkeit einhergeht, wurde ohne Scham und Skrupel ausgenutzt." Dieser Zusammenhang zwischen spirituellem und sexuellem Missbrauch werde in der Öffentlichkeit wenig thematisiert.
Kritik aus Kirche und Politik
In den vergangenen Tagen hatten Vertreter aus Kirche und Politik den Wagen als Grenzüberschreitung kritisiert. Das Motiv prangere nicht einzelne Täter oder die Kirche an, sondern erwecke den Eindruck, dass Jesus selbst im Beichtstuhl sitze. Ähnlich äußerte sich der Kölner Stadtdechant Robert Kleine. Auch CDU-Politiker um den ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma protestierten dagegen.
Trotz anhaltender Kritik soll der Wagen aber im Kölner Rosenmontagszug mitfahren: "Wir sind auch gläubige Menschen. Wir wollen Jesus nicht verunglimpfen", sagte ein Sprecher des Festkomitees Kölner Karneval der KNA.
Auch Zugleiter Marc Michelske verteidigte den Wagen. "Jesus liebt dich" sei eine wunderschöne Botschaft. Leider seien die Worte aber von Missbrauchstätern ausgenutzt worden. Genau dies hätten ihm auch Missbrauchsbetroffene nach der Vorstellung des Wagenentwurfs bestätigt.