Unter den Geiseln sei auch Sem Mbinglo, der Fon (König) von Nso, der mit dem 90-jährigen Kardinal zwischen Bamenda, der drittgrößten Stadt Kameruns, und Kumbo unterwegs war. Tumi habe angegeben, dass die Entführer ihm gegenüber keine Gewalt angewandt hätten. Er sei lediglich zu verschiedenen Themen befragt worden.
Konflikte zweier Sprachen
Seit mehreren Jahren steckt Kamerun in einer tiefen Krise. Die Bewohner zweier englischsprachiger Regionen fühlen sich von der frankophonen Bevölkerungsmehrheit benachteiligt. Sie fordern, in der Schule und vor Gericht Englisch statt Französisch verwenden zu können. Der Protest, 2016 befeuert durch Pläne der Zentralregierung, das Schul- und Justizsystem zu frankophonisieren, entwickelte sich zu einer Unabhängigkeitsbewegung, der die staatlichen Sicherheitskräfte mit Gewalt entgegentreten.
Inzwischen ist von 3.000 Todesopfern die Rede. Laut Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR sind mehr als 700.000 Menschen auf der Flucht. Sowohl Separatisten als auch der regulären Armee werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.
Warnung vor Eskalation
Tumi gehört zu den profiliertesten Vermittlern in dem Konflikt, wandte sich aber stets gegen eine Spaltung Kameruns. "Wir gehen weiter davon aus, dass wir ein Land sind", sagte er Ende August in einem TV-Interview.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker warnte unterdessen vor einer Eskalation des Bürgerkriegs. Europa müsse sich engagierter für eine politische Lösung des Konflikts einsetzen. Sorge bereiten den Menschenrechtlern auch die jüngsten Übergriffe auf Schulen. Am Donnerstag kamen elf Lehrkräfte frei, die aus Grund- und Mittelschulen entführt worden waren. Mehrere Schüler sowie ein ebenfalls gekidnappter Lehrer waren bereits zuvor freigelassen worden.