Kirche in Hamm entwickelt neue Form einer Milieukrippe

Inseln in der Mitte des Kirchenraumes

Eine "Milieukrippe" gibt es seit Jahren schon in einer Kölner Kirche. Darin werden alltägliche Szenen aus der Mitte der Gesellschaft in einer Krippenszene integriert. In St. Agnes in Hamm bauen sie diese Idee gemeinsam aus.

Autor/in:
Hilde Regeniter
Maria erfährt von der Geburt Jesu durch den Engel / © Benjamin Marx (privat)
Maria erfährt von der Geburt Jesu durch den Engel / © Benjamin Marx ( privat )

DOMRADIO.DE: Sie greifen in Hamm eine Idee aus Köln auf, nämlich die der Milieu-Krippe. Was ist eine Milieukrippe?

Pfarrer Bernd Mönkebüscher / © Ronja Lichtermann (privat)
Pfarrer Bernd Mönkebüscher / © Ronja Lichtermann ( privat )

Pfarrer Bernd Mönkebüscher (Leiter des Pastoralverbundes Hamm-Mitte-Osten und Hamm-Mitte-Westen): Milieu bedeutet Mitte, Umgebung und im Grunde hat so eine Milieu-Krippe immer ein Zentrum. In diesem Fall natürlich weihnachtliche Botschaften oder die Botschaften, die wir mit der Menschwerdung des Gottessohnes verbinden. 

Die Idee ist, wie eigentlich bei jeder Krippe, dass es ins Jetzt und Heute hineinwirkt. Heute ergeht das Wort, heute ist euch der Heiland geboren …  "Wird Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren", so lautet ein Wort von Angelus Silesius. Also es ist immer der Versuch, die Botschaft aus der Vergangenheit ins Jetzt zu holen und zu schauen, was die Botschaft für das Jetzt und Heute bedeutet. 

DOMRADIO.DE: Sie haben Ihre Milieugruppe zusammen mit Benjamin Marx entwickelt, dem - wenn man so will - Vater der Ur-Milieukippe in der Kölner Kirche 'Maria in Lyskirchen'. Was wird jetzt das Besondere in Hamm sein? 

Bernd Mönkebüscher

"Die Botschaft in die Mitte setzen."

Mönkebüscher: Es ist ein anderer Kirchenraum. Also die kleine romanische Kirche in Köln ist anders als die St. Agnes-Kirche in Hamm. Wir haben einen sehr freien Kirchenraum mit einer losen Bestuhlung. 

Die Idee ist, zumindest in der Advents- und Weihnachtszeit, dass wir die Krippe auf einzelnen Inseln in die Mitte des Kirchenraumes setzen und Menschen sitzen drum herum. Das greift ein wenig die Entwicklung auf, die wir in den letzten Jahren in St. Agnes gemacht haben. Es geht dabei darum, die Botschaft immer in die Mitte zu setzen, also nicht irgendwie an den Rand, an eine Wand, wo Menschen dann die Krippe im Rücken hätten, sondern mittig, dass man unmittelbar Teil des Geschehens ist. 

Szene "Verkündung des Herrn" der Milieukrippe Hamm / © Benjamin Marx (privat)
Szene "Verkündung des Herrn" der Milieukrippe Hamm / © Benjamin Marx ( privat )

DOMRADIO.DE: Ihre Krippe soll sich über das ganze Jahr hinweg entwickeln, und los geht's dann am heutigen Dienstag mit einer ganz eigenen Interpretation der Verkündigung an Maria. Beschreiben Sie doch mal, wie wird diese Szene aussehen? 

Mönkebüscher: Es dürfen natürlich Maria nicht fehlen und der Engel, also der Bote, der die Botschaft bringt, dass sie ein Kind bekommen wird: Maria, die das Wort aufnimmt. Das Ganze wird mit einem Kulissenteil versetzt, das den Bahnhof von Hamm darstellt, und zwar in drei Bildern. Das eine von weitem, näher rückend und nah: Etwas kommt auf Maria zu, auf uns zu, das Gotteswort; und es wird nah dadurch, indem es Aufnahme findet und Hand und Fuß bekommt. Das ist ja Menschwerdung und das ist etwas, was uns allen aufgetragen ist, das Gotteswort aufzunehmen, in uns wohnen zu lassen und ihm Gestalt geben.

Bernd Mönkebüscher

"Keine weiße Krippe."

DOMRADIO.DE: Maria ist die zentrale Figur. Wie wird die hier dargestellt? Was für eine Frau ist sie bei Ihnen? 

Mönkebüscher: Sie ist eine junge Dame. Wir haben uns für eine Bemalung entschieden, die der Hautfarbe der Menschen zur Zeit Jesuentspricht. Es ist also keine weiße Krippe. 

Es gibt ein Buch einer evangelischen Theologin "Wie ist Jesus weiß geworden", in dem sie darlegt, dass die Farbgebung auch von Krippenfiguren eine wesentliche Rolle spielt. Denn wie sie uns meistens begegnet, entspricht der Hauttyp nicht der Historie. Entsprechend sind die Figuren farblich gefasst. Beide Figuren haben große Augen, sie schauen sich an, auf Augenhöhe. 

Die Figuren werden auf Stehlen stehen. Das wird ihnen in dem Kirchenraum mehr Präsenz geben. Also wir werden keine Landschaft gestalten, so wie es in Maria in Lyskirchen ist, sondern einzelne Inseln. In der Adventszeit werden wir wahrscheinlich sechs Inseln haben, wo unterschiedliche Orte aus Hamm dargestellt werden. 

DOMRADIO.DE: Wie heißen Sie jetzt dieses erste Bild der neuen Krippe willkommen? 

Mönkebüscher: Der 25. März ist das Hochfest 'Verkündigung des Herrn', es gibt abends um 18 Uhr einen Gottesdienst, wir haben diese Szene dann zwei Wochen stehen, so dass man sie einfach während der Gottesdienste besuchen kann, aber auch an den beiden darauffolgenden Sonntagen, also am kommenden Sonntag und am ersten Sonntag im April, wo wir die Kirche gesondert geöffnet haben von 15 bis 17 Uhr, um sich diese Szene anzuschauen und auf sich wirken zu lassen.  

Maria und der Engel in der Mileukrippe in Hamm / © Benjamin Marx (privat)
Maria und der Engel in der Mileukrippe in Hamm / © Benjamin Marx ( privat )

DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich für diese Krippe? Warum machen Sie das? 

Mönkebüscher: Es ist vor allem ein katechetisches Medium, ein Vorhaben zu visualisieren, anzudeuten, anzuregen. 

Es geht um die Botschaft, was sie für mich bedeutet. Es wird begleitend ein Gedicht von Andreas Knapp zu lesen sein, zur Verkündigung. Andreas Knapp versucht, die Botschaft auch ins Heute zu heben. 

Wir feiern ja nicht irgendetwas Historisches, was vor 2000 Jahren geschehen ist, sondern wir feiern etwas, was für mich heute Bedeutung hat, nämlich die Frage, welche Botschaften erreichen mich? Welchen Botschaften geben ich Raum? Welche lasse ich in mich hinein? Was lasse ich wachsen und was davon bringe ich zur Welt, um beim Bild der Schwangerschaft zu bleiben. Die neun Monate sind ja nicht umsonst gewählt: 25. März und 25. Dezember ... Also was trage ich in mir, lasse es reifen und was kommt durch mich in die Welt und was kommt am Guten durch mich durch die Welt? 

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Mariä Verkündigung

Mit dem Hochfest "Mariä Verkündigung" oder "Verkündigung des Herrn" greift die Kirche eine Stelle aus dem Lukas-Evangelium auf. Dort sendet Gott den Engel Gabriel nach Nazareth, um Maria die Geburt Jesu anzukündigen. "Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben." Auf die Frage Marias, wie sie denn schwanger werden könne, wo sie doch "keinen Mann erkenne", antwortet der Engel: "Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten."

Verkündigung des Herrn, Malerei in der Votivkirche, Wien / © Adam Jan Figel (shutterstock)
Quelle:
DR

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