Kirche in Pakistan geht gegen Blasphemie-Todesurteil vor

Hoffen auf internationalen Beistand

In Pakistan soll ein Christ im Internet das Bild einer zerstörten Koran-Seite geteilt haben. Dafür wurde er zum Tode verurteilt. Die katholische Kirche erhofft sich nun Rettung durch internationale Aufmerksamkeit.

Christinnen in Pakistan / © Asianet-Pakistan (shutterstock)
Christinnen in Pakistan / © Asianet-Pakistan ( shutterstock )

Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz in Pakistan fordert internationalen Beistand gegen das jüngst verhängte Blasphemie-Todesurteil gegen einen Christen. 

Samson Shukardin, Vorsitzender der pakistanischen Bischofskonferenz (KiN)
Samson Shukardin, Vorsitzender der pakistanischen Bischofskonferenz / ( KiN )

"Die internationalen Menschenrechts- und Hilfsorganisationen sollen sich zu Wort melden und gegen diese Entscheidung Stellung beziehen", sagte Bischof Samson Shukardin aus Hyderabad dem katholischen Hilfswerk "Kirche in Not", wie dieses am Freitag in München mitteilte. "Das wird einen großen Einfluss auf die Regierung haben."

Antichristliche Ausschreitungen in Pakistan

Ein Gericht in Sahiwal in der Provinz Punjab hatte den Christen Ehsan Shan der Blasphemie für schuldig befunden, wie das Hilfswerk erläuterte. Er wurde demnach zum Tode mit vorausgehender 22-jähriger Haft und zu einer Geldstrafe verurteilt. "Shan soll in den sozialen Medien ein Bild geteilt haben, dass eine zerstörte Koran-Seite zeigt.

Diese mutmaßliche Schändung war der Auslöser für christenfeindliche Ausschreitungen in der Stadt Jaranwala im August 2023, bei der mehr als 80 Wohnhäuser von Christen und über 25 Kirchen zerstört wurden."

Eine wütende Menschenmenge hat in Pakistan Mitte August mehrere Kirchen angegriffen / © Avid Waqar (dpa)
Eine wütende Menschenmenge hat in Pakistan Mitte August mehrere Kirchen angegriffen / © Avid Waqar ( dpa )

Bischof Shukardin sagte, bisher sei keiner der mutmaßlichen Täter verurteilt worden. "Einer unserer Christen wird zum Tod verurteilt, und den anderen, denen Angriffe auf Kirchen und Wohnhäuser vorgeworfen werden, passiert nichts."

Zunehmende Gewalt gegen Christen

Der Vorsitzende der katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in der Diözese Faisalabad, Khalid Rashid, ergänzte, das Gericht in Sahiwal sei von fundamentalistischen Gruppen unter Druck gesetzt worden. Der Anwalt des Verurteilten wolle in Revision gehen; die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden unterstütze ihn darin.

"Kirche in Not" hilft nach eigenen Angaben in Fällen von Blasphemievorwürfen und kooperiert mit der Kommission. Das Todesurteil gegen Ehsan Shan fällt in eine Zeit zunehmender Gewalt gegen Christen in der pakistanischen Provinz Punjab, wie es weiter hieß. "So wurde Ende Mai in der Stadt Sargodha eine Familie angegriffen, der ebenfalls die Schändung des Koran vorgeworfen wurde.

In der Folge starb der 72-jährige Christ Nazir Gill Masih an schweren Kopfverletzungen, die ihm bei dem Übergriff zugefügt worden waren."

In Pakistan sind "Kirche in Not" zufolge rund 96 Prozent der Einwohner muslimischen Glaubens. Der Anteil von Christen und Hindus liege bei je rund zwei Prozent.

Christen in Pakistan

Staatsreligion in Pakistan ist der Islam, 96 Prozent der Einwohner sind Muslime. Das Christentum ist nach dem Hinduismus die zweitgrößte Minderheitsreligion im Land. Gleichzeitig sind die Christen dort besonders bedroht. Wegen Blasphemie verhängen die Gerichte immer wieder Todesstrafen. Dabei genügen schon des Trinken aus einem Brunnen oder eine unliebsame Kurznachricht als Grund. (DR, 01.01.2021)

Pakistanische Christen feiern wegen Corona-Maßnahmen zu Hause Gottesdienst / © Fareed Khan (dpa)
Pakistanische Christen feiern wegen Corona-Maßnahmen zu Hause Gottesdienst / © Fareed Khan ( dpa )
Quelle:
KNA