Kölner Dombauarchiv öffnet Schatzkammer für Besucher

Ein Hauch von "Bares für Rares" am Rhein

Für Liebhaber seltener Stücke ist es sicherlich ein Fest. Die Kölner Dombauarchiv öffnet in der Schatzkammer seine Schränke mit besonderen Exponaten. Ein Fundstück stand sogar einmal im Mittelpunkt der TV-Sendung "Bares für Rares".

Autor/in:
Johannes Schröer
Blick auf den Kölner Dom / © Elen Marlen (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Woher kommen denn all diese Ausstellungsstücke?

Dr. Leonie Becks (Leiterin der Kölner Domschatzkammer): Die Ausstellung "Der Kölner Dom und was damit zusammenhängt" zeigt eine heterogene Auswahl von Werken aus unserer Kunstsammlung, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Es sind Gemälde, Skulpturen, Druckgrafiken und historische Fotos dabei.

Ein auffälliges Exponat ist in einer der Vitrinen zu sehen. Dabei handelt es sich um eine große Konsole. Sie ist aus dem Holz des mittelalterlichen Baukranes geschnitzt. Sie wurde über die Fernsehsendung "Bares für Rares" angeboten und ist so in den Kunsthandel gelangt und dann auf Umwege zu uns in das Dombauarchiv.

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Neue Ausstellung in der Kölner Domschatzkammer

Interessant ist, dass diese Konsole in der Dombauhütte gezeichnet wurde. Sie gehört somit eigentlich in unseren Bestand des Dombauarchivs. Eine Entwurfszeichnung zu dieser Konsole ist bei uns in der Plansammlung vorhanden.

DOMRADIO.DE: In dieser Vitrine sind noch andere Stücke zu sehen. Sind alle aus dem gleichen Holz geschnitzt?

Becks: So heißt es zumindest. Wir haben auch einen Thronsessel, der aus dem Holz des Baukranes gefertigt wurde. Es gibt zudem eine Miniaturausführung des mittelalterlichen Baukranes als Tabaksdose, die auch in der Ausstellung zu sehen ist sowie einen Treppenaufsatz in Form eines Löwen, der ebenfalls aus dem Holz des Baukranes geschnitzt worden sein soll. Wir haben keine Untersuchung des Holzes durchgeführt, aber wir gehen davon aus, dass es stimmt. 

Ausstellungsstücke in der Vitrine in der Kölner Domschatzkammer. / © Johannes Schröer (DR)
Ausstellungsstücke in der Vitrine in der Kölner Domschatzkammer. / © Johannes Schröer ( DR )

DOMRADIO.DE: Man kann in der Ausstellung auch die älteste Fotografie vom Kölner Dom sehen. Was hat es damit auf sich?

Becks: Das Dombauarchiv verfügt über eine große Sammlung von Fotografien, auch aus dem 19. Jahrhundert. Die älteste Fotografie vom Kölner Dom entstand 1853. Sie zeigt den Dom in der Zeit des Weiterbaus. Die Südquerhausfassade ist fertiggestellt, aber das Langhaus ist noch eingerüstet. Diese historischen Fotos dokumentieren tatsächlich den Bauablauf des Doms. 

DOMRADIO.DE: Diese Fotografien erzählen eigentlich auch Fotografiegeschichte. Das dürfte ohnehin eine der ersten Fotografien gewesen sein, oder?

Becks: Das ist tatsächlich so. Man war aufgeschlossen und hat sich diesem modernen Medium zugewandt. 

Leonie Becks

"Es gibt viele Darstellungen des Doms, die ihn bereits in vollendeter Form zeigen und das, obwohl er erst 1880 fertiggestellt wurde."

DOMRADIO.DE: Der Dom wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts fertiggestellt. Auf einem Gemälde, das aber viel älter ist, ist er schon fertig. Da stimmt doch was nicht, oder?

Becks: Das ist immer wieder erstaunlich. Es gibt viele Darstellungen des Doms, die ihn bereits in vollendeter Form zeigen und das, obwohl er erst 1880 fertiggestellt wurde. 1815/16 wurde ein mittelalterlicher Fassadenriss wiederentdeckt, mit dem man für den Weiterbau warb. Auf dieser Grundlage sowie anhand der Zeichnung der Westfassade konnten solche Darstellungen in vorgestellter Vollendung entstehen.

Gemälde Kölner Dom / © Johannes Schröer (DR)
Gemälde Kölner Dom / © Johannes Schröer ( DR )

DOMRADIO.DE: Erstaunlich sind auch die vielen Souvenirs, die es schon immer rund um den Dom gegeben hat. Davon sieht man auch einige Stücke?

Becks: Genau. Besonders im 19. Jahrhundert, als der Weiterbau 1842 begann, warb man aktiv um Spenden zur Finanzierung. Dabei entstanden zahlreiche Souvenirs, darunter Porzellane von renommierten Manufakturen wie KPM in Berlin. Diese zeigten den Dom sowohl im damaligen unvollendeten als auch im vollendeten Zustand. Für die Ausstellung haben wir eine schöne Auswahl dieser Stücke getroffen.

Leonie Becks

"Die verkleinerte Muttergottes aus Buchsbaum lässt sich mit einem Kunstkammerstück des 18. Jahrhunderts vergleichen."

DOMRADIO.DE: Man kann auch eine Madonna bewundern, die einem bekannt vorkommt. Ist es dieselbe, der man begegnet, wenn man durch den Haupteingang des Doms tritt?

Becks: Ja, genau. Das ist eine verkleinerte Version der Trumeau-Madonna von Peter Fuchs. Er war einer der Bildhauer, die im 19. Jahrhundert mit ihrer Werkstatt am Dom gearbeitet haben. Über 700 einzelne Figuren sind entstanden. Später, als er nicht mehr als Bildhauer tätig war, schnitzte er selbst und zwar in Buchsbaum, einem besonderen Material, das für Kunstkammerstücke verwendet wurde. Die verkleinerte Muttergottes aus Buchsbaum lässt sich mit einem Kunstkammerstück des 18. Jahrhunderts vergleichen. 

Kölner Dombauarchiv öffnet in der Schatzkammer seine Schränke mit besonderen Exponaten. / © Johannes Schröer (DR)
Kölner Dombauarchiv öffnet in der Schatzkammer seine Schränke mit besonderen Exponaten. / © Johannes Schröer ( DR )

DOMRADIO.DE: Wäre es nicht an der Zeit, über ein eigenes Museum für das Dombauarchiv nachzudenken?

Becks: Ja, das haben wir auch gedacht, als wir die Ausstellung hier eingerichtet haben. Es wäre schön, wenn man der Öffentlichkeit dauerhaft unsere Schätze zeigen könnte. Jetzt kann man sie immerhin ein ganzes halbes Jahr sehen. Bis zum 1. Juni ist die Ausstellung geöffnet.

Das Interview führte Johannes Schröer.

Kölner Dombau

Für alle Arten von Baumaßnahmen und den Erhalt des Bauwerkes sind die Mitarbeiter der Dombauhütte zuständig. Damit setzen sie die Tradition der mittelalterlichen Bauhütten fort.

Heutzutage sind viele verschiedene Gewerke an dieser Arbeit beteiligt. Die größte Gruppe der ca. 60 Mitarbeiter bilden die Steinmetzen und Bildhauer, denn die Erneuerung des verwitterten Steinwerks ist die Hauptaufgabe der Dombauhütte. Hinzu kommen Dachdecker, Gerüstbauer, Schreiner, Maler, Elektriker sowie ein Schlosser und ein Schmied.

Steinmetzarbeit an der Dombauhütte / © Harald Oppitz (KNA)
Quelle:
DR

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