Kölner Dombaumeister warnt vor illegalen Kletteraktionen

"Einbrüche werden konsequent zur Anzeige gebracht"

Sechs Menschen sind am Wochenende in den Kölner Dom eingedrungen. Offenbar, um auf die Türme zu klettern und Aufnahmen für soziale Medien zu machen, sagt Kölns Dombaumeister Peter Füssenich und warnt vor den Gefahren solcher Aktionen.

Autor/in:
Johannes Schröer
Gewöhnungsbedürftig: Hohe Polizeipräsenz am Dom / © Harald Oppitz (KNA)

DOMRADIO.DE: Wie gefährlich ist es, auf die Domtürme zu klettern?

Der Architektur- und Denkmalpflegeexperte Peter Füssenich hat sein Herz an den Kölner Dom verloren. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der Architektur- und Denkmalpflegeexperte Peter Füssenich hat sein Herz an den Kölner Dom verloren. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Peter Füssenich (Dombaumeister des Kölner Domes): Ich kann es niemandem zur Nachahmung empfehlen. Es handelt sich um Bereiche, die Außenstehende nicht kennen. Eine Bekletterung des Doms ist gefährlich, weil mitgebrachte Gegenstände wie Kameras oder Ausrüstung herunterfallen können. Dazu kommt, dass auch lose Steine herabstürzen und Menschen in der Umgebung ernsthaft gefährden könnten. Das wollen wir unter allen Umständen verhindern.

DOMRADIO.DE: Haben Sie in der Nacht direkt von dem Einbruch erfahren?

Füssenich: Ja, sehr früh am Morgen. Es waren auch Mitarbeitende des Doms im Einsatz sowie über 30 Polizeikräfte, die rund um den Dom verteilt waren. Der Dom wurde umstellt, sogar ein Polizeihubschrauber war im Einsatz. So ist es gelungen, die sechs Einbrecher zu stellen und festzunehmen.

Peter Füssenich

"Dank der Sicherheitseinrichtungen konnten sechs Leute festgenommen werden."

DOMRADIO.DE: Den Einbrechern ist es also nicht gelungen, auf die Türme zu klettern?

Füssenich: In der Vergangenheit gab es immer wieder solche Kletteraktionen. Wir haben nach jeder versucht, die Zugänge besser zu sichern und weitere Sicherheitsmaßnahmen vorzusehen. Jetzt darf ich sagen: Es ist gelungen. Dank der Sicherheitseinrichtungen konnten die sechs Personen festgenommen werden. Es handelte sich um junge Menschen aus dem Raum Frankreich-Belgien. Ihre Personalien wurden festgestellt. Solche Einbruchs- und Hausfriedensbruchversuche bringen wir konsequent zur Anzeige. Die Beteiligten müssen mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.

DOMRADIO.DE: Wie funktioniert das Alarmsystem im Dom? Gibt es Kameras oder Nachtwächter?

Füssenich: Der Dom ist rund um die Uhr bewacht. Neben Nachtwachen gibt es an vielen Stellen Kameras. Ich kann und will nicht sagen, wo genau sie sich befinden, aber sie sind ausreichend im Dom verteilt. Wir werden also jeden erwischen, der so etwas versucht.

DOMRADIO.DE: Die Kameras liefern also Bilder, und jemand verfolgt das live?

Füssenich: Genau. Die Systeme sind auch an die Polizei aufgeschaltet. Die Polizei ist dann schnell am Dom. Der Vorfall in der Samstagnacht hat gezeigt, dass das Sicherheitssystem funktioniert und die Zusammenarbeit mit der Polizei sehr gut läuft. Dafür sind wir sehr dankbar.

Peter Füssenich

"Der ganze Dom war umstellt – ein Hubschrauber hat die Türme umflogen."

DOMRADIO.DE: Was weiß man über die Motive dieser jungen Leute? Es ging offenbar nicht darum, etwas zu stehlen.

Füssenich: Nein, in diesem Fall war es eindeutig der Adrenalinkick. Wir beobachten in den letzten Jahren vermehrt, dass junge Leute – auch durch Social Media und seit es Drohnen gibt – auf hohe Gebäude steigen, um dort Videos zu machen. Es geht nicht ums Stehlen, sondern um Selbstdarstellung in sozialen Netzwerken.

DOMRADIO.DE: Sie sagen, das habe zugenommen?

Füssenich: Ja, besonders seit es haushaltsübliche Drohnen gibt. Das ist interessanter geworden, aber auch gefährlich. Die meisten können die Aufwinde am Dom überhaupt nicht einschätzen. Wir setzen Drohnen nur mit hochprofessionellen Firmen ein. Auch davon kann ich nur abraten – abgesehen davon, dass es verboten ist.

Peter Füssenich

"Es ist absolut gefährlich – nicht nur für die Kletterer."

DOMRADIO.DE: Es ist also kein harmloser Jungsstreich.

Füssenich: Nein, absolut nicht. Es ist gefährlich – nicht nur für die Kletterer selbst, sondern auch für Menschen in der Umgebung. Ich kann davon nur abraten und verurteile solche Aktionen auf das Schärfste.

Das Interview führte Johannes Schröer.

Ausblick auf 2025 am Kölner Dom

Die Verantwortlichen des Kölner Doms stellen sich auf geringere Zuschüsse aus der Kirchensteuer für die Kathedrale ein. In einem ersten Schritt habe das Domkapitel Maßnahmen eingeleitet, um mit 400.000 Euro weniger auszukommen, erläuterte Dompropst Guido Assmann vor Journalisten. So seien im Sommer vergangenen Jahres die Eintritte für Turmbesteigung und Schatzkammer um einen Euro erhöht worden. In den Morgenstunden gebe es keinen Zugang mehr zur Kathedrale über das Hauptportal, sondern nur über einen Seiteneingang.

Blick auf den Kölner Dom / © Elen Marlen (shutterstock)
Quelle:
DR

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