DOMRADIO.DE: Wie war das vergangenen Donnerstag? Haben Sie selbst festgestellt, dass da nichts mehr ging?
Florian Duczek (Referent für Citypastoral beim Kirchengemeindeverband Köln-Mitte): Am Donnerstagnachmittag erstmal noch nicht. Dann kamen die ersten WhatsApp-Nachrichten mit der Frage: "Was ist mit Eurer Seite los?" Da bin ich noch davon ausgegangen, man nutzt den Abend des Feiertages für Updates oder ähnliches, und das Ganze wird sich in ein paar Minuten erledigt haben.
Dass sich das so schnell nicht erledigt haben wird, habe ich am Freitag gemerkt, als zusätzlich zu mehreren WhatsApp-Nachrichten noch Mails ankamen. Da dachte ich mir, wenn das Problem bis jetzt nicht behoben ist, wird es wahrscheinlich etwas Längerfristiges.
DOMRADIO.DE: Was hängt da alles dran, wenn der Internetauftritt zusammenbricht?
Duczek: Wir sind im Herzen von Köln. Das ist hier nicht nur eine Gemeinde, sondern wir beim Kirchengemeindeverband Köln-Mitte haben gleich 17 Kirchorte, die wir unmittelbar betreuen. Ich kann mir vorstellen, wenn die Seite einer einzelnen Gemeinde ausfällt, geht man zum Schaukasten und guckt vor Ort nach. Bei uns ist das ein bisschen schwieriger. Bei 17 Kirchorten möchte sich wahrscheinlich niemand 17 Pfarrgemeindeseiten angucken, um Angebote für sich zu finden. Deswegen haben wir schon vor Corona alles auf unserer Homepage www.katholisch-in-koeln.de gebündelt. Dass diese Übersicht und damit direkt 17 Kirchortübersichten ausfallen, war für uns fast ein Supergau.
DOMRADIO.DE: Die Facebookseiten funktionieren auf der ganzen Welt weiter. Auch Sie haben dort einen Auftritt und verlinken da auf eine neue Webseite, die Sie schnell neu gebaut haben.
Duczek: Tatsächlich habe ich mir im Laufe des Wochenendes schon überlegt, was wir machen. Denn es scheint sich zu bestätigen, dass es ein Hackerangriff war, wie man gestern auch in der Zeitung gelesen hat. Entweder ist so etwas schnell vorbei oder es zieht sich über Tage, Wochen oder sogar Monate hin, wenn man Pech hat. Deswegen habe ich schon immer einen Plan für solche Fälle in der Hinterhand gehabt, dass wenn alles ausfällt, ich schnell eine Notseite hochziehe.
Das empfehle ich jedem. Wenn Infrastruktur ausfällt, dann sollte man einen Plan haben, egal ob es ein Bahnstreik ist, ob der Strom ausfällt oder eben die Internetstruktur.
Am Montagmorgen habe ich die Notseite hochgezogen. Das geht mit den Baukästen der großen Anbieter relativ schnell. Jetzt ist es natürlich die Herausforderung, diese Notseite auch möglichst schnell bekannt zu machen. Ich habe hier vor unserem Gespräch noch mal auf die Aufrufzahlen geguckt. Da sind wir aktuell bei etwa 10 Prozent der Aufrufzahlen, die wir auf unserer Hauptseite gehabt hätten. Da kann man sagen, 90 Prozent haben uns noch nicht gefunden. Aber ich als gnadenloser Optimist sehe es positiv. Innerhalb von zwei Tagen haben wir es geschafft, schon 10 Prozent wieder zu erreichen.
Das Interview führte Tobias Fricke.