Kölner Katholiken fordern in Papst-Umfrage radikale Reformen

"Sag's dem Papst"

Katholiken im Erzbistum Köln votieren in einer vom Papst angestoßenen Befragung für radikale Reformen in der Kirche. Laut einem vom Erzbistum Köln veröffentlichten Bericht fordert ein Großteil der Teilnehmenden mehr Selbstbestimmung.

Autor/in:
Andreas Otto
Symbolbild Umfrage, Fragebogen / © jannoon028 (shutterstock)
Symbolbild Umfrage, Fragebogen / © jannoon028 ( shutterstock )

Die Macht der Kirchenleitung und Priester sei deutlich zu reduzieren. Ämter, Dienste und Funktionen sollten nur auf Zeit vergeben werden und Kirchenmitglieder demokratisch mitbestimmen, etwa bei der Bischofswahl, heißt es in dem auf der Internetseite des Erzbistums Köln veröffentlichten Bericht.

Mehr als 5.000 Beiträge

An der Online-Umfrage "Sag's dem Papst - wie soll die Zukunft der Kirche aussehen?" beteiligten sich den Angaben zufolge vom 1. Februar bis 18. März 1.728 Personen - davon rund 140 in Vertretung einer Gruppe. Sie reichten 5.432 Beiträge und 1.247 Kommentare ein. Das Beteiligungsformat dient der Vorbereitung auf die von Papst Franziskus ausgerufene Weltsynode zur Zukunft der Kirche im Oktober 2023. Von ihm formulierte Fragen sollen zunächst auf Ortsebene behandelt werden.

Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln zählt zu den bedeutendsten Diözesen in Deutschland. Mit rund 1,9 Millionen Katholiken hat es die meisten Mitglieder, gefolgt von Münster, Freiburg und Rottenburg-Stuttgart (je rund 1,8 Millionen). Das Vermögen liegt bei rund 3,8 Milliarden Euro. Damit liegt Köln auf Platz drei hinter Paderborn (7,15 Milliarden Euro) und München-Freising (6,1 Milliarden Euro).

Blick auf den Kölner Dom / © saiko3p (shutterstock)

Die Befragungsergebnisse wurden von einer Agentur nach sozialwissenschaftlichen Standards zusammengefasst. Danach plädieren Teilnehmende für eine "Gewaltenteilung wie in Demokratien" statt für "Priesterzentrierung". Zudem müssten sich Menschen jeglicher sexueller Orientierung sowie mehrmals Verheiratete in der Glaubensgemeinschaft vollumfänglich angenommen fühlen.

Gleichgeschlechtliche Paare müssten sich in der Kirche trauen lassen können und geschiedene Katholiken wieder heiraten dürfen. Gefordert wird ein Schuldeingeständnis der Kirche für die Diskriminierung und persönliche Verletzung von nicht-heterosexuellen Menschen.

Wunsch nach Weiheämtern für Frauen

Ämter sollten unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung besetzt werden, heißt es weiter. "Frauen sowie Transmenschen sollen in ihrer Berufung alle Weiheämter bekleiden können." Der Zölibat für Amtsträger solle freiwillig und nicht verpflichtend sein.

Weiter verlangen die Befragten eine vollständige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Hierarchische Strukturen hätten dies in der Vergangenheit stark behindert. Auch Forderungen nach einem Rücktritt des wegen seiner Missbrauchsaufarbeitung in die Kritik geratenen Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki finden sich in den Antworten; sie seien in der Gesamtbetrachtung aber nicht so zahlreich, "aber eindringlich und im Verlauf des Dialogs präsent und teils scharf diskutiert", heißt es in dem Bericht.

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Julia Steinbrecht (KNA)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Weniger oft sei darauf verwiesen worden, dass die Kirche nicht dem Zeitgeist unterliegen, an der Priesterweihe nur für Männer und dem Zölibat festhalten sowie Abtreibung, Ehebruch und Homosexualität klar als Sünde benennen solle.

Ergebnisse werden auf diözesaler Versammlung beraten

Die Ergebnisse werden am Wochenende bei einer diözesanen Versammlung beraten. Dort kommen laut Erzdiözese 150 Delegierte zusammen - hälftig bestehend aus dem obersten Beratungsgremium des Erzbischofs, dem Diözesanpastoralrat, sowie einem Querschnitt von Menschen aus der Erzdiözese. Am Montag wollen sich Woelki und Weihbischof Rolf Steinhäuser vor Journalisten zu den Umfrage-Ergebnissen äußern.

Steinhäuser hatte in der Auszeit Woelkis die Umfrage gestartet.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA