Corona stellt die Kirchen an Weihnachten vor eine echte Herausforderung. Gottesdienste und Krippenspiele in dicht gedrängten Räumen sind nicht möglich. Dennoch sollen möglichst viele Feiern am Fest der Geburt Jesu stattfinden. Viele Gemeinden in Niedersachsen und Bremen haben daher ungewöhnliche Ideen für ihre Heiligabend-Gottesdienste entwickelt.
Unter dem Motto "Krippe in tour" kommt in Bad Bentheim die Kirche kurzerhand zu den Menschen. Mit einem Trecker-Gespann fahren altreformierte, reformierte, katholische und evangelische Gemeinden am 24. Dezember gemeinsam vier verschiedene Stationen rund um den Burgberg der Stadt an. Vom weihnachtlich dekorierten Anhänger aus werden Priester und Pastoren jeweils eine kleine Andacht halten. "Wir singen einige Lieder, tragen die Weihnachtsgeschichte vor, und es gibt eine kurze Auslegung", kündigt Pastor Ulrich Hirndorf vom evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Emsland-Bad-Bentheim an.
"Keiner soll zuhause bleiben müssen, weil er Angst hat, keinen Platz mehr in der Kirche zu finden."
Drive-In-Gottesdienst für bis zu 1.000 Autos
In Zeven im Landkreis Rotenburg bietet die katholische Gemeinde Christ König am Heiligen Abend um 16.30 Uhr einen Drive-In-Gottesdienst an. Bis zu 1.000 Autos finden auf dem örtlichen Veranstaltungsgelände Platz. Pfarrer Hans-Günter Sorge arbeitet mit dem Familienzirkus "Maximus" zusammen, dessen Artisten unter einer Zirkuskuppel das Krippenspiel aufführen. Der Geistliche hatte bereits zu Ostern einen Drive-In-Gottesdienst in Hildesheim veranstaltet.
Auch in Bremen geht die Kirche bei einem "Heiligabend-Umzug" auf Tour. Auf einem Anhänger mit Kirchturm und Tannenbaum zieht Pastor Christian Schulken von der evangelischen Gemeinde Arsten-Habenhausen durch seinen Stadtteil. An ausgewählten Orten gibt es Gebete und Trompetenmusik.
Die Evangelische Trinitatisgemeinde in Bremen verlegt ihr Krippenspiel nach draußen. Um das Gemeindezentrum herum, auf dem Kita-Außengelände, dem Parkplatz sowie auf Treppen und Wegen wird die Weihnachtsgeschichte nach dem Evangelisten Lukas aufgeführt. Der 30-minütige Weg entlang der verschiedenen Stationen wird in Kleingruppen begangen und führt am Ende zur Krippe und zum Weihnachtssegen in die Kirche.
Ein zentrales Angebot machen die katholische und evangelischen Bremer Innenstadtpfarreien auf dem Marktplatz der Hansestadt. Auf einer Bühne vor der Bürgerschaft gibt es von 14.00 bis 23.00 Uhr Programm:
Bläser spielen Weihnachtslieder, Kerzen werden entzündet, die Weihnachtsgeschichte wird erzählt.
Glocken laden zu "Stille Nacht" ein
In Bremerhaven ist - ebenfalls in ökumenischer Zusammenarbeit - "eine Art Weihnachts-Flashmob" geplant, wie Superintendentin Susanne Wendorf-von Blumröder der "Nordsee-Zeitung" verriet: "Am Heiligabend um 22.45 Uhr werden wir die Glocken läuten und die Bremerhavener einladen, sich an bestimmten Plätzen in der Stadt mit Kerzen und Abstand zu treffen und gemeinsam 'Stille Nacht' zu singen."
Ursprünglich geplante Gottesdienste mit mehreren Tausend Teilnehmern in den Stadien von Eintracht Braunschweig und Hannover 96 wurden dagegen nach den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen abgesagt. Feiern mit Großveranstaltungscharakter sollen möglichst vermieden werden. In Braunschweig wird stattdessen der evangelische Heiligabend-Gottesdienst mit Landesbischof Christoph Meyns um 18.00 Uhr aus dem Dom im Internet übertragen.
Viele große Kirchen in Niedersachsen setzen neben Live-Streams auch auf eine höhere Anzahl an Gottesdiensten, um möglichst vielen Besuchern Platz zu bieten. Am Osnabrücker Dom finden am Nachmittag vier Krippengottesdienste mit verschiedenen Stationen statt, darüber hinaus zwei Christmetten um 18.00 und 22.00 Uhr. Im Hildesheimer Dom werden um 16.00 Uhr, 18.00 Uhr, 20.00 Uhr und 22.30 Uhr Gottesdienste gefeiert. Die Marktkirche Hannover bietet zwischen 14.00 und 24.00 Uhr stündlich Christvespern, Metten, Gottesdienste und eine Christnacht an - im Wechsel in der Kirche und draußen auf einer Bühne.