Luxemburger Laienrepräsentantin sorgt sich um die Kirche

"Wir kämpfen damit, uns ganz neu aufzustellen"

Papst Franziskus besucht am Donnerstag Luxemburg. Die katholische Kirche dort befindet sich in einer großen Umbruchsphase, berichtet Christine Bußhardt vom Diözesanpastoralrat. Auf den Finanzskandal der Caritas blickt sie mit Sorge.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Fahne Luxemburgs vor der Kathedrale Notre-Dame / © Jan Hendrik Stens (DR)
Fahne Luxemburgs vor der Kathedrale Notre-Dame / © Jan Hendrik Stens ( DR )

DOMRADIO.DE: Sie haben am Donnerstagnachmittag die Möglichkeit, Papst Franziskus in der Kathedrale von Luxemburg begrüßen zu dürfen. Wie schauen Sie auf diesen Tag? 

Christine Bußhardt / © Jan Hendrik Stens (DR)
Christine Bußhardt / © Jan Hendrik Stens ( DR )

Christine Bußhardt (Vizepräsidentin des Diözesanpastoralrats der Erzdiözese Luxemburg): Ich freue mich sehr auf diesen Tag. Ich bin stolz, dass ich diese Aufgabe bekommen habe und freue mich, Papst Franziskus einmal so nahe begegnen zu dürfen. 

DOMRADIO.DE: Sie schauen unter anderem auf die pastorale Situation im Erzbistum Luxemburg. Wovon ist diese Situation im Augenblick besonders geprägt? 

Christine Bußhardt

"Wir haben große Pfarreien gegründet, aus 200 Pfarreien wurden 33 Pfarreien gemacht."

Bußhardt: Wenn ich auf die letzten Jahre zurückschaue, dann muss ich sagen, dass wir doch sehr damit kämpfen, uns neu ganz neu aufzustellen. Wir haben große Pfarreien gegründet, aus 200 Pfarreien wurden 33 Pfarreien gemacht. Und jetzt geht es darum, die pastorale Arbeit in diesen Pfarreien noch mehr zu beleben. 

DOMRADIO.DE: Welche Möglichkeiten gibt es denn überhaupt, die Kirche vor Ort am Kirchturm möglichst lebendig zu halten und welche Modelle gibt es im Erzbistum? 

Bußhardt: Wir versuchen in einigen Pfarrverbänden eine gute Zusammenarbeit mit den Pastoralräten zu machen, sodass diese auch an der Leitung teilnehmen können. Wir versuchen auch die Jugendlichen mit einzubinden, soweit das irgendwie geht.

So merkt man dann, dass man in den Gruppen verschiedene Kreise hat. Es sind die Kreise, die der Kirche etwas näher stehen und die Kreise, die etwas außerhalb stehen. Wir versuchen die miteinander in Verbindung zu bringen. 

DOMRADIO.DE: Welche Aufgabe kommt da in besonderer Weise den Laien zu? 

Christine Bußhardt

"Da wir keinen Religionsunterricht mehr in der Schule haben, unterrichten die die Kinder am Nachmittag in der Pfarrei."

Bußhardt: Als Laienberufe haben wir die Katecheten. Die haben in Luxemburg im Moment eine ganz wichtige Aufgabe. Da wir keinen Religionsunterricht mehr in der Schule haben, unterrichten die die Kinder am Nachmittag in der Pfarrei. Das passiert oft in Kirchen oder in Pfarrsälen. Dann haben wir natürlich noch Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten. Diese unterstützen auch die Teams in den Dekanaten. 

DOMRADIO.DE: Bei Franziskus hört man immer wieder das Wort Synodalität. Wenn sie dieses Wort hören und auch auf das schauen, was ab Oktober in Rom losgeht, was bedeutet Synodalität für Sie und wie interessiert werden Sie ab dem kommenden Monat nach Rom schauen? 

Bußhardt: Ich bin begeistert davon, dass wir jetzt so viel über Synodalität sprechen, weil ich denke, dass das tatsächlich ein Mittel ist, mit dem man Menschen in die Verantwortung nehmen kann und ihnen auch Verantwortung übertragen kann, wenn sie das möchten. Also coresponsabilité - Mitverantwortung - ist da ein Wort.

Ich hoffe doch, dass die Vielfalt, die wir in dieser Kirche haben, noch mehr zum Tragen kommen kann, sodass auch vor Ort Menschen Verantwortung übernehmen können und auch entsprechend auf das reagieren können, was dort gebraucht wird. 

DOMRADIO.DE: Das Erzbistum Luxemburg steht vor großen Herausforderungen. Dazu kommt jetzt noch ein Skandal bei der Caritas. Wie schauen Sie in die Zukunft und was erhoffen Sie sich Nachhaltiges vom Papstbesuch? 

Christine Bußhardt

"Da ist es eigentlich unvorstellbar, dass wir in Zukunft keine Caritas in Luxemburg mehr haben werden."

Bußhardt: Papst Franziskus steht für die Option für die Armen. Das ist immer wieder seine Forderung. Wir müssen nahe bei den Menschen sein, und das wollen wir auch. Da ist es eigentlich unvorstellbar, dass wir in Zukunft keine Caritas in Luxemburg mehr haben werden. Da weiß ich noch nicht so genau, wie das ausgeht.

Deswegen muss sich die Kirche irgendwie überlegen, wie sie genau diesen Bereich zukünftig abdeckt. Denn da erreichen wir die Menschen und da hat die Kirche Glaubwürdigkeit bei den Menschen und dort sie wird gebraucht.

Das Interview führte Jan Hendrik Stens.

Kirche in Luxemburg

Luxemburg, zweitkleinster Mitgliedsstaat der Europäischen Union, ist seit dem 6. Jahrhundert katholisch geprägt. Von den rund 630.000 Einwohnern sind etwa 70 Prozent katholisch getauft, der Anteil der praktizierenden Katholiken ist allerdings seit rund 50 Jahren stark rückläufig. 

Auch der gesellschaftliche und politische Einfluss der Kirche geht zurück. Ihr gehörte noch Ende des 20. Jahrhunderts die wichtigste Tageszeitung, Religionsunterricht war Pflichtfach in der Schule; Staat, Kirche und die Christlich-Soziale Volkspartei CSV waren eng verbunden. 

Blick auf die Kathedrale von Luxemburg / © Mikalai Nick Zastsenski (KNA)
Blick auf die Kathedrale von Luxemburg / © Mikalai Nick Zastsenski ( KNA )
Quelle:
DR