Misereor bekommt eine neue Führung

"Wir stehen den Menschen bei"

Das katholische Entwicklungswerk Misereor bekommt einen neuen Chef. Andreas Frick freut sich auf diese Aufgabe und schaut mit besonderer Sorge auf Bolivien, wo gerade erst ein Putschversuch vereitelt wurde.

Misereor-Führungswechsel von Pirmin Spiegel (r.) zu Andreas Frick (l.) / © Van't Hoen (MISEREOR)
Misereor-Führungswechsel von Pirmin Spiegel (r.) zu Andreas Frick (l.) / © Van't Hoen ( MISEREOR )

DOMRADIO.DE: Mit einem feierlichen Gottesdienst ist Pirmin Spiegel an diesen Donnerstag nach zwölf Jahren als Hauptgeschäftsführer des Werks für Entwicklungszusammenarbeit Misereor verabschiedet worden. Zum 1. Juli treten Sie seine Nachfolge an. Was bedeutet das für Sie?

Dr. Andreas Frick (Künftiger Vorstandsvorsitzender von Misereor): Misereor ist ein weltweit anerkanntes, hochkompetentes Hilfswerk der deutschen Katholiken in ökumenischer Gesinnung. Ich staune, was ich in den letzten Wochen und Monaten schon alles gesehen habe und freue mich auf diese Aufgabe. Es ist es eine riesige Verantwortung und wir werden nicht nur bitten und Ideen sammeln, sondern auch fordern, dass wir als Kirche und als Gesellschaft einen großen Schritt nach vorne gehen. 

DOMRADIO.DE: Sie waren zuletzt Generalvikar im Bistum Aachen. Was bringen Sie mit und wo wollen Sie neue Akzente bei Misereor setzen?

Andreas Frick

"Ich bin selbst Priester und ich war gerne Pastor."

Frick: Ich glaube, dass in den Umbrüchen unserer Zeit Leitung  - und die nehmen wir gemeinsam in einem Dreiervorstand wahr - sichert, dass Menschen, die viele Kompetenzen haben und auch vieles besser können, als der Einzelne im Vorstand, dass die gut vernetzt sind und dass wir das Netzwerken in die Politik, in die Ökumene und in die anderen Hilfswerke gut absichern. Und dass wir zu den Spenderinnen und Spendern Kontakt haben. 

Ich bin selbst Priester und ich war gerne Pastor. Als Generalvikar hatte ich überwiegend Managementaufgaben. Diese Mischung hinzubekommen, den Einzelnen zu sehen, auch in ganz anderen Situationen der Welt, aber eben auch in der Organisation, in der deutschen Kirche, ist wichtig, damit wir uns in unseren Netzwerken gegenseitig stärken. 

Misereor-Stabwechsel von Pirmin Spiegel (l.) zu Andreas Frick (m.) / © Van't Hoen (MISEREOR)
Misereor-Stabwechsel von Pirmin Spiegel (l.) zu Andreas Frick (m.) / © Van't Hoen ( MISEREOR )

DOMRADIO.DE: Misereor ist als Hilfswerk weltweit tätig, dementsprechend viel werden Sie unterwegs sein. Freuen Sie sich auf diese Begegnungen, wo Sie auch vor Ort an die Ränder gehen werden, wie es Papst Franziskus von seiner Kirche fordert? 

Frick: Ich habe schon einige Reisen unternommen, jetzt gibt es einen neuen Fokus: Ich komme gerade aus Bolivien und bin sehr beeindruckt, was Misereor da bewirkt. Aber auch davon, was Menschen vor Ort aus Leid, Hoffnung und Solidarität schaffen.

Das persönlich immer wieder wahrzunehmen und Solidaritätsbesuche zu machen, ist ein Teil meiner Aufgabe und ich freue mich, dass wir Besuche machen und Gäste empfangen können, damit das Netzwerk weltweit gut und lebendig bleibt. 

DOMRADIO.DE: Stichwort Bolivien: Dort wurde gerade erst ein Staatsstreich verhindert, Soldaten sollen versucht haben, Präsident Luis Arce zu stürzen. Wie besorgt sind Sie? 

Frick: Noch vor fünf Wochen bin ich an Orten in der Hauptstadt La Paz gewesen, wo jetzt Panzer stehen und Soldaten aufmarschiert sind. Ich habe unmittelbar, nachdem ich davon gehört habe, Nachrichten an unsere Freunde und Projektpartner in Bolivien geschickt.

Das berührt mich sehr. Diese Menschen leben in unmittelbarer Nähe dieses Geschehens. Die Not in Bolivien hat eine Vorgeschichte, das muss diskutiert und überwunden werden. Wir stehen den Menschen bei und ich ermutige alle, immer neu hinzuhören. Wir beten für die Menschen vor Ort und wir versuchen, vor Ort konkrete Hilfe zu leisten.  

Das Interview führte Alex Foxius.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR