Wenn die Staatsanwaltschaften noch stärker als jetzt die Initiative dazu übernehmen wollten, sei er sofort dazu bereit, sagte Wilmer in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er begrüße es, dass die neue Bundesregierung laut Koalitionsvertrag die Aufarbeitung zumindest begleiten und kontrollieren wolle.
Missbrauchsguten des Erzbistums München
Derzeit steht das Erzbistum München wegen eines Missbrauchsgutachten und dem Vorwurf des systemischen Versagens bei dessen Aufarbeitung in der Kritik. Die Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl hatte im Auftrag des Erzbistums seit 2020 Missbrauchsfälle zwischen 1945 und 2019 untersucht.
Die Gutachter fanden in diesem Zeitraum im Erzbistum Hinweise auf mindestens 497 Betroffene sexualisierter Gewalt, sowie 235 Täter, darunter 173 katholische Priester. Am Donnerstag wollen sich die Verantwortlichen des Erzbistums erstmals zu den Vorwürfen der fehlerhaften Aufarbeitung äußern.
Der Hildesheimer Bischof sagte, wichtig für eine Aufarbeitung sei grundsätzlich, dass externe Fachleute beauftragt würden und diese wirklich freien Zugang zu allen Akten hätten. "Es kann nicht sein, dass die Kirche angesichts von Verbrechen eine Binnenstruktur aufrechterhält. Die Zeit, in der die Kirche ein geschlossenes System war, ist definitiv vorbei."
Gemeinsame Aufarbeitungskommission
Hildesheim installiere deshalb auf der Ebene der Metropolie, also gemeinsam mit den Bistümern Hamburg und Osnabrück, eine Aufarbeitungskommission, erläuterte Wilmer. Zu ihr gehörten Betroffene, von den fünf norddeutschen Landesregierungen benannte Expertinnen und Experten sowie kirchliche Fachleute. Letztere seien in der Minderheit.
Diese Gruppe werde die Aufarbeitungsprozesse und alles, was daraus folgt, steuern. "Das ist ein Paradigmenwechsel und in der Kirchengeschichte völlig neu."