Zum Weltfriedenstag am 1. Januar erinnert das internationale katholische Missionswerk missio München an die prekäre Lage der Menschen im Südsudan. Das Land stehe an einem Tiefpunkt, sagte missio-Präsident Wolfgang Huber am Mittwoch in München. "Die Hoffnungen, die die Menschen bei der Gründung des Staates 2011 hatten, sind bitter enttäuscht worden: Hass und Gewalt stehlen den Menschen die Zukunft, Korruption nimmt ihnen die Lebensgrundlagen und die Auswirkungen der verheerenden Überschwemmungen sind nach wie vor enorm."
Laut Prognosen der Vereinten Nationen werden 2023 drei von vier Südsudanesen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein. Bereits jetzt hätten nicht einmal die Hälfte der Menschen im Land genug zu essen. Die südsudanesische Region Fangak County sei bereits seit drei Jahren auf 80 Prozent ihrer Fläche ununterbrochen überflutet, weil der Viktoriasee Hochwasser hat, schreibt der Comboni-Missionar Gregor Schmidt an missio München. "Uganda hat ein Interesse, das Wasser abfließen zu lassen. Der Sudan schützt seine Hauptstadt Khartum durch einen Staudamm. So sammelt sich das Nilwasser im Sudsudan, welcher zwischen diesen beiden Ländern liegt."
Ordensmann vor Ort: Flüchtlingszahl wird steigen
Zehntausende Quadratkilometer Wald seien abgestorben, so Schmidt. Die Savanne vertrage eine Regenzeit mit Hochwasser, aber keine dauerhafte Flut. "Die Folge ist, dass es keine Wildtiere mehr und kaum noch Vögel gibt." Hinzu komme der Konflikt, in dem sich Milizen der Ethnien Nuer und Shilluk seit August befänden: Mehr als 50.000 Menschen seien seither aus ihren Dörfern geflohen. Allein in der Pfarrei des Comboni-Missionars hätten Anfang Dezember bereits 15.000 Menschen ihre Heimat verlassen.
"Diese Zahl wird möglicherweise bald auf 100.000 Flüchtlinge ansteigen, weil sich der Konflikt weiter aufschaukelt", so der Ordensmann. Die Regierung säe im Hintergrund Chaos nach dem Motto "Teile und herrsche", um von ihrer Korruption abzulenken. Trotz des Friedensabkommens nach Ende des Bürgerkriegs 2018 nähmen Viehdiebstähle und Überfälle auf Dörfer zu. Die ethnischen Gruppen stünden sich zusehends feindlich gegenüber.
Hoffnung in Papstbesuch im Februar
Der von Papst Franziskus im Südsudan angekündigte Besuch müsse ein Wendepunkt sein, fordert der missio-Präsident. "In Äthiopien habe ich junge Studierende aus dem Südsudan getroffen, die aufgrund der Gewalt dort ihr Land verlassen hatten. Sie alle sagten mir, dass sie nur auf den Tag warten, an dem sie in den Südsudan heimkehren können, um ihr Land aufzubauen."
Franziskus will Anfang Februar den jüngsten Staat Afrikas besuchen. Zuletzt hatte er am 11. Dezember die Kriegsparteien zu einer nationalen Versöhnung und zur Rücksichtnahme auf die Zivilbevölkerung aufgerufen.