Das todkranke britische Kleinkind Alfie Evans soll nach dem Willen der vatikanischen Kinderklinik Bambino Gesu nach Rom ausgeflogen werden. Ein Team stehe bereit, um den 23-monatigen Jungen, der an einem Abbau des Nervensystems leidet, aus Liverpool nach Rom zu verlegen, teilte das Krankenhaus am Dienstag mit.
Italiens Verteidigungsministerin Roberta Pinotti stelle ein Flugzeug bereit. Es gehe jetzt um Minuten, sagte die Leiterin des Bambino Gesu, Mariella Enoc. Sie habe mit dem italienischen Botschafter in Großbritannien die Möglichkeiten des weiteren Vorgehens erörtert. Italien hatte dem Jungen in einem überraschenden Schritt am Montag die Staatsbürgerschaft gewährt, um eine Verlegung in eine italienische Fachklinik zu erleichtern. Da Ärzte keine Heilungschancen für das Kind sehen, hatte das Oberste Gericht des Vereinigten Königreichs am Freitag verfügt, dass auch gegen den Willen der Eltern die intensivmedizinische Behandlung abgebrochen werden soll.
Gebet und große Solidarität
Das Beatmungsgerät wurde am Montagabend entfernt. Das Kind atmete jedoch selbstständig weiter. Laut Beiträgen in sozialen Medien unterstützten die Eltern es die Nacht über teilweise mit Mund-zu-Mund-Beatmung. Am Morgen erhielt der Junge wieder künstliche Sauerstoffzufuhr.
Papst Franziskus appellierte am Montagabend in einem Tweet, die Behandlung fortzusetzen: "Von den Gebeten und der großen Solidarität für den kleinen Alfie Evans bewegt erneuere ich meine Bitte, dass auf das Leiden seiner Eltern gehört wird und ihre Bitte, neue Möglichkeiten der Behandlung zu versuchen, erfüllt wird", schrieb das Kirchenoberhaupt.
Nicht vor Gericht
Der Europäische Gerichtshof habe auch eine zweite Klage der Eltern abgewiesen, sagte ein Sprecher des Gerichts am Montag auf Anfrage in Straßburg. Die Entscheidung sei endgültig, ein Widerspruch nicht möglich.
Britischen Medienberichten zufolge kam es daraufhin vor dem Liverpooler Krankenhaus, in dem das 23 Monate alte Kind behandelt wird, zu Protesten. Die Eltern wollen, dass ihr Sohn so lange wie möglich am Leben erhalten wird. Zudem streben sie eine Verlegung in die vatikanische Kinderklinik Bambino Gesu nach Rom an. Die britischen Gerichte lehnen eine Verlegung aber ab.
Am Freitag hatte der Oberste Gerichtshof des Vereinigten Königreichs zudem eine von den britischen Ärzten gewünschte Beendigung weiterer intensivmedizinischer Maßnahmen für rechtens erklärt. Der im Mai 2016 geborene Junge leidet an einem fortschreitenden Abbau des Nervengewebes und befindet sich seit seinem achten Lebensmonat in der Liverpooler Klinik.
Reaktion des Vatikan
Indes versucht der Vatikan weiter, in dem Fall zu vermitteln. Am Montag reiste die Leiterin der vatikanischen Kinderklinik, Mariella Enoc, nach England, um die "Möglichkeit eines Dialogs mit den Institutionen" auszuloten, wie es in Mitarbeiterkreisen hieß. Der Oberste Gerichtshof des Vereinigten Königreichs hatte am Freitag eine von den britischen Ärzten gewünschte Beendigung weiterer intensivmedizinischer Maßnahmen für rechtens erklärt. Die Eltern sind dagegen.
Der im Mai 2016 geborene Junge leidet an einem fortschreitenden Abbau des Nervengewebes und befindet sich seit seinem achten Lebensmonat in einer Klinik in Liverpool. Sein Vater, Tom Evans, habe den Beistand Enocs als "Zeichen der Nähe" gewünscht, sagte eine Mitarbeiterin der Klinikleitung des Bambino Gesu auf Anfrage.
Ob Enoc eine Verlegung Alfies nach Rom aushandeln wolle, war nicht zu erfahren. Die Klinik habe bereits früher angeboten, den Jungen aufzunehmen und "bis zu seinem natürlichen Ende zu begleiten".
"Das Mögliche und das Unmögliche"
Tom Evans hatte vergangene Woche Papst Franziskus persönlich seine Situation geschildert. Enoc sagte am Donnerstag dem vatikanischen Informationsdienst Vatican News, der Papst habe ihr nach dem Treffen auftragen lassen, "das Mögliche und das Unmögliche" zu tun, um das Kind in die Klinik Bambino Gesu zu bringen. Zugleich betonte Enoc, der Junge sei "nicht heilbar".
Unterdessen mahnte der bioethische Sprecher des Vatikan, Erzbischof Vincenzo Paglia, zu einem möglichst einvernehmlichen Vorgehen. Nur in einem "Bündnis der Liebe" zwischen Eltern, Angehörigen und medizinischen Betreuern lasse sich die beste Lösung für den 23 Monate alten Jungen finden, betonte Paglia, Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben, am Sonntagnachmittag. Der Fall gleiche einer Sackgasse, in der ein Scheitern aller drohe.
Alfie wird italienischen Staatsbürger
Unerwartete Wende im Fall des todkranken Alfie Evans: Italiens Außenminister Angelino Alfano und Innenminister Marco Minniti gewährten dem 23-monatigen britischen Jungen am Montag die italienische Staatsbürgerschaft. Damit solle eine mögliche Verlegung des Kindes in eine italienische Fachklinik vorbereitet werden.
Außerdem sei dies ein "wichtiges politisches Signal", sagte ein Sprecher des Außenministeriums auf Anfrage. Die Initiative der italienischen Regierung sei nicht mit dem Vatikan abgestimmt, sagte der Sprecher weiter. Im Hintergrund stehe jedoch eine besondere "Sensibilität für die katholische Welt".