Der neue Dechant der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, Jörg Ulrich, will sich dafür einsetzen, dass der umstrittene Cranach-Triegel-Altar dauerhaft im Naumburger Dom verbleiben kann.
Ulrich sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), er könne die Diskussion darüber nicht nachvollziehen. "Wenn man sagt, dass ein Altar in einer Kirche stört, dann stimmt irgendetwas nicht", meinte Ulrich. Die Aufstellung hatte im Sommer 2022 für Kontroversen gesorgt.
Kritik kam unter anderem vom Internationalen Rat für Denkmalpflege Icomos, der im Auftrag der Unesco Welterbestätten begutachtet.
Demnach verdeckt der Altar die Sichtachsen auf die zwölf mittelalterlichen Stifterfiguren im Westchor, insbesondere auf die der Uta von Naumburg. Diskutiert wurde auch eine mögliche Aberkennung des 2018 verliehenen Unesco-Welterbetitels.
Renaissance-Altar mit modernen Ergänzungen
Der ursprünglich zwischen 1517 und 1519 von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) geschaffene Altar war im Zuge der Reformation teilweise zerstört worden. Nur die beiden Seitenflügel blieben erhalten. Der 1968 geborene Leipziger Maler Michael Triegel ergänzte ihn um einen Mittelteil. Ob das Retabel dauerhaft im Westchor verbleiben kann, ist noch unklar.
Ulrich wird am Sonntag mit einem Festgottesdienst im Merseburger Dom als neuer Dechant der Vereinigten Domstifter eingeführt. Er folgt auf Karin von Welck, die das Amt seit 2018 innehatte und aus Altersgründen ausschied.
Der Domdechant ist der Vorsitzende des Domkapitels, des Führungsgremiums der Domstifter. Zu der Stiftung des öffentlichen Rechts gehören die Dome in Naumburg und Merseburg sowie mehrere Gebäude am früheren Bischofssitz in Zeitz, unter anderem die Stadtpfarrkirche St. Michael.
"Verstehe mich als Prediger"
Ulrich ist Professor für Kirchengeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im kommenden Jahr wird er 65 und wird daher in absehbarer Zeit emeritiert. Ab sofort wird er nach eigener Aussage öfter in einem der beiden Dome predigen.
"Ich verstehe mich in der Tat natürlich als Prediger und als Verkündiger des Evangeliums", sagte Ulrich. Zu Hause ist der Theologe im fränkischen Bamberg.
Darüber hinaus will er nach eigener Aussage die beiden Dome und das Zeitzer Stift als Glaubensorte erhalten: "Mir liegt am Herzen, dass die Kirchen Gotteshäuser sind und keine Museen."
Die Kirchen sollen zwar einem möglichst großen Touristenstrom zur Verfügung stehen, man hoffe auf weiter steigende Besucherzahlen. Dort müsse aber ebenso ein lebendiges Glaubensleben stattfinden, betonte Ulrich.