Nuntius lobt Bremen für 20-jährige Zusammenarbeit mit Kirche

Belastbare Beziehungen

Seit 20 Jahren besteht das Konkordat zwischen Bremen und dem Heiligen Stuhl. Der Papst-Botschafter lobte die Beziehung von Hansestadt und Kirche. Doch auch kritische Töne zur Verantwortung der Institutionen klingen an.

Autor/in:
Roland Juchem
Rathaus in Bremen / © Philip Lange (shutterstock)
Erzbischof Nikola Eterović / © Gordon Welters (KNA)
Erzbischof Nikola Eterović / © Gordon Welters ( KNA )

Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen katholischer Kirche und Bremen hat der päpstliche Botschafter in Deutschland, Nikola Eterovic, als "belastbar" eingestuft. Der vor nunmehr 20 Jahren geschlossene Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und der Hansestadt habe sich bewährt, erklärte der Erzbischof am Dienstag. Auch Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) lobte das Kirchenengagement in der Stadt. Die Juristin Charlotte Kreuter-Kirchhof sieht jedoch Nachbesserungsbedarf bei Klimaschutz und Geschlechtergerechtigkeit.

Soziale Herausforderungen

Angesichts "großer sozialer Herausforderungen" im kleinsten deutschen Bundesland wie Arbeitslosigkeit und Armutsgefährdung hätten Regierung wie Kirche besonders dem Gemeinwohl zu dienen, führte Eterovic weiter aus. Der päpstliche Nuntius äußerte sich beim jährlich stattfindenden Willehad-Empfang der katholischen Kirche in Bremen.

20-jähriges Bestehen

In diesem Jahr stand die 20-Jahrsfeier des Konkordats zwischen Bremen und dem Heiligen Stuhl im Fokus. Am 21. November 2003 hatten der damalige Päpstliche Nuntius Giovanni Lajolo und Bremens damaliger Regierungschef Henning Scherf (SPD) den Vertrag unterzeichnet. Von den derzeit rund 684.900 Einwohnern des Landes Bremen sind knapp 9 Prozent katholisch, gut 28 Prozent evangelisch. Katholischerseits gehört der größere südliche Teil Bremens zum Bistum Osnabrück, ein kleiner nördlicher sowie Bremerhaven zur Diözese Hildesheim.

Andreas Bovenschulte, Bürgermeister von Bremen bei einer Kundgebung  / © Sina Schuldt (dpa)
Andreas Bovenschulte, Bürgermeister von Bremen bei einer Kundgebung / © Sina Schuldt ( dpa )

Nach Aussage von Bovenschulte bestand in den vergangenen 20 Jahren "zu jedem Zeitpunkt eine sehr gute und freundschaftliche Beziehung zwischen Bremer Senat und katholischer Kirche". Neben Schulen und Kitas hob er auch die Caritas als wichtigen Ausdruck katholischen Engagements hervor. In den sich aktuell verhärtenden Debatten um Migration und Obdachlosigkeit steuerten die Kirchen zudem eine wichtige, auch widerständige menschliche Komponente bei.

Mehr Rechte für Frauen und Laien gefordert

Charlotte Kreuter-Kirchhof / © Max von Lachner (SW)
Charlotte Kreuter-Kirchhof / © Max von Lachner ( SW )

Die Düsseldorfer Rechtswissenschaftlerin Kreuter-Kirchhof mahnte hingegen mehr Entscheidungsbefugnis von Frauen und anderen Nichtklerikern in der katholischen Kirche an. Angesichts der Würde aller Menschen sei der Ausschluss von Frauen von Leitungsämtern nicht länger vertretbar. Wie es anders gehe, erlebe sie sowohl als Mitglied des Synodalen Weges wie des am vergangenen Wochenende gegründeten Synodalen Ausschusses. "Auch im vatikanischen Wirtschaftsrat beraten wir gemeinsam und entscheiden gemeinsam: acht Kardinäle und sieben andere Gläubige, davon sechs Frauen."

Klimaschutz im Fokus

Zudem forderte die Juristin mehr Einsatz von Staat und Kirche für den Klimaschutz. Beide Institutionen trügen gemeinsam "die globale Verantwortung, Umwelt zu schützen und für Kinder und Kindeskinder zu erhalten". Klimaschutz sei eine grundlegende Frage der Generationengerechtigkeit. "Wir sind nicht die letzte Generation, aber die entscheidende Generation", betonte Kreuter-Kirchhof.

Weihbischof Johannes Wübbe beim Ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung der "Woche für das Leben" / © Detlef Heese epd/ (KNA)
Weihbischof Johannes Wübbe beim Ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung der "Woche für das Leben" / © Detlef Heese epd/ ( KNA )

Beim Abendgebet zuvor im evangelischen Sankt-Petri-Dom hatte Osnabrücks Weihbischof Johannes Wübbe daran erinnert, dass die Welt ein Geschenk Gottes an die Menschen sei. Kirchen und Christen sollten noch stärker dazu einladen, dieses Geschenk zu hüten und für künftige Generationen zu bewahren.

Apostolischer Nuntius

Der Apostolische Nuntius ist in Doppelfunktion Gesandter des Papstes bei einer Ortskirche und zugleich bei einem Staat oder einer öffentlichen Autorität. Als Mittelsmann des Papstes soll er in erster Linie die Verbindung zwischen dem Apostolischen oder Heiligen Stuhl und der Kirche seines Gastlandes halten und stärken. Zudem soll er nach den Normen des internationalen Rechts das Verhältnis zwischen dem Vatikan und den Staatsautoritäten pflegen, Staat-Kirche-Fragen behandeln und etwa durch Konkordate oder andere Vereinbarungen regeln.

Ein Pileolus und eine Stola liegen auf einer Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Pileolus und eine Stola liegen auf einer Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA