Theologin Rahner für Aufhebung der Bannbulle gegen Luther

Ökumenische Diplomatie?

"Das wäre ein wichtiges ökumenisches Zeichen": Die Tübinger katholische Theologin Johanna Rahner hat sich für eine Aufhebung der historischen Bannbulle von Papst Leo X. gegen Reformator Martin Luther ausgesprochen.

Martin-Luther-Denkmal / © Rainer Fuhrmann (dpa)
Martin-Luther-Denkmal / © Rainer Fuhrmann ( dpa )

Die formelle Rücknahme der Exkommunikation Luthers wäre ein wichtiges "ökumenisches Zeichen", sagte Rahner dem Internetportal katholisch.de. "Dadurch könnte die katholische Kirche ihre heutige Wertschätzung der Protestanten ausdrücken."

Rahner ist Mitglied des "Altenberger Ökumenischen Gesprächskreises", der in einer an Pfingsten veröffentlichten Erklärung Papst Franziskus um die Aufhebung der päpstlichen Bannbulle gegen Luther gebeten hatte.

Appell auch an Lutherischen Weltbund

Zugleich appellierten die rund 30 evangelischen und katholischen Theologen an den Lutherischen Weltbund (LWB), Luthers Bezeichnung des Papstes als "Antichrist" zurückzunehmen. Beide Verurteilungen stünden immer noch einer ökumenischen Annäherung von Katholiken und Protestanten entgegen, heißt es in der Erklärung mit der Überschrift "Versöhnung nach 500 Jahren".

"Die Ökumene lebt von Symbolhandlungen, und die Rücknahme der Bannbulle gegen Luther wäre besonders bedeutsam", sagte Rahner. Zwar könnten einzelne Passagen des Ökumene-Dekrets "Unitatis redintegratio" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) als Aufhebung der Exkommunikation Luthers interpretiert werden. Doch da sich die Bannbulle auf die Inhalte der Lehre des Reformators beziehe, auf die sich die evangelischen Kirchen in Teilen bis heute stützen, sei die Rücknahme des Dokuments von großer Bedeutung.

Der LWB habe zum 500. Reformationsgedenken ein Studienpapier erarbeitet, das die "Antichrist"-Äußerung Luthers kritisch sehe und vorschlage, sie zurückzunehmen, sagte Rahner. Darauf könne man nun zurückgreifen. Ferner sprach sie sich dafür aus, eine Gedenkkultur in Bezug auf die Reformation zu entwickeln.

Gemeinsame Gedenkveranstaltung

In den kommenden Jahren werde es viele 500. Jahrestage geben. Der Endpunkt sei dabei zunächst 2030, da 500 Jahre zuvor die "Confessio Augustana" verabschiedet wurde, die als grundlegendes Bekenntnis den lutherischen Glauben als Konfession begründete.

Bereits zu Jahresbeginn hatten der LWB und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen bekannt gegeben, dass sie 2021 eine gemeinsame Gedenkveranstaltung zum 500. Jahrestag der Exkommunikation Luthers planen.


Prof. Johanna Rahner / © Friedhelm Albrecht (Universität Tübingen)
Quelle:
KNA
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