Serbisch-orthodoxer Bischof kritisiert Behörden heftig

"Institutioneller Terror Pristinas"

Mit ungewöhnlich heftigen Worten hat der serbisch-orthodoxe Bischof der Kosovo-Diözese Raska-Prizren Politik und Behörden in Kosovo kritisiert. Bischof Teodosije nahm aber auch die Internationale Staatengemeinschaft in die Pflicht.

Mutter-Teresa-Statue in Pristina, Kosovo / © Beate Laurenti (KNA)
Mutter-Teresa-Statue in Pristina, Kosovo / © Beate Laurenti ( KNA )

In einem am Wochenende veröffentlichten Schreiben an die serbisch-orthodoxen Gläubigen in Kosovo sprach der Bischof von einem "institutionellen Terror Pristinas". Dieser habe auf verschiedene Weisen letztlich immer das gleiche Ziel: das serbische Volk in Kosovo zur Auswanderung zu drängen.

Serben in Kosovo würden ihre Grundrechte vorenthalten, so der Bischof. Dass in Kosovo alle Bewohner Bürger mit gleichen Rechten seien, sei das Papier nicht wert, auf dem es steht. Politik und Vorgehensweise der Behörden gegen Serben schürten Misstrauen und Intoleranz, noch bestehende Brücken würden zerstört und neue Barrieren aufgebaut.

Vorwurf des doppelten Spiels

Bischof Teodosije (Sibalic) zeigte sich überzeugt, dass die aktuelle Politik letztlich allen Bewohnern Kosovos schade, führe dies doch zu Instabilität und schwäche die Wirtschaft. Internationalen Vertretern in Kosovo warf der Bischof ein doppeltes Spiel vor. Zwar mahnten sie offiziell Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte für alle Bewohner an, zugleich aber tolerierten sie stillschweigend Gewalt der Behörden.

Spannungen zwischen Kosovo und Serbien / © Visar Kryeziu (dpa)
Spannungen zwischen Kosovo und Serbien / © Visar Kryeziu ( dpa )

Der Bischof betonte, die Kirche spreche sich stets gegen Gewalt und Unterdrückung aus. So habe man die Politik des Milosevic-Regimes in den 1990er-Jahren gegen die albanische Zivilbevölkerung kritisierte; ebenso habe man später die Gewalt extremistischer albanischer Gruppen in Kosovo angeprangert.

An die Serben in Kosovo appellierte der Bischof, "Würde, Mut, Stärke, nationale Einheit und Geduld zu zeigen". Es gelte, besonnen für die eigenen Rechte zu kämpfen und Kosovo auch weiterhin verbunden zu bleiben.

Serbisch-orthodoxe Kirche

Die serbisch-orthodoxe Kirche gehört zu den Kirchen des byzantinischen Ritus, die in unterschiedlichen nationalen Ausprägungen und mit eigenen Oberhäuptern ("autokephal") existieren, aber in der Lehre vereint sind. Das serbisch-orthodoxe Patriarchat wurde 1920 wiedererrichtet, nachdem die Osmanen es 1766 aufgelöst hatten.

Kreuz eines orthodoxen Priesters / © Stanislav Mirchev (shutterstock)
Kreuz eines orthodoxen Priesters / © Stanislav Mirchev ( shutterstock )
Quelle:
KNA