domradio.de: Wie sieht das Konzept aus? Wo kann man diesen Adventskalender miterleben?
Monsignore Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): Das Spannende ist, dass es gar nicht so sehr in den Kirchen ist – wir hoffen ja auf schönes Wetter – sondern vor den Kirchen oder selbst da, wo man es gar nicht erwartet. Das ist ein Projekt der Citypastoral. Wir wollen den Advent einmal auf die Straße holen nach dem Motto: "Wisst Ihr eigentlich, in welcher Zeit wir jetzt sind?"
Die Weihnachtsmärkte laufen, aber es ist eigentlich Adventszeit. Jeden Tag um 17 Uhr werden wir irgendwo aufschlagen. An diesem Freitag wird das im Dom sein. Das heißt, da wird um 17 Uhr ein Impuls kommen mitten in den Führungen. Willibert Pauls, der wird das um 17 Uhr machen, dann sind alle überrascht, fünf Minuten, kurz, mit Musik. Aber es kann genau so sein, dass es Sie im Bahnhof trifft, wenn Sie da um 17 Uhr an einem Tag hingehen, plötzlich Musik hören und einen kleinen Impuls, oder in der Kassenhalle der Sparkasse oder auf der Schildergasse. Also überall, wo Sie es vielleicht gar nicht vermuten, schlägt plötzlich der Advent auf und es geht ein kleines Türchen auf. Selbst auf dem Weihnachtsmarkt am Roncalliplatz.
domradio.de: Und sogar das Gaffel am Dom ist mit dabei. Das heißt, wenn jemand da bei Haxe und Bier sitzt, kommt jemand daher und ein Türchen geht auf?
Kleine: Genau, wenn Sie schon um fünf Uhr eine Haxe essen, dann werden Sie das erleben, weil es immer um 17 Uhr ist. Aber es gibt auch einen kleinen Faltplan. Man kann das im Internet lesen, wenn man vorbereitet da hingehen möchte. Aber uns ist es als Kirche Anliegen, den Menschen, die unverhofft plötzlich auf den Advent oder ein Türchen stoßen, einen kleinen Impuls zu geben. Dann geht es wieder weiter. Aber vielleicht nehmen die dann etwas mit für die weitere Adventszeit.
domradio.de: Es ist ja ein besinnlich musikalischer Impuls. Machen Sie da mit? Können Sie schon mal eine kleine Kostprobe geben, was das gesanglich ist?
Kleine: Man muss sich vorstellen, dass Sie sich beispielsweise in der Schildergasse erst mal Gehör verschaffen müssen. Da kommt zuerst mal eine Trompete, eine Fanfare oder etwas anderes und dann kann man singen. Zum Beispiel kann man singen: "Wir sagen euch an, den ersten Advent. Sehet die erste Kerze brennt. Wir sagen euch an eine heilige Zeit. Machet dem Herrn die Wege bereit".
domradio.de: Der Kölner schunkelt gerne, auch bei so etwas Besinnlichem. Es geht ja ums Abschalten, Nachdenken, zu Ruhe kommen. Was kann man noch machen, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen?
Kleine: Das ist eine große Frage. Weil ja die Vorweihnachtszeit, wie die Adventszeit oft genannt wird, oft so stressig ist. Da muss man Geschenke kaufen und man hört die ganze Zeit Weihnachtslieder.
Ich glaube, es gibt viele Möglichkeiten, nochmal still zu werden, gerade wenn man in Köln einkauft. In den Kirchen ist es oft ruhig, da kann man nochmal Ruhe finden. Vielleicht aber auch im Alltag, dass man sich zu Hause mal in Ruhe hinsetzt, Musik hört oder ganz in der Stille ein Buch zur Hand nimmt und sich Gedanken macht, wem man etwas im Advent schreiben möchte.
Ich finde es immer furchtbar, wenn die Leute sagen: "Ich bin schon im Weihnachtsstress." Erstens ist es der Vorweihnachtsstress – Weihnachten macht gar keinen Stress. Zweitens ist Weihnachten ein sehr schönes Fest, das sehr einfach ist. Jesus wurde in einem Stall geboren. Das Einfachste ist abends eine Kerze anzuzünden und zu sagen: "Das Licht ist in die Welt gekommen. Für wen möchte ich denn in dieser Adventszeit ein Licht sein?"
domradio.de: Geht dieser Adventskalender denn auch bis zum 24. Dezember?
Kleine: Wir hören schon am 23. auf. Am 24. öffnen wir kein Türchen mehr, weil da abends alle Kirchen für die Christmette oder die Christvesper mit den Kindern geöffnet haben. Am 24. sollen alle da sein, wo sie wohnen oder wo sie möchten und am besten die Kirchentür öffnen.
Das Interview führte Silvia Ochlast.