Tausende Demonstranten fordern Rücktritt von Bistumsleiter

Kompromiss gescheitert

Die katholischen Thomaschristen im Südwesten Indiens kommen nicht zur Ruhe. Ein Kompromiss hat sich seit Jahren schwelenden Streit um die Form der Messfeier ist nach wenigen Monaten zerschlagen. Nun gehen sie wieder auf die Straße.

Thomaschristen in Südindien / © Harald Oppitz (KNA)
Thomaschristen in Südindien / © Harald Oppitz ( KNA )

Tausende Gläubige haben den Rücktritt des Apostolischen Administrators des indischen Großerzbistums Ernakulam-Angamaly gefordert. Zu den Forderungen der Demonstrierenden gehört außerdem, personelle Veränderungen in der Verwaltung des Großerzbistums zurückzunehmen, wie der asiatische katholische Pressedienst Ucanews am Montag berichtete. 

Der Apostolische Administrator Bosco Puthur hatte zuvor angekündigt, acht Diakone erst dann zur Priesterweihe zuzulassen, wenn sie sich verpflichten, die Messe nur nach der reformierten Liturgie zu feiern. 

Auch päpstlicher Gesandter konnte nicht vermitteln

Gegner der Liturgiereform kündigten gegenüber Ucanews an, dass Priester, die nur die reformierte Form der Messe feiern, in den Pfarreien nicht akzeptiert würden.

Die Demonstration vor dem erzbischöflichen Haus am Sonntag steht im Kontext des seit Jahren schwelenden Streits um die Gottesdienstordnung der syro-malabarischen Kirche. Während der Großteil der katholischen Ostkirche eine Reform der Messfeier übernommen hat, protestieren im zentralen Großerzbistum im indischen Bundesstaat Kerala Kleriker und Laien. 

Auch ein von Papst Franziskus beauftragter Sondergesandter konnte den Konflikt nicht schlichten.

Feier der Messe zum Volk hin

Noch im Juli gab es die Hoffnung, dass ein Kompromiss den Konflikt beenden konnte. Das Übereinkommen sah vor, dass Priester weiterhin die bisherige Form der Messe feiern können, wenn sie sonn- und feiertags in ihren Pfarreien eine Messe nach der von der Synode genehmigten Liturgie zelebrieren. 

Nach Ansicht des "Komitee zum Schutz der Erzdiözese", einer Vereinigung von Priestern, die die Reform ablehnen, verstößt die Forderung an neue Priester, sich schriftlich zur Feier der Messe in der reformierten Form zu verpflichten, gegen diesen Kompromiss.

Bei der reformierten Form der Liturgie wendet sich der Priester im Wortgottesdienst dem Volk zu und zelebriert die Eucharistie zum Altar hin. Die Protestierenden in Ernakulam-Angamaly fordern, weiterhin die gesamte Messe zum Volk zugewandt zu feiern. 

Syro-malabarische Kirche 

Die syro-malabarische Kirche ist die zweitgrößte katholische Ostkirche. Sie ist eine von zwei katholischen Ostkirchen, die auf die ersten Christen in Indien zurückgehen, die sich auf den Apostel Thomas berufen, und feiert ihre Liturgie nach dem ostsyrischen Ritus. 

Im Zuge der Liturgiereform der Westkirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) hat auch die syro-malabarische Kirche zunächst den Wechsel der Zelebrationsrichtung zum Volk hin eingeführt.

Die neue Form der Liturgie wurde von der Synode, dem höchsten beschlussfassenden Gremium der Kirche, 2021 beschlossen. Ursprünglich waren die Weihen der acht Diakone für den 1. Oktober geplant.

Religionen in Indien

Indien ist der größte Staat Südasiens und flächenmäßig mehr als neunmal so groß wie Deutschland. In den 29 Bundesstaaten und sieben Territorien leben inzwischen mehr als 1,3 Milliarden Menschen, und die Bevölkerung wächst weiter stark. Fast 30 Prozent sind jünger als 15.

Weihnachten in Indien: Nationalfeiertag, auch wenn Christen in der Unterzahl sind / © Channi Anand (dpa)
Weihnachten in Indien: Nationalfeiertag, auch wenn Christen in der Unterzahl sind / © Channi Anand ( dpa )
Quelle:
KNA