Benediktiner lobt Ostsyrischen Ritus bei Papstmesse im Irak

"Umarmung für die ganze Kirche"

Der Benediktiner und Ostkirchenexperte Nikodemus Schnabel hat die Verwendung des ostsyrischen Ritus bei der Papstmesse in Bagdad als starkes Zeichen gegen einen Eurozentrismus in der katholischen Kirche gewürdigt.

Papst Franziskus in der chaldäisch-katholischen Kathedrale Sankt Josef  / © Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus in der chaldäisch-katholischen Kathedrale Sankt Josef / © Vatican Media ( KNA )

"Es zeigt, dass die katholische Kirche weit mehr ist als die römische Ritus-Kirche", sagte Schnabel im Interview des Schweizer Portals kath.ch am Sonntag. "Zur katholischen Kirche gehören eben auch die vielen katholischen Ostkirchen, die genauso 'gut katholisch' sind wie die römisch-katholische Kirche." 

Die überwiegende Zahl der Christen im Irak sei katholisch und dem Papst anvertraut, "aber nur eine verschwindend kleine Minderheit von ihnen ist römisch-katholisch", so der Ordensmann, der der benediktinischen Dormitio-Abtei in Jerusalem angehört.

In der Kathedrale von Bagdad

Am Samstag, dem zweiten Tag seiner Irak-Reise, hatte Papst Franziskus die Messe in der chaldäischen Kathedrale von Bagdad als erstes katholisches Kirchenoberhaupt nach dem ostsyrischen Ritus gefeiert. Der chaldäisch-katholische Patriarch Kardinal Louis Raphael I. Sako würdigte die Geste als "Umarmung für die ganze Kirche".

Im Interview erklärte Schnabel, das ostsyrische Christentum habe sich nicht im Imperium Romanum entwickelt wie das lateinische Christentum des Westens oder das griechische Christentum des Ostens, sondern im Zweistromland und in Zentralasien.

"Der christliche Glaube hat also nicht nur Wurzeln in Europa und im Mittelmeerraum, sondern überschreitet diesen Kulturkreis. Die Papstreise ist eine Wohltat bei all dem Eurozentrismus und gar Nationalismus, der momentan um sich greift!" 

Bischofssitz sogar in Peking

Nach Schnabels Worten war im Mittelalter das ostsyrische Christentum die mit Abstand größte Kirche. "Die Ostsyrer hatten sogar einen Bischofssitz in Peking, aber auch in der Mongolei, in der Mandschurei, auf Sumatra und in Indien. Ihre Bischofssitze waren entlang der gesamten Seidenstraße zu finden."

 

Quelle:
KNA