Umfrage deckt Probleme mit Meinungsfreiheit in der Ukraine auf

38 Prozent zweifeln

Eine Umfrage zeigt, dass viele Ukrainer die Umsetzung von Glaubensfreiheit kritisch sehen. Zwar werden die Gesetze anerkannt, doch deren Umsetzung wird bezweifelt. Die Gleichheit der Religionen spaltet die Meinungen.

Symbolbild Eine alte Frau in der Ukraine betet / © Kharaim Pavlo (shutterstock)

In der Ukraine steht es laut einer von der Konrad-Adenauer-Stiftung finanzierten Umfrage nicht gut um die Religionsfreiheit.

Der am Dienstag in Kiew präsentierten Studie zufolge sind 38 Prozent der Bevölkerung der Meinung, Glaubens- und Gewissensfreiheit sowie die Gleichheit der Religionen seien in ukrainischen Gesetzen verankert, würden aber nicht umgesetzt. 40 Prozent widersprachen dieser Einschätzung. Der lange mit Moskau verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche droht ein staatliches Verbot. Viele Ukrainer sorgen sich vor diesem Hintergrund um die Religionsfreiheit, wie eine Studie zeigt.

Das ukrainische Meinungsforschungsinstitut Rasumkow-Zentrum befragte für die Studie Ende Oktober 2024 rund 2.000 Erwachsene in allen von Kiew kontrollierten Regionen des Landes. Das Institut wollte auch wissen, wie die Bürgerinnen und Bürger zu der Aussage stehen: "Es besteht volle Glaubens- und Gewissensfreiheit sowie Gleichheit der Religionen vor dem Gesetz in der Ukraine." 63 Prozent stimmten zu, jeder vierte Befragte antwortete aber mit "Nein". Das sind acht Prozentpunkte mehr als 2020 und ein neuer Rekord.

Gläubige der UOK fallen auf

Die Gläubigen der früher zum Moskauer Patriarchat gehörenden Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) stechen dabei hervor. Eine Mehrheit von ihnen beklagt den Angaben zufolge, dass es keine Religionsfreiheit in der Ukraine gebe. Der Hintergrund: Behörden des Landes gehen seit vielen Monaten gegen die UOK vor und entzogen ihr Kirchengebäude. 

Das ukrainische Parlament hatte überdies angesichts des russischen Angriffskriegs im August 2024 ein spezielles Gesetz verabschiedet. Es sieht vor, dass bei Gericht - jeweils für eine bestimmte religiöse Gemeinde oder Organisation - ein Verbot wegen Verbindungen zu Russland beantragt werden kann. Bis heute gab es allerdings keinen solchen Antrag.

Weit verbreitet ist in der Ukraine laut der Studie die Ansicht, Religionsgemeinschaften nutzten ihre Rechte und Freiheiten missbräuchlich. 40 Prozent sind dieser Überzeugung, 33 Prozent sind gegenteiliger Meinung.

Kirchen gewinnen an Ansehen

Die christlichen Kirchen in der Ukraine haben indes laut der Umfrage an Ansehen in der Bevölkerung gewonnen. 62,5 Prozent vertrauten im Oktober 2024 "der Kirche". 2023 waren es 59,2 Prozent. Nach bestimmten Konfessionen wurde dabei nicht gefragt. 43 Prozent gaben an, "die Kirche" sei eine moralische Autorität der Gegenwart. 38 Prozent verneinten dies. Eine deutliche Mehrheit der Befragten erklärte zudem, die Kirche spiele eine positive Rolle in der ukrainischen Gesellschaft.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( (Link ist extern)KNA )