Verlag Herder liefert Klarstellung zu Gänswein-Buch

"Das Buch ist keine Abrechnung"

An diesem Donnerstag erscheint das vorab heiß diskutierte Buch von Georg Gänswein - zunächst nur auf Italienisch. Die deutschen Rechte liegen beim Verlag Herder, der im Moment die Veröffentlichung vorbereitet.

Diego Giovanni Ravelli (l.), Päpstlicher Zeremonienmeister, und Erzbischof Georg Gänswein (r.), Präfekt des Päpstlichen Hauses, legen das Evangelienbuch mit der Textstelle, die beim Requiem verlesen wurde auf den Sarg. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Diego Giovanni Ravelli (l.), Päpstlicher Zeremonienmeister, und Erzbischof Georg Gänswein (r.), Präfekt des Päpstlichen Hauses, legen das Evangelienbuch mit der Textstelle, die beim Requiem verlesen wurde auf den Sarg. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( (Link ist extern)KNA )

DOMRADIO.DE: Erzbischof Gänswein kommt aus Baden-Württemberg. Warum schreibt er ein Buch über sein Leben an der Seite des deutschen Papstes auf Italienisch?

Simon Biallowons / © Philipp von Ditfurth (HERDER)

Simon Biallowons (Geschäftsführer und Cheflektor Verlag Herder): Georg Gänswein ist als Sekretär des emeritierten Papstes natürlich international. Deshalb kommt die erste Fassung auf Italienisch. Es ist ein internationales Buch und wir freuen uns extrem, dass wir die deutschen Rechte daran haben. Für uns als Haus ist das eine Verpflichtung und Ehre.

DOMRADIO.DE: Erzbischof Gänswein irritiert allerdings mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung so nah am Tod des verstorbenen Papstes. Das ist kein Zufall, oder?

Biallowons: Jeder der Buchzyklen kennt, wird natürlich wissen: Nein, es ist kein Zufall. Ich würde sagen, es ist eine glückliche Fügung. Dass so nahe am Tod des deutschen Papa Emeritus ein solch wichtiges Buch erscheint, ist für uns in der Medienlandschaft aber auch für die Nachwelt ein großes Geschenk.

DOMRADIO.DE: Wäre ein wenig Trauerzeit vorher nicht angemessen gewesen?

Biallowons: Ich glaube, gerade in der Zeit der Trauer und des Verlustes braucht es so ein Buch.

DOMRADIO.DE: Jetzt gibt es mindestens drei Punkte im Buch, die Papst Franziskus nicht gefallen werden. So berichtet das die Katholische Nachrichten-Agentur. Was wissen Sie denn über die Absichten von Erzbischof Gänswein? Warum hat er das Buch geschrieben?

Biallowons: Zunächst ist für mich wichtig: Das Buch ist keine Abrechnung mit Franziskus. Es ist eine Würdigung der Person Benedikt XVI. Es geht ja auch um Joseph Ratzinger, um seine Wurzeln. Es geht darum, wo er herkommt. Es geht um den Denker. Es geht um den, wie Kardinal Meisner es mal genannt hat, 'Mozart der Theologie'. Alles andere danach kommt natürlich auch. Das heißt: Die Absicht von Georg Gänswein, wenn ich das so sagen darf, ist diese Jahrhundertgestalt in Buchform zu würdigen.

DOMRADIO.DE: Wie ist das Buch denn aufgebaut? Die Form des Textes? Auf was muss sich der Leser einstellen?

Biallowons: Es ist eine ganz besondere Form. Es ist einerseits natürlich die Form des biografischen Rückblicks, als Georg Gänswein noch nicht Kardinal Ratzinger und dann Benedikt XVI. kannte. Es ist die sehr ehrliche, sehr persönliche, sehr offene, sehr authentische Mitnahme in das Leben eines werdenden Papstes, im Pontifikat und eines abtretenden Papstes, was ein Jahrhundertereignis war. Und das macht dieses Buch so unglaublich spannend. Wir werden mitgenommen in das Leben eines Jahrhunderttheologen. Aber dann werden wir auch mitgenommen von jemandem, der so nahe dran war wie niemand anders, in eine Karriere, wenn man es weltlich nennen will, die man so nicht kennt.

DOMRADIO.DE: Wann erscheint die deutsche Ausgabe?

Biallowons: Wir wissen es nicht. Wir hoffen, es wird Ende Februar sein. Oberstes Gebot ist Präzision und Qualität. Wir übersetzen. Wir freuen uns sehr über die Ehre, dass wir dieses Buch herausgeben dürfen. Wenn's Ende Februar wird, sind wir glücklich. Wenn es ein bisschen länger dauert, sehen Sie es uns nach.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Gänswein-Buch sorgt für Schlagzeilen

Auszüge aus einem Buch von Erzbischof Gänswein haben in italienischen Zeitungen für Schlagzeilen gesorgt. Die römische Tageszeitung "Il Messaggero" berichtete unter der Überschrift "Am Tag der Beerdigung ein Angriff von Georg gegen Bergoglio", dass Gänswein sich in dem Buch nachträglich über seine Beurlaubung durch Papst Franziskus beklage.

Erzbischof Georg Gänswein / © Paul Haring (KNA)
Quelle:
DR

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