Zu Verwirrung hat am Sonntag in Mexiko-Stadt das Glockengeläut der Hauptstadt-Kathedrale während einer Demonstration für faire Wahlen geführt.
"Es ist nicht das erste Mal, dass das Läuten der Glocken als ein Versuch gewertet wird, Stimmen zum Schweigen zu bringen", ist einer Pressemitteilung der Domkirche vom Sonntagabend (Ortszeit) zu entnehmen. Die Kirche hege aber keinerlei böse Absichten, wie manche Medien unterstellt hätten. Statt sich in eine politische Debatte einzumischen, sei durch das Geläut nur zum Mittagsgebet aufgerufen worden - wie an jedem anderen Tag auch.
Worte nicht mehr verstanden
Schauplatz war eine Großkundgebung, zu der sich am Vormittag mehrere Hunderttausend Demonstranten am zentralen Platz von Mexiko-Stadt, dem Zocalo, eingefunden hatten. Viele von ihnen waren in Rosa gekleidet, der Farbe der Wahlbehörde INE. An dem riesigen Platz liegen sowohl der Präsidentenpalast als auch die Bischofskirche.
Um 11.49 Uhr begannen laut Medienberichten die Glocken für zehn Minuten zu läuten, als auf dem Podium gerade der frühere INE-Leiter Lorenzo Cordova vor einer autoritären Machtkonzentration durch die von Staatspräsident Andres Manuel Lopez Obrador eingeleiteten Reformen warnte. Man habe seine Worte nicht mehr verstanden, und einige Teilnehmer hätten die Kundgebung verlassen, hieß es auf dem Portal "LatinUS.us".
Übliches Läuten der Glocken
Kirchlicherseits verwies man hingegen auf die an Sonntagen übliche dreimalige Glocken-Ankündigung der Mittagsmesse sowie auf das tägliche Geläut zum Angelus-Gebet um 12.00 Uhr. Dieser Brauch sei seit der Errichtung der Kathedrale im Jahr 1654 nur in politischen Ausnahmezeiten sowie während der Glockenturm-Renovierung unterbrochen worden.
Allerdings habe bereits einmal, im November 2007, das Mittagsläuten während einer politischen Kundgebung für einen gröberen Zwischenfall gesorgt. Auch damals sei der Kathedralverwaltung vorgeworfen worden, eine Demonstration boykottieren zu wollen; Hunderte Demonstranten drangen gewaltsam in das Gotteshaus ein und griffen anwesende Gemeindemitglieder und Priester an.
In der Pressemitteilung rief die Kirche die Mexikaner auf, "gemeinsam für Frieden und Versöhnung in unserem Land zu beten, damit wir gemeinsam auf der Suche nach einer besseren Zukunft für alle vorankommen können".
Hintergrund der Demonstrationen, die am Sonntag auch in anderen Städten des Landes stattfanden, war neben den anstehenden Präsidentenwahlen am 2. Juni auch der bereits vollzogene Abbau demokratischer Institutionen durch den scheidenden Staatspräsidenten Lopez Obrador. Dessen Wahlreform hat die Wahlbehörde INE drastisch zusammengekürzt. Dies hatten unter anderen auch Bischöfe des Landes scharf kritisiert.