DOMRADIO.DE: Sind Sie auch froh, dass es so bleibt, wie es ist: Kein Eintrittsgeld für den Kölner Dom?
Msgr. Guido Assmann (Kölner Dompropst): Auf jeden Fall. Als vor einigen Monaten darüber öffentlich diskutiert worden ist, habe ich gesagt: Nein, wir müssen alles dafür tun, dass jeder in den Kölner Dom reinkommen kann, unabhängig von Religion und von Herkunft und vor allem auch unabhängig vom Geldbeutel.
Wir haben das jetzt noch einmal auf den Tisch gelegt und gesagt, das ist ein so hohes Gut. Jeder ist willkommen und das möchten wir möglichst jedem anbieten und die Schwelle deshalb ganz gering halten. Also alle sind herzlich willkommen, auch ohne Eintritt!
DOMRADIO.DE: Warum ist es für Sie so besonders wichtig? Ein paar Sachen haben Sie gerade schon genannt, dass wirklich jeder da reinkommt, unabhängig vom Einkommen.
Dompropst Assmann: Der Kölner Dom ist ja in erster Linie eine Kirche und ein Gotteshaus sollte jedem offenstehen. Natürlich ist es für uns eine katholische Kirche, dass wir unseren katholischen Glauben dort leben und feiern und auch im Bau und in der Art, wie der Kölner Dom gebaut ist und wie wir dort feiern, der katholische Glaube dort gefeiert wird.
Aber darüber hinaus soll es ein Angebot sein, ein Haus mitten in der Stadt, in das jeder Mensch hineingehen kann und nicht an der Tür gefragt wird, welche Religion er hat, welche Weltanschauung er hat. Und wenn Menschen in den Dom hineinkommen können und mit unserer Glaubensüberzeugung in Berührung kommen, und wenn sie nur über die Größe und Schönheit des Baus staunen, dann bleibt etwas hängen.
Das mag vielleicht von dem einen gedeutet werden als Staunen über bauliche Kunst und Architektenkunst und Bauhandwerkerkunst und für den anderen ein Staunen über Gott und seine Größe.
DOMRADIO.DE: Den Kölner Dom hat die Corona-Pandemie auch getroffen, weil Einnahmen fehlen. Wo gab es da zum Beispiel Verluste?
Dompropst Assmann: Große Verluste gab es, weil wir die Turmbesteigung über mehrere Monate komplett schließen mussten. Dort wird ja ein entsprechender Eintritt bezahlt und auch die Domschatzkammer, um mal zwei Beispiele zu nennen. Aber auch Touristen oder Menschen, die so in den Dom kommen, zünden mal eine Kerze an.
Das sind kleine Beträge, aber auch die fehlen unterm Strich, zumindest in der Zeit, als gar keine Touristen kommen durften. Auch deshalb sind wir jetzt froh, dass seit einigen Monaten wieder Touristen in den Dom hineinkommen können und in die Turmbesteigung gehen können und die Schatzkammer besuchen können; auch wenn die Zahlen noch nicht so hoch sind, wie es in der Zeit vor Corona war.
DOMRADIO.DE: Was kostet denn der Unterhalt des Domes pro Jahr etwa?
Dompropst Assmann: Wir brauchen 2,7 Millionen Euro an Unterhalt für Personalkosten, Bau und Renovierungsbedarf jedes Jahr.
DOMRADIO.DE: An einer Stelle müssen Sie aber ein bisschen die Preise anziehen. Bei Sonderführungen auf den Dächern oder unter dem Dom noch nicht, aber bei der Turmbesteigung ändert sich was.
Dompropst Assmann: Bei der Turmbesteigung werden wir die Preise moderat jetzt etwas anheben. Das ist in der letzten Zeit so alle drei, vier Jahre immer mal gemacht worden, zu schauen, wie sich die Preise entwickeln, wie viele Touristen kommen, was auch verträglich ist, auch für so ein Gebäude.
Und da haben wir uns jetzt entschieden, nach drei Jahren die Preise leicht anzuheben.
DOMRADIO.DE: Während der Corona-Pandemie war der Dom weiter offen für Gottesdienstbesucher, für Beter, es gab Gottesdienste. Für Touristen gab es zeitweilig Beschränkungen. Jetzt ist der Dom auch wieder für alle offen, aber die Inzidenzzahlen steigen. Wird der Dom für alle geöffnet bleiben?
Dompropst Assmann: Es ist uns ein großes Anliegen, dass wir den Dom offenhalten können. Das ist so eine schwierige Zwickmühle, in der wir manchmal sind. An erster Stelle, was ich vorhin schon gesagt habe, ist der Dom eine Kirche und deshalb soll jeder, der dort beten möchte, jederzeit auch hineingehen können, natürlich mit den entsprechenden Abständen und dass die Gesundheit geschützt wird.
Selbstverständlich. Leib und Leben sind ganz hohe Güter.
DOMRADIO.DE: Und was gilt da gerade für den Dom? 3G, 2G?
Dompropst Assmann: Bei Gottesdiensten, zum Anzünden einer Kerze, zur Beichte und zum stillen Gebet kann jeder hineinkommen, ohne einen Nachweis zu zeigen. Die Zwickmühle besteht darin, dass der Dom auch Welterbestätte ist. Und da fallen wir unter die Regelung wie die Museen, auch wenn wir natürlich betonen, dass der Dom keinesfalls ein Museum ist. Aber er zieht eben Touristen an.
Und da haben wir die gleichen Regelungen am Dom wie ein Museum. Und das sind im Moment die 3G-Regelungen. Sollte sich das in Nordrhein-Westfalen für den Zugang zu Freizeitstätten oder Museen ändern, dann werden wir das am Dom auch angleichen, weil wir sogar viel mehr Besucher haben, die jeden Tag touristisch in den Dom kommen, als in jedes Museum in der Stadt Köln.
DOMRADIO.DE: Jetzt ist es auch nicht mehr weit bis Weihnachten. Da sitzen sie wahrscheinlich schon zusammen und überlegen, wie die Weihnachtsgottesdienste für möglichst viele Menschen dann zugänglich sein können. Im vergangenen Jahr haben Sie das über Zusatzgottesdienste gewährleistet. Wie ist der Stand der Überlegungen für dieses Jahr?
Dompropst Assmann: Da sind wir selbstverständlich schon in ernsthaften Überlegungen. Es muss ja auch geplant werden. Die Dommusik möchte sich vorbereiten, damit alle Gottesdienste festlich sind. Wir haben ja das hohe Gut der Religionsfreiheit, dass jeder in unserem Land frei seine Religion ausüben kann und dass der Staat das auch positiv unterstützt.
Insofern sind die fünf Bistümer wie auch die Evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen mit den entsprechenden Stellen der Landesregierung im Gespräch, so dass wir die Gottesdienste feiern, dass jedem der Zugang ermöglicht wird.
Nun sind ja die Testzentren wieder kostenfrei für jeden Bürger und jede Bürgerin der Städte geöffnet, so dass auch die, die aus welchen Gründen auch immer sich nicht impfen lassen möchten oder auch keinen Genesungsnachweis vorlegen können, sich kostenfrei testen lassen können. Dadurch betsteht für jemanden, der sich nicht impfen lassen möchte, kein Grund, sich nicht wenigstens testen zu lassen.
Das ist ein hohes solidarisches Zeichen, denn mit der 3G-Regelung, wenn wir sie für einzelne Gottesdienste ansetzen würden, können wir solidarisch die vier-, fünf- oder sechsfache Menge von Menschen zum Gottesdienst in dem riesigen Kölner Dom, wo ja sonst zu Heiligabend 4.000 Menschen kommen, zulassen.
Die werden ja in diesem Jahr nicht kommen. Aber deshalb ist es auch ein solidarisches Zeichen, das nicht mit Kosten verbunden ist, sondern mit der kleinen Mühe, sich testen zu lassen. Das ist ein Punkt, den wir ernsthaft in die Überlegung einbeziehen.
Nicht für alle Gottesdienste, sondern vielleicht für einzelne wenige, die dann auch besonders angekündigt werden.
DOMRADIO.DE: Und dann müssen sie wahrscheinlich wie in den vergangenen beiden Jahren flexibel bleiben, je nachdem, was kommt.
Dompropst Assmann: Das auf jeden Fall. Wir können jetzt noch so gut planen. Wenn sich die Zahlen entwickeln, müssen wir darauf natürlich reagieren.
Das Interview führte Dagmar Peters.