Weltgebetstag der Frauen setzt ökumenisches Zeichen der Solidarität

"Wunderbares schaffen"

Der Weltgebetstag der Frauen ist die größte ökumenische Basisbewegung von Frauen weltweit. Frauen aus über 120 Ländern mit verschiedenen Konfessionen gestalten gemeinsam Gottesdienste. Was steht in diesem Jahr besonders im Fokus?

Autor/in:
Oliver Kelch
Symbolbild Frauen im Gebet / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)

DOMRADIO.DE: Der Weltgebetstag ist eine weltweite ökumenische Initiative. Was macht ihn so besonders?

Ulrike Göken-Huismann, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Komitees des Weltgebetstags der Frauen
 / © Kay Herschelmann (privat)
Ulrike Göken-Huismann, Vorstandsvorsitzende des Deutschen Komitees des Weltgebetstags der Frauen / © Kay Herschelmann ( privat )

Ulrike Göken-Huismann (Geistliche Begleiterin und Vorstandsmitglied der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, kfd): An diesem Freitag wird auf der ganzen Welt gebetet. Wenn ich früh aufwache, weiß ich, dass in den östlichen Ländern die Gottesdienste bereits gefeiert wurden. Und wenn ich abends ins Bett gehe, wird im Westen immer noch gefeiert. 

Überall auf der Welt feiern Frauen die gleiche Liturgie. Eine Liturgie, die von Frauen der Cookinseln vorbereitet wurde. Das macht diesen Moment einzigartig. Das Gebet verbindet Menschen weltweit und ist zugleich ökumenisch. Es ist nicht nur auf die großen Kirchen beschränkt, sondern auch kleinere Kirchen sind selbstverständlich beteiligt. Diese multilaterale Ökumene wird vor Ort ganz selbstverständlich gelebt und genau das macht sie so besonders.

Ulrike Göken-Huismann

"Das bedeutet, wir feiern Gottesdienst und setzen uns gleichzeitig weltweit für Frauenrechte ein."

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt der Weltgebetstag denn jetzt speziell für Frauen weltweit?

Göken-Huismann: Der März ist voller Frauentage, die alle ein Ziel haben, Frauen zu empowern (ermächtigen, Verantwortung übertragen, Anm. d. Red.). Das geschieht auch am Weltgebetstag. Frauen werden ermutigt, geschlechtergerechte, hierarchiefreie ökumenische Gottesdienste zu feiern und sich aktiv in Kirche und Gesellschaft einzubringen. Unser Motto lautet "Informiert beten und betend handeln". Das bedeutet, wir feiern Gottesdienst und setzen uns gleichzeitig weltweit für Frauenrechte ein.

DOMRADIO.DE: Das Motto dieses Jahr lautet "Wunderbares schaffen". Was soll das aussagen?

Göken-Huismann: "Wunderbares schaffen" ist ein Zitat aus Psalm 139, Vers 14. Dieser Psalm bildet den zentralen Text des Gottesdienstes, den die Frauen von den Cookinseln vorbereitet haben. Er erinnert uns daran, dass wir alle einzigartig, besonders und wunderbar von Gott geschaffen sind. Wenn wir dies wirklich verstehen und uns dessen bewusst werden, können wir mit unseren Talenten und Gaben der Welt dienen und so zum Segen für andere werden.

DOMRADIO.DE: Was könnten Gemeinden und Einzelpersonen tun, wenn sie sich inhaltlich mit dem Thema auseinandersetzen möchten?

Göken-Huismann: Unzählige Gemeinden, Frauengruppen und auch traditionelle Frauenverbände haben sich intensiv auf den Weltgebetstag vorbereitet. Ich selbst war im Januar und Februar viel unterwegs und habe regionale Werkstätten geleitet, in denen Frauen, die vor Ort für den Gottesdienst verantwortlich sind, geschult wurden. 

00:01
00:00

Gottesdienst zum Weltgebetstag der Frauen aus der norwegischen Seemannskirche am Hamburger Hafen

Zusätzlich gab es digitale Veranstaltungen sowie Bildungs- und Infoveranstaltungen mit großer Resonanz. Wir hatten davor eine Sitzung mit 150 Leuten, die sich über die Cookinseln informieren wollten. Unsere Materialien stehen sowohl digital auf der Homepage als auch in gedruckter Form zur Verfügung. Besonders empfehlenswert ist unser jährliches Magazin. Es enthält viele Ideen, Berichte, Porträts und Hintergrundinformationen zu den Cookinseln sowie wichtige Hinweise zum Gottesdienst und unseren Projekten. Wer sich informieren möchte, findet dort eine Fülle an Material.

Ulrike Göken-Huismann

"Die Gewalt gegen Frauen nimmt jeden Tag zu, auch in Deutschland."

DOMRADIO.DE: Der Weltgebetstag setzt sich auch für Frauenrechte ein. Welche besonderen Herausforderungen gibt es aktuell? 

Göken-Huismann: Ein zentrales Stichwort für mich ist der Backlash (Rückschlag, Anm. d. Red.) in Bezug auf Frauenrechte. Wir erleben im Grunde, dass Frauenrechte, die wir eigentlich als sicher geglaubt haben, jetzt wieder in Frage gestellt werden. Politische Entwicklungen tragen dazu bei, insbesondere durch rechte Parteien, die rückwärtsgewandte Frauen- und Familienbilder vertreten. 

Das ist für Frauen wirklich eine ganz gefährliche Situation. Die Gewalt gegen Frauen nimmt jeden Tag zu, auch in Deutschland. Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. In vielen Ländern herrscht zudem keine Ernährungssicherheit. Die Situation für Frauen ist ganz schön heftig, ehrlich gesagt. Unfassbar im Grunde.

Symbolbild Missbrauch an Frauen  / © Doidam 10 (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wenn Sie auf die Vergangenheit zurückblicken, gibt es Erfolge, die auf den Weltgebetstag zurückzuführen sind? Gibt es Ergebnisse, die Sie besonders freuen oder positiv stimmen?

Göken-Huismann: Durch die jährliche Kollekte können wir weltweit viele kleine Organisationen unterstützen, die sich für die Rechte von Frauen und Mädchen einsetzen. Besonders ermutigend finde ich, dass die Frauen, die den Weltgebetstag feiern, ein wichtiger Motor der Ökumene sind. 

Wir sorgen dafür, dass die Ökumene vor Ort, die es ja nicht immer so leicht hat, nicht einschläft, sondern weitergeht. Zudem setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass es ein gemeinsames Mahl gibt, ohne die Trennung zwischen Eucharistie und Abendmahl, mit gegenseitigen Einladungen und echter Willkommenskultur. In diesem Bereich hat sich schon viel bewegt, und darauf sind wir stolz.

DOMRADIO.DE: Warum sollten Männer mitfeiern?

Göken-Huismann: Die Gottesdienste sind etwas ganz Besonderes. Die Frauen von den Cookinseln haben eine berührende Liturgie verfasst, die nicht nur für den Kopf, sondern auch für das Herz ist. Sie werden Meeresrauschen in der Liturgie hören, es gibt Atemmeditationen und bewegende Geschichten von den Cookinseln. Schon allein dieses ferne Land kennenzulernen, über 16.000 Kilometer weit entfernt, ist eine faszinierende Erfahrung, die sich lohnt.

Das Interview führte Oliver Kelch.

Weltgebetstag der Frauen

In mehr als 120 Ländern organisieren und gestalten Frauen jedes Jahr den Weltgebetstag am ersten Freitag im März. Die vor fast 140 Jahren in den USA entstandene Glaubensinitiative gilt heute als größte Basisbewegung von Christinnen. Jedes Jahr wird die Lebenssituation von Frauen eines bestimmten Landes oder einer Region ins Zentrum gestellt: 2023 war das Thema Taiwan, 2024 Palästina. Der Weltgebetstag 2025 wird von Christinnen von den Cookinseln im Südpazifik gestaltet. Sein deutschsprachiger Titel lautet: "wunderbar geschaffen!"

Frau im Gebet in Gedenken an die Opfer der Attentate in Sri Lanka / © Gregory A. Shemitz/CNS photo (KNA)
Frau im Gebet in Gedenken an die Opfer der Attentate in Sri Lanka / © Gregory A. Shemitz/CNS photo ( (Link ist extern)KNA )
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!