DOMRADIO.DE: Ein weltlicher Chor aus Thüringen und Mitglieder des Chores der Ruhr-Universität Bochum singen in der Vesper am Nachmittag und geben anschließend ein geistliches Konzert im Mariendorm zu Neviges. Wer ist auf diese Idee gekommen?
Nikolaus Müller (Künstlerischer Leiter des Landesjugendchores Thüringen und Universitätsmusikdirektor in Bochum): Ich muss gestehen, ich selbst. Vor gut zwei Monaten war ich mit meiner Lebensgefährtin durch Zufall im Mariendom in Neviges. Wir hatten einen Tag Zeit und ich wollte in meiner neuen Wahlheimat, dem Ruhrgebiet, einfach verschiedene Orte kennenlernen.
Neviges stand dann natürlich irgendwie auf dem Programm, den Mariendom dort einmal anzuschauen. Ich war sehr beeindruckt von dem Raum und von der Atmosphäre, die von dem Raum ausgeht. Da wir mit den Landesjugendchor und dem Chor der Ruhr-Universität für heute ohnehin ein Konzertengagement in Bonn hatten, suchte ich noch nach einem Ort, wo wir ein Konzert machen könnten. Und in dem Moment dachte ich, das muss hier sein.
So habe ich dann im Pfarramt des Mariendomes angefragt und es ergab sich dann, dass justament auch das Patronatsfest gerade jetzt ist und dass wir dann gemeinsam dieses Programm für die musikalische Ausgestaltung so zusammengestellt haben.
DOMRADIO.DE: Ist es für Sie als weltlichem Chor auch wirklich etwas Besonderes, eine musikalische Vesper zu Ehren Mariens zu gestalten?
Müller: Natürlich ist das etwas sehr Besonderes. Man muss natürlich dazu sagen, dass weltliche Chöre ja zum Großteil auch von geistlicher Chormusik leben. Das spannende Repertoire ist natürlich auch zu einem hohen Prozentsatz geistlich. Dadurch erarbeite ich auch mit dem Landesjugendchor Thüringen und auch an der Uni in Bochum immer wieder geistliches Repertoire, natürlich auch weltliches Repertoire.
Für mich ist das aber auch ganz wesentlich, sich mit den verschiedenen Dingen auseinanderzusetzen. Wir sind jetzt gerade in Bonn mit einer Beethoven-Kantate von Franz Liszt, die er zu einem Jubiläum um 1870 in Weimar geschrieben hat. Da geht es ja auch um Verehrung, allerdings einer sehr merkwürdigen Form von Verehrung im späten 19. Jahrhundert, wo Beethoven prophetengleich verehrt wird.
Insofern finde ich das einen sehr schönen Kontrast, gerade für unsere jungen Sängerinnen und Sänger, tatsächlich auch diese beiden Facetten im wahrsten Sinne des Wortes hautnah mitzuerleben.
DOMRADIO.DE: Was werden Sie denn morgen im Mariendom singen?
Müller: Wir werden im Prinzip zwei Teile haben. Der eine Teil ist natürlich an der marianischen Andacht orientiert. Da werden wir Stücke zum Beispiel das "Totus tuus" von Henryk Górecki singen, was er 1987 anlässlich eines Papstbesuchs in Polen geschrieben hat. Es ist ein sehr eindrucksvolles Stück, was in diesem Raum einfach einen großen Eindruck hinterlassen wird.
Wir werden ein "Magnificat" von Arvo Pärt singen, aber auch das sehr bekannte "Ave Maria" von Anton Bruckner, also sehr verschiedene Stücke zum großen Teil des 20. Jahrhunderts.
Danach wird noch eine geistliche Musik sein, die sehr von Musik protestantischer Komponisten bestimmt ist, also Johannes Brahms, Heinrich Schütz, aber auch ein Stück von Arnold Schönberg, um so auch den Bogen für die verschiedenen Facetten zu schlagen.
DOMRADIO.DE: Und die Kollekte ist für einen guten Zweck. Für welchen?
Müller: Für die Flutopferhilfe der Caritas. Das war natürlich in den Nachrichten, die uns in den letzten Wochen beschäftigt haben. Das war auch sofort mein Gedanke, als ich las, dass auch Neviges betroffen ist. Daher möchten wir gerne die Gelder, die da hereinkommen, dafür zur Verfügung stellen.
Das Interview führte Martin Mölder.
Sonntag, 22.08.2021, 15 Uhr: Feierliche Marienandacht im Mariendom zu Neviges, musikalisch gestaltet von den Sängerinnen und Sängern des Landesjugendchores Thüringen und von Mitgliedern des Universätschores der Ruhr-Universität Bochum.
