Zu den weltbekannten Attraktionen Turins gehört das Turiner Grabtuch. Das 4,36 mal 1,10 Meter große Leinentuch zeigt den Doppel-Abdruck eines kräftig gebauten, 1,81 Meter großen Mannes mit Bart und langem Haar. Es wird seit 1578 im Turiner Dom aufbewahrt.
Öffentlich gezeigt wird es nur selten; seit 1898 bislang achtmal, zuletzt 2010. Damals kamen binnen zwei Monaten mehr als zwei Millionen Besucher. Einig sind sich die Forscher darin, dass der "Mann des Grabtuchs" alle Merkmale der in der Bibel beschriebenen Kreuzigung aufweist. Chemische Untersuchungen von Staub- und Blütenpartikeln weisen auf einen Entstehungszeitraum von vor 2.000 Jahren und den Vorderen Orient hin. Seine Echtheit ist allerdings umstritten. Es gibt unterschiedliche Forschungsergebnisse über sein Alter.
1988 hatte die Datierung von Stoffpartikeln mit Hilfe der Radiokarbonmethode eine Entstehung im Mittelalter ergeben. Andere Wissenschaftler hatten dem widersprochen und gesagt, die Reliquie stamme "fast sicher" aus der Zeit Jesu. Dass es 1988 auf eine mittelalterliche Entstehungszeit datiert worden sei, liege an verfälschendem Bakterien- und Pilzbefall späterer Jahrhunderte. Zudem wurde das Abbild einer Münze aus römischer Zeit auf dem Grabtuch und andere Indizien als Beleg für eine Datierung um die Zeit Jesu gewertet.
Die katholische Kirche hat sich nicht offiziell zur Echtheit des Tuchs geäußert. Es ist daher keine Reliquie im strengen Sinne. Kirchenvertreter verweisen darauf, dass die Frage seiner Datierung für den Glauben nicht entscheidend sei. (kna)