Es ging um entscheidende Weichenstellungen für den Pastoralen Zukunftsweg: Von Freitag bis Samstag kam der Kölner Diözesanpastoralrat in Bensberg zusammen, um über die Seelsorgearbeit im Erzbistum zu beraten. Das Ergebnis: In fünf Arbeitsgruppen sollen Ideen gesammelt werden und möglichst viele Kirchenmitglieder sollen sich einbringen.
Es ist ein Rundumschlag. Die Teilnehmer der Arbeitsgruppen beraten letztlich über die Zukunft des Erzbistums Köln. Dabei geht es um Fragen, wie die Pastoralarbeit in Köln zukünftig aussehen könnte. Wie kann in kirchlichen Einrichtungen – von der Kita bis zum Seniorenheim – Glaube erfahrbar werden? Wie soll das Erzbistum auf die schwindenden Personalressourcen reagieren? Wie die Aus- und Fortbildung sowie die Verwaltung innerhalb der Kirche aussehen? Die Arbeitsgruppen sollen darauf zukunftsweisende Antworten finden.
Woelki: "Mutig in die Zukunft aufbrechen"
Am Ende der sich mit durchaus heiklen Themen befassenden Tagung zeigte sich Kardinal Woelki positiv. "Mich ermutigt, dass so viele Menschen das Vertrauen haben, dass wir miteinander die Zukunft gestalten können und Christus uns dabei begleitet", resümierte der Kölner Erzbischof. Deshalb müsse man sich nicht fürchten.
"Viele schauen trotz der Herausforderungen zuversichtlich in die Zukunft – engagierte Christen in unseren Gemeinden ebenso wie Mitarbeitende in der Seelsorge oder im Generalvikariat", sagte der Kardinal. "Entscheidend ist auf dem Weg zu bleiben, Gott entgegen". Diese Hoffnung habe sich in vielen Beiträgen ausgedrückt. Der Pastorale Zukunftsweg sei deshalb ein 'Arbeitstitel' im besten Sinne: "Ärmel hoch und anpacken."
In Beiträgen aus dem Diözesanpastoralrat kam zum Ausdruck, dass neben Ressourcen wie Geld und Personal vor allem der erforderliche Wandel entscheidend ist. Die Herausforderungen seien klar, doch sie würden im Blick auf notwendige Lösungen bei vielen Ratlosigkeit und Verunsicherung auslösen. "Ich frage mich selbst manchmal", so Kardinal Woelki, "wie es gelingen kann, dies in frei werdende Energie zu verwandeln." Verunsicherung gehöre sicher auch dazu, aber man müsse gemeinsam eine Vision für die Kirche entwickeln, "die uns mutig in die Zukunft aufbrechen lässt".
Mehr Mitglieder sterben als getauft werden
Den strukturellen Überlegungen vorausgegangen war eine aktuelle Bestandsaufnahme der kirchlichen Situation. Die Zahlen belegen einenk permanenten Rückgang. Es gibt immer weniger Kirchenmitglieder, Gottesdienstbesucher und Priester. Jahr für Jahr verliert das Erzbistum durchschnittlich 17.500 Mitglieder, auch deshalb, weil mehr Mitglieder sterben als getauft werden.
Priester, Diakone sowie Gemeinde- und Pastoralreferentinnen und -Referenten, also das hauptamtliche Seelsorgepersonal, wird sich bis zum Jahr 2030 von heute rund 1.200 Personen um die Hälfte vermindern, davon wird die Mehrzahl 50 Jahre und älter sein. Die Kirchensteuereinnahmen werden bis dahin zwar voraussichtlich noch wachsen, in einigen Jahren aber dennoch von den Ausgaben überholt.
Pfarrer Frings: "Ich verwalte immer nur den Rückzug"
Als Gastredner sprach der Münsteraner Pfarrer Thomas Frings über seine Erfahrungen. Aus der Erkenntnis, dass es nicht weitergehen kann wie bisher, habe er 2017 seine Tätigkeit als Pfarrer in einer Münsteraner Kirchengemeinde aufgegeben. "Ich musste mir eingestehen: ich verwalte immer nur den Rückzug." Selbst beste Absichten und selbstloses Engagement seiner Pastoralteams hätten dies nicht aufhalten können.
"Wir sind Zeugen eines zerfallenden Hauses und machen Bestandsschutz", kritisierte Frings: "Wir bleiben beim Gewohnten und wagen nichts Neues." Damit vom Glauben am Ende mehr bleibe als leere Traditionspflege, stelle sich für die Zukunft der Kirche vor allem die Frage, was für die Menschen letztlich Relevanz habe.
"Wir dürfen an eine wachsende Kirche glauben"
In einem Meinungsbild wurde sichtbar, dass es den Wunsch nach mehr konkreten Vorgaben und Hilfestellungen für den Pastoralen Zukunftsweg gibt. Eine Mehrheit schloss sich der zuversichtlichen Aussage an, das Erzbistum verfüge sowohl über die Mitarbeitenden als auch die sonstigen Ressourcen, die Zukunft erfolgreich zu gestalten.
Die Begriffe Pastoral, Zukunft und Weg, so Kardinal Woelki, hätten nicht selbstverständlich etwas miteinander zu tun. Sie zeigten jedoch in ihrer Kombination die Herausforderung an, nämlich "mit liebender Aufmerksamkeit und ehrlichen Herzens auf unser Gestern und unser Heute schauen und lernen, uns nicht länger selbst zu betrügen".
Der notwendige kritische Blick gelte der Kirche wie der Gesellschaft und offenbare, "was wir sind und auch nicht mehr sind". Ziel einer solchen selbstkritischen Analyse der Fakten sei, "mit ihnen umzugehen, und zwar positiv gestimmt: Denn wir dürfen an eine wachsende Kirche glauben, weil Gott selbst es ist, der wachsen lässt". Dies funktioniere aber nicht ohne Mitarbeiter. In diesem Sinne bat Woelki das Beratungsgremium "mit Herzblut", sich in den fünf Arbeitsfeldern einzubringen.