Buchrücken an Buchrücken reihen sich vom Boden bis unter die Decke in der Bibliothek des Deutschen Liturgischen Instituts (DLI). Besucher finden einige schmale Bände zwischen vielen umfangreichen, großformatigen Werken; Messbücher, Lektionare, Dokumentationen. Dazwischen laden Tische zur Auseinandersetzung mit den Werken ein.
Gäste kommen aus dem In- und Ausland
Die einzigartige Fachbibliothek mit rund 85.000 Bänden und 250 Zeitschriften lässt Gäste aus dem In- und Ausland nach Trier reisen, sie ist ein Herzstück des Liturgischen Instituts. Außer dem Bestand an deutschen Werken zur Liturgiewissenschaft finden sich dort wichtige Werke in Englisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch und Spanisch.
Zusätzlich gehören Sammlungen zu Riten der Ostkirchen und zur anglikanischen Liturgie zum Bestand. Das Archiv umfasst zahlreiche Dokumente zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965).
Das DLI ist eine Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz, wirkt aber im ganzen deutschen Sprachraum. 1947 gegründet, begeht das Institut nun sein 75-jähriges Bestehen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befassen sich mit Fragen und Entwicklungen zur Liturgie in der katholischen Kirche.
Neuausgaben nach dem Zweiten Vatikanum
Die Einrichtung entstand im Zuge der Liturgischen Bewegung, die den Gottesdienst erneuern wollte, und sollte die Entwicklung mit Publikationen, Kursen, Studien, Vernetzung und Forschung unterstützen, erläutert DLI-Leiter Marius Linnenborn.
Das Zweite Vatikanum formulierte dann grundlegende Reformen, auch für die Liturgie: Laien wurden stärker in den Gottesdienst eingebunden und die Volkssprache eingeführt. "Nach dem Konzil mussten die liturgischen Bücher alle neu erarbeitet und in deutscher Sprache herausgegeben werden", erklärt Linnenborn. Dem Trierer Institut kam dabei eine zentrale Rolle zu, es war während der Vorbereitung und Umsetzung der Liturgiereform in der Fachwelt zu einer Marke geworden, sagt Linnenborn.
So liegt die Redaktion der liturgischen Bücher für den deutschen Sprachraum in Händen des DLI, derzeit etwa für die Bände des Lektionars, aus dem die biblischen Lesungen vorgetragen werden, außerdem die alle 14 Tage erscheinende Zeitschrift "Gottesdienst". Experten aus Theologie, Liturgie, Sprache, und Kirchenmusik arbeiten dazu zusammen.
"Die Liturgie ist nie fertig"
An Aufgaben fehlt es auch Jahrzehnte nach dem Konzil nicht. "So wie die Kirche sich immer reformiert, ist auch die Liturgie nie fertig, nie einmal für die Ewigkeit in Blei gegossen und in Büchern gedruckt", sagt Linnenborn. "Die Herausforderung besteht darin, den Gottesdienst, der im Lauf von Jahrhunderten gewachsen ist, mit den Menschen in unserer Zeit zu feiern." Formate, Sprache und Musik müssten stetig weiterentwickelt werden.
Das Institut versteht sich überdies als Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis, von kirchlichen Institutionen und Gemeinden. Es will Akteure im deutschen Sprachgebiet vernetzten: Bischöfe, Gottesdienstfeiernde, Kirchenmusiker, Lektoren, Priester und Ehrenamtliche.
Außerdem stellt das Haus Material und Impulse für Gottesdienste zur Verfügung und ist Anlaufstelle für Fragen. Mal wenden sich Laien an das Institut und wollen wissen, warum es Tage gibt, an denen in der Messe kein Heiliger verehrt wird, mal bitten Ehrenamtliche um Material für Kindergottesdienste.
Sommerakademie zu liturgischen Themen
Einen weiteren Schwerpunkt setzt das Haus auf Bildungsarbeit. Jeweils im August organisiert das DLI eine mehrtägige Sommerakademie zu liturgischen Themen. An alle, die Gottesdienste oder liturgische Feiern mitgestalten wollen, richtet sich der 18-monatige Fortbildungslehrgang "Liturgie im Fernkurs". Im Jubiläumsjahr hat das Haus nun erstmals mit der Theologischen Fakultät eine siebenwöchige "Summer School" für Studierende aus den USA initiiert, die bis Juli an Seminaren, Vorlesungen, Sprachkursen und Exkursionen beispielsweise zur Benediktinerabtei Maria Laach teilnehmen.
Eine öffentliche Feierstunde am 12. Juni mit Gästen aus Kirche und Politik würdigt das Jubiläum. Die Generalsekretärin der Bischofskonferenz, Beate Gilles, hält eine Ansprache zu "Liturgie - Zeitzeichen und Quelle des Aufbruchs". Auch eine Festschrift mit dem Titel "Für die Förderung und Erneuerung der Liturgie" wird vorgestellt.