Der Strafprozess zum vatikanischen Finanzskandal geht am Mittwoch nach mehrmonatiger Sommerpause weiter. Zunächst soll Berichten zufolge ein Angeklagter erneut befragt werden. Darüber hinaus stehen die Befragungen weiterer noch zu benennender Zeugen an. Es ist weiter offen, ob auch Papst Franziskus befragt wird.
Der in der Anfangsphase des Prozesses zentrale Zeuge Alberto Perlasca wird inzwischen vom Gericht als geschädigte Partei aufgeführt. Perlasca ist der ehemalige Verwaltungsleiter des Staatssekretariats. Streit um seine Befragungen und deren teils fehlende Dokumentation hatten den Beginn der Verhandlungen im Sommer 2021 über Wochen verzögert. Bis Ende Oktober sind insgesamt zehn Gerichtstermine angesetzt.
Unterschlagung, Korruption, Geldwäsche
Prominentester Angeklagter ist der sardische Kardinal Giovanni Angelo Becciu. Neben ihm sitzen neun weitere Ex-Mitarbeiter oder vom Vatikan zwischenzeitlich beauftragte Personen auf der Anklagebank. Die Vorwürfe gegen die zehn Personen reichen von Unterschlagung, Korruption, Erpressung, Geldwäsche, Betrug über Amtsmissbrauch und Urkundenfälschung.
Im Kern geht es in dem Prozess um mögliche Straftaten beim Erwerb einer Londoner Immobilie. Hierbei sollen Medienberichten zufolge auch Spenden aus der päpstlichen Sammlung "Peterspfennig" benutzt worden sein. Die Immobilie hat der Vatikan inzwischen mit einem Verlust von rund 130 Millionen Euro verkauft. Im Fall Becciu werden im Prozess zudem Geldüberweisungen in seine Heimatdiözese auf Sardinien behandelt.