Wie der katholische Sozialverband am Montag in Berlin mitteilte, hat sich der Anteil der Menschen, die wegen Energieschulden eine Beratungsstelle der Caritas aufgesucht haben, seit September 2019 verdoppelt. Damals suchten den Angaben zufolge rund 4,8 Prozent der Ratsuchenden aufgrund von Energieschulden Hilfe, im September dieses Jahres waren es 10,8 Prozent. Der Anteil Hilfesuchender mit Mietschulden lag bei 9,6 Prozent.
"Verlässlicher Seismograf"
Die Caritas erhebt jeweils im September Daten zu den geführten Beratungsgesprächen. In die aktuelle Auswertung flossen den Angaben zufolge 2.007 Vorgänge ein. Die Beratungsstellen seien ein "verlässlicher Seismograf der Probleme und Notlagen im Land", sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa. Energieschulden kämen immer häufiger vor. Dieser Trend habe bereits vor Februar 2022 eingesetzt, durch die geopolitisch beeinflussten Energiepreisentwicklungen aber an Tempo gewonnen.
In fast einem Drittel der Gespräche (30,8 Prozent) sind nach Angaben der Caritas Wohnprobleme ein Thema. Dazu gehörten auch Konflikte mit dem Vermieter sowie Probleme mit der Größe einer Wohnung oder mangelnder Barrierefreiheit.
Hoher Beratungsbedarf beim Umgang mit Behörden
Auffällig hoch ist nach Angaben der Caritas auch die Zahl der Ratsuchenden, die wegen Sprachproblemen im Umgang mit Behörden in die Beratungsstellen kommen. Ihr Anteil liegt der Umfrage zufolge bei 42 Prozent, während nur 22 Prozent der Klientinnen und Klienten nach eigener Aussage Sprachprobleme im Alltag haben. Die Differenz sei "auf die lebensweltfremde Sprache zurückzuführen, die Behörden verwenden", erklärte die Caritas. Für viele Menschen, egal welcher Herkunft, sei sie schlicht unverständlich. "Der Staat kann die Menschen nicht gut unterstützen, sie weder fördern noch fordern, wenn er eine Sprache spricht oder schreibt, die sie nicht verstehen", sagte Welskop-Deffaa.