DOMRADIO.DE: Wie ist die Situation in den katholischen Kitas in Sachen Personalmangel?
Stefani Hachenberg (Referat Kindertageseinrichtungen im Erzbistum Köln): Der bundesweite Fachkräftemangel macht natürlich auch nicht halt vor katholischen Kitas. Wir haben auch Stellen, die wir nicht nachbesetzen können. Aber zum Glück sind wir in der Lage, dass wir generell vom Personalschlüssel schon mal etwas besser aufgestellt sind. Wir haben eine höhere Stundenzahl und mit diesem Puffer kann man besser ausgleichen.
DOMRADIO.DE: Das heißt, bei Ihnen gibt es diese Nummer-Zieherei nicht?
Hachenberg: Bei uns gibt es auch Maßnahmen, die ergriffen werden, es kann ja immer mal ad hoc auch Personal ausfallen. Dann wird immer individuell in der Kita entschieden, ob eine Gruppe aufgeteilt wird. Oder die Eltern werden gebeten, die Kinder früher abzuholen oder die ganze Zeit wird reduziert. Aber so ein Losverfahren, von dem sie sprechen, unterstützen wir nicht. Weil es soll ja weiterhin eine gute pädagogische Arbeit geleistet werden. Und wenn das Kind morgens nicht weiß, mit wem es in einer Stunde spielt, wenn es in der Kita ist, ist das schon sehr schwierig. Wir haben da die Fachberatung mit an der Hand, die bei uns bei Maßnahmen mit eingebunden wird, damit auch wirklich der pädagogische Anspruch weiterhin erfüllt bleibt.
DOMRADIO.DE: Die Qualität und die Zuverlässigkeit des Kita-Angebotes steht und fällt eben auch mit dem Fachpersonal. Inwiefern binden Sie Eltern ein in die Lösungen der Situation, wenn es mal eng wird?
Hachenberg: In unseren Einrichtungen gibt es ja die gewählten Vertreterinnen und Vertreter der Eltern, der sogenannte Elternbeirat. Und bei den Maßnahmen, die ergriffen werden, sind die mit im Boot, werden informiert und beraten auch. Und wir haben eine schnelle Informationsmöglichkeit durch die Eltern-App. Gerade wenn es darum geht, wie wir die Stunden am Tag verteilen, ob wir um 7 Uhr oder um 7.30 Uhr anfangen, werden dann auch Bedarfeabfragen bei den Eltern gemacht, damit man die wenige Betreuungszeit, die man noch offerieren kann, auch so gut darbietet, dass den Eltern die Arbeit ermöglicht wird. Wenn die Mehrzahl der Eltern um sieben Uhr zur Arbeit muss, dann macht man die Kita um sieben Uhr auf.
DOMRADIO.DE: Und dann braucht man natürlich auch mehr Fachpersonal, das dann auch vor sieben Uhr kommt. Wie versuchen Sie neue Erzieherinnen und Erzieher zu gewinnen?
Hachenberg: Wir bilden ganz viel aus, wir können pro Kita zwei Erzieherinnen und Erzieher ausbilden. Wir generieren dadurch unser eigenes Fachpersonal, weil viele gerne bleiben, die die Einrichtung gut kennengelernt haben, gut angeleitet wurden. Das Erzbistum Köln beteiligt sich auch an einer bundesweiten Werbekampagne für Fachkräfte in katholischen Kitas, die im zweiten Halbjahr anlaufen wird, wo es auch noch mal darum geht, auch gerade in sozialen Medien sich darzustellen und auch das katholische Profil noch mal zu bewerben und zu schärfen. Die leisten tolle Arbeit dort, es sind spannende Teams und es gibt auch eine wertschätzende Zusammenarbeit. Damit muss auch mal geworben werden.
DOMRADIO.DE: Wie stelle ich mir das vor?
Hachenberg: Es geht einfach darum, dass man erkennt, dass es um eine katholische Kita geht. Wir haben 540 Kitas alleine im Erzbistum Köln. Und wenn man jetzt eine Werbekampagne macht, wo man sich beteiligt, die auch gut bebildert ist und gut aufgestellt ist, die ansprechend ist und sich zusammentut, kann man noch mal eine ganz andere Reichweite generieren. Gerade über soziale Medien das zu streuen, das ist besonders wichtig, um junge Leute anzusprechen.
DOMRADIO.DE: Was würden Sie sich an politischer Unterstützung wünschen für die Kitas?
Hachenberg: Jede Menge. Also die Kita-Helferinnen und -Helfer, die wir jetzt hatten oder auch Alltagshelferinnen. Das war auf jeden Fall eine tolle Unterstützung. Das sollte unbedingt fortgesetzt werden. Aber weiterhin brauchen wir einfach größere finanzielle Mittel und das sind bei uns dann die höheren Kind-Pauschalen, um einfach auch pädagogisches Personal einsetzen und vorhalten zu können, um nicht bei jeder Erkrankung gleich eine Gruppe schließen zu müssen. Das wäre mein Wunsch.
Das Interview führte Uta Vorbrodt