Der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble ist der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parlamentsgeschichte seit 1871. Im November 1972 wurde der gebürtige Freiburger im Wahlkreis Offenburg erstmals in den Bundestag gewählt. Seit fast 50 Jahren hat er ohne Unterbrechung das dortige Direktmandat inne. Am 18. September wird der promovierte Jurist, der neben Rechts- auch Wirtschaftswissenschaften studierte, 80 Jahre alt.
1984 übernahm Schäuble als Bundesminister für besondere Aufgaben erstmals ein Regierungsamt. Als Bundesinnenminister verhandelte er 1990 maßgeblich die Staatsverträge zur deutschen Vereinigung. In den 90er Jahren war er als Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag eine wichtige Stütze für Kanzler Helmut Kohl, doch nach der Wahlniederlage der Unionsparteien 1998 kam es zum Bruch. Im Zug der CDU-Spendenaffäre gab Schäuble nach nicht einmal anderthalb Jahren im Februar 2000 den Parteivorsitz auf und zog sich auch von der Spitze der Fraktion zurück. Er hatte zuvor eingeräumt, 1994 eine Barspende in Höhe von 100.000 DM vom Waffenhändler Karlheinz Schreiber entgegengenommen zu haben.
2005 berief Angela Merkel Schäuble erneut zum Bundesinnenminister, 2009 wechselt er ins Finanzressort. In der zurückliegenden Wahlperiode von 2017 bis 2021 war Schäuble Bundestagspräsident.
Seit mehr als 30 Jahren ist der evangelische Christ Schäuble vom dritten Brustwirbel abwärts gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen, nachdem am 12. Oktober 1990 ein psychisch kranker Attentäter bei einer Wahlkampfveranstaltung in Oppenau nahe Offenburg auf ihn geschossen hatte. Schäuble ist seit 1969 mit seiner Frau Ingeborg verheiratet und hat vier Kinder. (epd, 9.9.22)