Generalsekretär des Bonifatiuswerks für mehr Austausch mit Diaspora

"Weitergeben, was uns geschenkt wurde"

Am Diasporasonntag gehen die Kollekten katholischer Gemeinden traditionell an das Bonifatiuswerk. Generalsekretär Mosnignore Georg Austen berichtet vom Wirken einer Institution, die dieses Jahr ihren 175. Geburtstag feiert.

Autor/in:
Carsten Döpp
Monsignore Georg Austen und Eva Dreier vom Bonifatiuswerk freuen sich auf die Diaspora-Aktionseröffnung / © Matthias Band (Bonifatiuswerk)
Monsignore Georg Austen und Eva Dreier vom Bonifatiuswerk freuen sich auf die Diaspora-Aktionseröffnung / © Matthias Band ( Bonifatiuswerk )

DOMRADIO.DE: Das Motto in diesem Jahr lautet: "Erzähle, worauf du vertraust". Was steht hinter diesem Motto?

Monsignore Georg Austen (Generalsekretär des Bonifatiuswerks): Als wir beim Bonifatiuswerk dieses Leitwort ausgesucht haben, wussten wir natürlich nicht, dass durch die aktuelle schwierige politische Lage die Vertrauensfrage in aller Munde ist. Aber Vertrauen, wenn es schon im politischen Bereich gilt, gilt erst recht für mich im persönlichen Bereich oder auch für eine Glaubensgemeinschaft.

Monsignore Georg Austen

"Ohne Vertrauen kann es keine stabile Beziehung geben."

Ohne Vertrauen kann es keine stabile Beziehung geben und Vertrauen ist sehr fragil, muss geweckt werden, muss gepflegt werden. Da ist es für uns eben sehr wichtig, auch für Gläubige in der Diaspora, in der Vereinzelung von Menschen, dass man vertrauensvolle Menschen an der Seite hat.

Monsignore Georg Austen / © Wilfried Hiegemann (Bonifatiuswerk)

Davon zu erzählen, dazu möchten wir anregen, ermutigen. Worauf vertraue ich denn eigentlich? Was gibt mir Halt und Orientierung? Worauf ist Verlass? Was brauchen wir auch in dieser Welt, die von Krisen und Kriegen geschüttelt wird? Das möchten wir anstoßen.

DOMRADIO.DE: Und Sie begleiten die Arbeit des Bonifatiuswerks ja schon sehr lange als Generalsekretär. Worauf vertrauen Sie bei dieser Arbeit?

Austen: Zum einen vertraue ich darauf, dass Gott mir Gaben und Fähigkeiten geschenkt hat, in diesem Dienst etwas zu tun, etwas Gutes zu tun in der Nachfolge Jesu.

Gutes Gottvertrauen ist das eine. Andererseits erlebe ich ja auch die Wirksamkeit dessen, was wir mit all den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort bewirken, dass wir trotz aller schmerzhaften Um- und Abbrüche in unserer Kirche in dieser Gegenwart an einer Zukunft mitbauen, wie es das Evangelium vermitteln kann.

Monsignore Georg Austen

"Wir schaffen es, Menschen mit der frohen Botschaft Orientierung zu geben."

Wir schaffen es, Menschen mit der frohen Botschaft Orientierung zu geben, aber auch in dieser komplexen Gesellschaft, die wir haben, jungen und alten Menschen in allen Generationen Hilfe zu geben. Das bewirkt etwas. Und Menschen erfahren dadurch Freude, aber auch Hilfe.

DOMRADIO.DE: Das Bonifatiuswerk hat sich im Laufe der inzwischen 175-jährigen Geschichte immer wieder gewandelt und seine Zuständigkeiten erweitert. Was aber ist und bleibt die Kernaufgabe?

Austen: Im Grunde ist das in unserem Leitwort schon ausgedrückt: Keiner soll alleine glauben. Das ist für uns Ziel und Auftrag zugleich, im Sinn des Bonifatiuswerks das Evangelium durch die Welt zu tragen, Glaubenszeugnis zu geben, auskunftsfähig zu sein, über die Inhalte unseres Glaubens auch in Berührungspunkte zu kommen.

Zentral ist, dass Menschen Glaubensgemeinschaft erleben und erfahren können, aber auch dann in Not und in Bedürftigkeit Menschen im karitativ sozialen Bereich im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Seite zu stehen. 

Eröffnung der Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerks im Regensburger Dom / © Nicolas Ottersbach (DR)
Eröffnung der Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerks im Regensburger Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Ob das im Baltikum, in Deutschland oder in Nordeuropa ist, da sind die Aufgaben unterschiedlich. Aber das Ziel ist gleich. Diesen Aufgaben müssen wir uns immer wieder neu stellen mit unserem Ziel, auch zeitgerecht in die Gesellschaft, in die Kirche, in die Welt hineinwirken zu können.

DOMRADIO.DE: Wofür spenden die Leute denn zum Beispiel, wenn sie für das Bonifatiuswerk spenden?

Austen: Wir haben gerade eine Spenderbefragung bei 15.000 Spendern und Spenderinnen durchgeführt und sind sehr dankbar, denn ohne die Spender und Spenderinnen könnten wir die über 1.000 Projekte, die wir unterstützen, gar nicht ermöglichen.

Von unseren Spenderinnen und Spendern haben wir beispielsweise eine Schulnote von um die eins dafür bekommen, dass die Menschen uns sehr stark vertrauen, unser Hilfswerk für kompetent und auch die Spenden für sehr wirksam halten.

Die Spenden gehen beispielsweise an eine neue Kirche für eine Gemeinde in Island, wo die Menschen sich bisher in einem Wohnzimmer treffen mussten. Die Leute spenden für Boni-Busse, damit man große Distanzen überwinden kann und junge Menschen und Ältere sich im Glauben treffen, Gottesdienste feiern, aber auch Gemeinschaft erleben.

Monsignore Georg Austen

"Der Spendenzweck ist sehr vielfältig und immer als Hilfe zur Selbsthilfe intendiert."

Sie spenden für karitative Zwecke, beispielsweise für ein Hospiz in Heiligenstadt für Menschen, die schwer erkrankt sind und dort auf dem Weg zum Tod begleitet werden.

Sie spenden für andere, unterschiedliche katechetische Wirksamkeiten. Der Spendenzweck ist sehr vielfältig und immer als Hilfe zur Selbsthilfe intendiert. Und wir sind auch sehr froh, dass die Spenden sich auf einem guten Niveau halten konnten.

DOMRADIO.DE: Die katholische Kirche verliert in ganz Deutschland an Mitgliedern und auch an Bedeutung. Wie kann sie von den Erfahrungen der Diaspora Kirchen profitieren?

Austen: Mich beeindruckt immer auch, dass einzelne Menschen Glaubenszeugnis darüber geben, was ihnen der Glaube bedeutet. Zum anderen, dass es auch möglich ist, über weite Distanzen Glaubensgemeinschaft erfahrbar werden zu lassen und dass der Glaube Menschen weltweit verbindet.

Wir sind ja ein Global Player. Wenn Geflüchtete nach Nordeuropa kommen und dort eine Heimat in der Kirche finden und damit neue Lebensperspektiven, oder wenn junge Menschen durch Begleitung wieder Perspektiven in ihren Lebensbrüchen und Süchten eine Hilfe bekommen, dann können wir auch mit ihnen lernen.

Monsignore Georg Austen

"Wer ins Evangelium eintaucht, der taucht bei den Menschen wieder auf."

Wir können auch lernen, dass wir mit weniger finanziellen Mitteln nüchtern realistisch umgehen können und auch als kleinere Gemeinschaft etwas Wertvolles zu sagen haben. Denn wer ins Evangelium eintaucht, der taucht bei den Menschen wieder auf.

Wir können lernen, dass man auch im Kleinen groß sein kann und dass wir demütiger werden müssen, aber auf der anderen Seite auch selbstbewusst unseren Glauben leben dürfen.

Denn wir geben etwas weiter, was uns geschenkt wurde. Das ist eine frohe Botschaft. Und das erlebe ich und erfahre ich gerade in den Begegnungen und Beziehungen, wenn ich Menschen in der Diaspora begegne. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken

Das Bonifatiuswerk wurde 1849 in Regensburg bei der dritten Generalversammlung der Katholischen Vereine Deutschlands – einem Vorläufer der heutigen Katholikentage – als „Bonifacius-Verein für die kirchliche Mission in Deutschland“ gegründet. Namensgeber ist der als Apostel der Deutschen geltende heilige Bonifatius (672/675-754).

Bonifatiuswerk / © Andreas Kühlken (KNA)
Bonifatiuswerk / © Andreas Kühlken ( KNA )
Quelle:
DR