Kardinal Parolin fordert Minderheitenrechte im neuen Syrien ein

"Warten wir ab"

Die Welt reibt sich die Augen angesichts der rasanten Umbrüche in Syrien. Dagegen warnt die Nummer zwei des Vatikans vor zu lautem Jubel. Die Welt der Diplomatie kennt der 69-jährige Parolin als Außenchef des Papstes seit Jahrzehnten.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der Chefdiplomat des Papstes, Pietro Parolin, hat vor voreiligen Einschätzungen zur Lage in Syrien gewarnt. 

Der Kardinalstaatssekretär zeigte sich beeindruckt von der Geschwindigkeit, mit der das gefestigt scheinende Assad-Regime zusammenbrach, wie das Portal "Vatican News" (Dienstag) berichtete. "Es ist schwer zu verstehen, was dort geschieht", so die Nummer Zwei des Vatikans bei einer Konferenz in Mailand. "Warten wir ab, welche Szenarien sich auftun."

Eine Übergangsregierung müsse die Rechte von Minderheiten wie etwa der christlichen Gemeinschaften wahren. "Wir hoffen, dass diejenigen, die jetzt an die Macht kommen, ein Regime schaffen können, das alle respektiert", betonte der Kardinal. Es sei Aufgabe der internationalen Gemeinschaft, die Bedingungen für Dialog und Frieden zu fördern.

Probleme durch Dialog lösen

Der Heilige Stuhl setze weiterhin auf diplomatische Bemühungen, erklärte Parolin. "Wir nutzen jede Situation, um die Voraussetzungen für Dialog zu schaffen und Probleme zu lösen." Dabei bleibe der Respekt für religiöse Vielfalt eine zentrale Forderung des Vatikans, auch in schwierigen politischen Kontexten wie in Syrien oder der Ukraine, unterstrich der Diplomat.

Christen in Syrien

Syrien gilt als Wiege des Christentums. Vor dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg waren laut Daten der Linzer "Initiative Christlicher Orient" etwa 7 Prozent der damals 21 Millionen Syrer christlich. Aktuelle Zahlen sind schwer zu ermitteln, auch weil mindestens 5,5 Millionen Syrerinnen und Syrer aus dem Land geflohen sind. Nach verschiedenen Schätzungen soll es noch maximal 500.000 Christen in Syrien geben. Rund drei Viertel der Syrer sind sunnitische Muslime, etwa 12 Prozent gehörten vor dem Krieg der Sekte der Alawiten an, darunter auch der nun gestürzte Assad-Clan. 

Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld (KNA)
Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld ( KNA )
Quelle:
KNA