Bischof Bode will neuen Umgang der Kirche mit Ausgetretenen

Es soll ein Umdenken einsetzen

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode fordert einen neuen Umgang mit aus der Kirche ausgetretenen Menschen. "Wir müssen noch einmal von Grund auf über die kirchenrechtliche Wirkung des Austritts nachdenken", sagte er.

Bischof Franz-Josef Bode / © Max von Lachner (SW)
Bischof Franz-Josef Bode / © Max von Lachner ( SW )

Das gelte auch für "eine angemessene Reaktion darauf und über eine pastorale Begleitung derer, die noch zu einem Gespräch bereit sind", schreibt Bode in einem Gastbeitrag für die "Herder Korrespondenz" (Oktober).

Bischof Franz-Josef Bode / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ein Austritt bedeute eben nicht mehr Exkommunikation. Es gehe darum, wie die Kirche in der Nähe jener Menschen bleiben könne, "die uns formell verlassen, und wie Menschen zum Bleiben ermutigt werden können".

Gespräche statt Distanz

Kritisch äußerte sich Bode zu einer 2012 von der Deutschen Bischofskonferenz formulierten Vorlage eines Briefes an Ausgetretene. Diese weist das Schreiben auf Konsequenzen hin: etwa dass ein Empfang der Kommunion, eine katholische Eheschließung oder eine Taufpatenschaft nicht mehr möglich sind. Diese damalige Darstellung der Austrittsfolgen hat laut Bode oft gegenteilig gewirkt, Distanz erhöht und Gespräche verhindert.

Bode verweist besonders auf jene Katholiken, die "aus dem inner circle" die Kirche verlassen. Enttäuschung über päpstliche und vatikanische Äußerungen oder ausbleibende Reformen veranlassten katholisch eingebundene Christen, die Gemeinschaft zu verlassen, um ein nachhaltiges Protestzeichen zu setzen. Gerade diese Menschen müssten "unsere besondere Aufmerksamkeit behalten", so Bode. Zu vielen Gelegenheiten kämen sie noch in die Kirche, gingen dann und wann zur Kommunion. Sie befänden sich trotz Austritts "noch eigenartig dazwischen", bis sie sich mit der Zeit doch entfremdeten, falls es nicht neue Weisen der Verbindung zur Kirche gebe.

Die Situation dazwischen

"Immer mehr gelange ich zu der Überzeugung, dass Kirche nicht ein fest gerahmtes, umgrenztes Unternehmen ist, bei dem drinnen und draußen klar definiert sind", schreibt der Vizevorsitzende der Pastoralkommission der Bischofskonferenz. Bei Menschen, die "draußen" seien, gebe es ein "Drinnen". Und viele, die sich "drinnen" wähnten, seien innerlich weiter "draußen" als so manche Ausgetretene.

Das derzeitige Kirchensteuersystem bietet nach den Worten des Bischofs zwar eine hohe Verlässlichkeit bei Einnahmen und eine Planbarkeit der Ausgaben. "Dennoch ist neu zu bedenken, welch hohen pastoralen Preis wir inzwischen dafür zahlen." Es müsse neu abgewogen werden, wie dieses System künftig der Kirche in ihren Aufgaben dienen kann. "Dies umso mehr, als wir durch einen Austritt meistens nicht nur die eine Person verlieren, die geht, sondern auch die ihr folgenden Generationen."

Kirchenaustritte in Köln erreichen 2021 ein Allzeithoch

Im vergangenen Jahr sind so viele Kölnerinnen und Kölner wie nie zuvor aus der Kirche ausgetreten. Für 2021 verzeichnet das Amtsgericht Köln nach eigenen Angaben vom Montag 19.340 Austritte. Das waren beinahe doppelt so viele wie im bisherigen Spitzenjahr 2019, als 10.073 Menschen in Köln der Kirche den Rücken kehrten. Das Amtsgericht unterscheidet nicht zwischen evangelischer und katholischer Konfessionszugehörigkeit.

Bücher in Kirchenbänken / © Daniel Schweinert (shutterstock)
Bücher in Kirchenbänken / © Daniel Schweinert ( shutterstock )
Quelle:
KNA
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